Ahrtal

Helfern im Ahrtal ein Gesicht geben: Mainzer Studierende drehen bewegende Videos

Von Sandra Fischer
„Uuuund action“: Alina Hanß (links) und Alina Willing interviewen Oliver Thiel, seit Ende Juli freiwilliger Helfer im Ahrtal und Mitbegründer der Initiavtive „You Ahr not alone“.
„Uuuund action“: Alina Hanß (links) und Alina Willing interviewen Oliver Thiel, seit Ende Juli freiwilliger Helfer im Ahrtal und Mitbegründer der Initiavtive „You Ahr not alone“. Foto: Sandra Fischer

In einer Kooperation mit der Rhein-Zeitung haben Studierende des Journalistischen Seminars der Johannes Gutenberg-Universität Mainz Helfer im Ahrtal porträtiert. Herausgekommen sind sechs Video-Porträts, die unter die Haut gehen.

Lesezeit: 3 Minuten
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Ein Teil der angehenden Journalisten mit ihren Lehrkräften, Thomas Pütz vom Helfer-Shuttle (rechts) sowie Ahrtal-Dokumentator Markus Wipperfürth (2. v. r. hinten) am Grafschafter Helferzentrum.

„Uuuund Action!“ Mit Mikro, Smartphone und einem Fragenkatalog ausgestattet, interviewen Alina Hanß und Alina Willing einen Mann, der in den vergangenen Wochen und Monaten Großes geleistet hat: Oliver Thiel.

Seit Ende Juli im Einsatz

Der 53-Jährige aus Horbach im Westerwald ist Baugerätefahrer und seit Ende Juli als Helfer im Katastrophengebiet im Einsatz, hat Schlamm geschippt, Müll weggefahren und ist nun jedes Wochenende vorrangig als Netzwerker und Koordinator unterwegs. So auch an diesem Samstag.

Im Wintergarten von Willi Förster, wo vor der Flut exotische Pflanzen rankten und jetzt ein behelfsmäßiger Aufenthaltsraum eingerichtet wurde, besprechen Thiel und Peggy Onika die Arbeiten für das Wochenende. Die beiden gehören zu den Gründungsmitgliedern der Helferinitiative „You Ahr not alone“, die sich über jeden freut, der sich ihnen anschließt. Denn Arbeit ist auch fünf Monate nach der Flut noch genügend da und allein mit dem Verkauf von „You Ahr not alone“-Wein und Merchandise können die zahlreichen Projekte nicht finanziert werden.

„Wir sind auf Spenden angewiesen“, betonen die beiden, die zurzeit rund 20 Patenfamilien im Ahrtal betreuen. Bei diesen hören sie nach, wo der Schuh am meisten drückt und suchen dann bedarfsgerecht Spender, Helfer, Material und Maschinen. Hierbei werden durch das sich ständig verändernde Anforderungsprofil der anstehenden Aufgaben wenn möglich Fachleute mit Laien gepaart, die diese dann instruieren. „Kommunikation ist dabei das A und O.“

Der Förster'sche Garten ist eines der laufenden Projekte von „You Ahr not alone“. Während Willi im Wintergarten Kaffee und Schnittchen bereitstellt, brummen und knattern draußen Planierraupen, Mobilbagger, kleine Kettenbagger und Radlader, um das durch die Flut entstandene Trümmerfeld hinter dem Haus wieder in einem prächtigen Garten zu verwandeln.

Goldhochzeit im Schlamm

„Ich könnt die beiden einfach nur küssen“, sagt der 69-Jährige. „Einfach unbeschreiblich, was die hier leisten, das kann man mit Geld nie wieder gutmachen“, betont er und kramt mit Schlamm überzogene Familienbilder hervor, eines zeigt ihn und seine Ehefrau beim Urlaub vor 15 Jahren: „Unsere Goldhochzeit haben wir hier im Schlamm verbracht“, erinnert er sich.

Olli Thiel kann das zumindest ansatzweise nachvollziehen: Seinen Hochzeitstag hat auch er im Schlamm verbracht, im Ahrtal, ohne seine Ehefrau, mit Helfern ... Doch die Freude der Betroffenen ist Entschädigung genug. „Nach all dem Schlamm und der Warterei ist man manchmal nur noch am Verzweifeln. Wir hatten keine Perspektive und dann kam Olli“, bringt es Willi Förster auf den Punkt und schaut wieder hoffnungsvoll in die Zukunft. „Meine Frau hat Tausende von Pflanzenblättern mit dem Lappen einzeln vom Schlamm befreit. Jetzt schlagen sie wieder aus, dann kriegen wir das auch hin.“

Wie Zivilgesellschaft funktioniert

Auch die Studierenden sind tief bewegt von ihrem „Hinter den Kulissen“-Einblick ins Ahrtal. Für alle ist es der erste Besuch im Flutgebiet nach der verheerenden Hochwasserkatastrophe vom 14./15. Juli, und viele von ihnen hatten erst vor vier Wochen zum ersten Mal eine Kamera in der Hand.

„Am Anfang des dritten Semesters dreht sich alles um audio-visuellen Journalismus, alles ums bewegte Bild“, erklärt Professorin Katja Schupp. Diese erste größere Übung sollte ein „echtes Projekt“ sein, ohne die angehenden Journalisten dabei zu überfordern. „Wir wollten den jungen Leuten zeigen, wie Zivilgesellschaft funktioniert und sie damit anstecken“, erklärt Schupp und das Feedback der Studenten scheint ihr Recht zu geben. „Cool, dass wir die Möglichkeit haben, hierhin zu kommen und etwas Relevantes zu drehen und Zugang zu echten Menschen haben, die hier vor Ort arbeiten“, freut sich Teresa Liesenfeld, während Anna Charlotte Groos besonders von der Offenheit und Herzlichkeit der Menschen beeindruckt ist. „Das ist etwas ganz anderes, das selbst zu erleben.“

Die sechs Video-Porträts der Helfer:

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Oliver Thiel.

Oliver Thiel; Ein Video von Alina Willing und Alina Hanss

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Familie Ketz

Familie Ketz; Ein Video von Jessica Krauß und Maik Jahn

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Julia Reinsch.

Julia Reinsch; Ein Video von Tabea Schröder, Sophie Steinfeld, Vanessa Schmid

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Godehart Pötter.

Godehard Pötter; Ein Video von Lena Walbrunn und Mira Brünner

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Sabrina Schwingel

Sabrina Schwingel; Ein Video von Teresa Liesenfeld und Anna Groos

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Valentin Ferterer

Valentin Ferterer; Ein Video von Patrick Rebien und Stefan Schuchort