Was konnte seit der Flutkatastrophe bereits instand gesetzt werden? Wie ist der aktuelle Stand der Versorgung? Die ENM konnte bereits drei Tage nach der Flut verschiedene Orte in der Gemeinde Grafschaft über eine Transportleitung von Unkelbach aus wieder mit Erdgas erreichen. In den Wintermonaten kann es dort allerdings zu Engpässen kommen, da nur eine begrenzte Menge an Erdgas dort durchgeleitet werden kann. Schnell konnte die ENM auch Leitungen in Sinzig und Bad Bodendorf wiederherstellen. Im Remagener Stadtteil Kripp befindet sich die Übernahmestation, an der das Erdgas von der überörtlichen Transportleitung in das Netz der EVM-Gruppe eingespeist wird. 57 Prozent der Kunden sind bereits jetzt oder bis Ende Oktober wieder versorgt. Für 43 Prozent der Haushalte müssen bis zum Winter jedoch Übergangslösungen gefunden werden.
Was bedeutet das für die Haushalte, die bis zum Winter noch nicht mit leitungsgebundener Wärme rechnen können? Die Ahrtalwerke bieten für den Stadtteil Bad Neuenahr Lösungen zum Überbrücken der kritischen Monate an, entweder auf der Basis von Strom oder über einen auch befristet möglichen Anschluss an das im Angebot ausgeweitete Fernwärmenetz. „Mittlerweile ist es uns gelungen, die Stromversorgung zu fast 100 Prozent wiederherzustellen“, so Thomas Hoppenz, Geschäftsführer der Ahrtalwerke. Die EVM empfiehlt, sich jetzt zeitnah um eine Übergangsversorgung in Form von Flüssiggas zu kümmern. Das Partnerunternehmen Propan Rheingas biete diese Option ohne Kündigungsfristen an. Dienstags von 9 bis 13 Uhr und freitags von 12 bis 16 Uhr stehe dafür ein persönlicher Fachberater im EVM-Kundenzentrum an der Ringener Straße 25 in Bad Neuenahr-Ahrweiler zur Verfügung „Die Menschen brauchen in unsicheren Zeiten eine verlässliche und transparente Information darüber, was bei ihnen geht oder nicht“, machte Bürgermeister Orthen deutlich. Beim Umsetzen von Übergangslösungen seien die Handwerksbetriebe wichtige und erste Ansprechpartner. Wenn in Häusern allerdings die dazu notwendige Infrastruktur völlig fehle, sollen für die Betroffenen Notunterkünfte zur Verfügung stehen, so Orthen.
Mit welchen Arbeiten sind die Versorger aktuell beschäftigt? „Die Reparatur sowie der Neubau zerstörter Leitungen erfolgt momentan im Rekordtempo. So entsteht derzeit innerhalb weniger Wochen eine komplett neue Hochdruckleitung, für die sonst zwei Jahre Planungs- und Bauzeit nötig wären“, so der EVM-Vorstandsvorsitzende Josef Rönz. Von Kripp über Sinzig und Bad Bodendorf erreicht die Hochdruckleitung dann das Gebiet von Bad Neuenahr-Ahrweiler und folgt im Wesentlichen dem Verlauf der Ahr. „Da auch sämtliche Ahrüberquerungen durch die Flut zerstört wurden, ist der Wiederaufbau der zerstörten Gasinfrastruktur eine besondere Herausforderung“, erläutert ENM-Geschäftsführer Andreas Hoffknecht. Um etwa die Orte südlich der Ahr wieder mit Gas versorgen zu können, müssen zunächst Ahrquerungen neu geschaffen werden. Das erfolgt derzeit an zwei Stellen: in Höhe Lohrsdorf und bei Heppingen. Wenn an diesen Stellen wieder unterirdische Leitungen geschaffen und mit dem bestehenden Netz auf der anderen Seite der Ahr verbunden werden konnten, kann die Wiederaufnahme der Gasversorgung in dem Bereich südlich der Ahr vorbereitet werden. „Wir rechnen damit, dass wir die Haushalte dort im Laufe des Monats Oktober wieder anschließen können. Allerdings erleben wir bei der Beseitigung der Flutschäden jeden Tag neue Überraschungen“, schließt Hoffknecht Verzögerungen nicht aus.
Wie sieht denn der Zeitplan für die Bereiche nördlich der Ahr aus? Die ENM rechnet damit, dass die Erdgasversorgung im Gebiet zwischen Bad Neuenahr nördlich der Ahr und Walporzheim nicht vor Jahresende wieder aufgenommen werden kann. Die Hochdruckleitung zwischen Heppingen und Walporzheim, wo das Gasnetz endet, ist in einem solch starken Maß beschädigt, dass das Netz dort nicht mehr nutzbar ist. „Wir haben uns daher dazu entschlossen, eine neue Hochdruckleitung zu bauen“, erklärt der Geschäftsführer Hoffknecht. Die Neuverlegung der Gashochdruckleitung ist von Lohrsdorf bis zum Kreisverkehr Ringener Straße erforderlich. Ein Bauabschnitt führt unterhalb der Weinberge entlang der Bundesstraße 266 bis zum Kreisverkehr an der Ringener Straße. „Von dort haben wir die Möglichkeit, die neue Leitung mit dem bestehenden Netz im Stadtkern zu verknüpfen, um dann sukzessive die nächsten Straßenzüge wieder anzuschließen“, so Hoffknecht. „Neben neuen Leitungen müssen aber auch Gasdruckregelanlagen neu errichtet werden. Fünf solcher Anlagen sind komplett zerstört, neun durch das Hochwasser stark beschädigt. Ohne diese Stationen ist der Betrieb des Gasnetzes in Bad Neuenahr-Ahrweiler nicht möglich.“
Welche weiteren Herausforderungen gibt es? Ein weiteres Problem ist der Zustand der einzelnen Netzanschlüsse an den Häusern im Gebiet nördlich der Ahr. „Wir rechnen damit, dass sich in vielen Leitungen noch Wasser oder auch Schmutz befinden. Dann müssten wir diese Leitungen zunächst spülen, reinigen und trocknen, bevor wir wieder Gas auf die Leitungen geben können“, informiert Andreas Hoffknecht. Das ist bei mehreren Tausend Anschlüssen im Flutgebiet eine zeitaufwendige Herausforderung. Um hier schneller vorgehen zu können, kann die EVM-Gruppe auf die Unterstützung anderer Energieversorgungsunternehmen zurückgreifen, die bereitwillig ihre Hilfe angeboten haben. Unterstützung kommt beispielsweise von den Stadtwerken Neuwied, von der Bad Honnef AG, der ESWE aus Wiesbaden und weiteren Unternehmen. bea