Kreis Ahrweiler

Gemeindechefs schreiben Brief an Dreyer: Wie soll Wärmenetz im Ahrtal finanziert werden?

In Dernau, Rech und Mayschoß wird das Ziel verfolgt, Nahwärmenetze zu errichten.  Foto: picture alliance
In Dernau, Rech und Mayschoß wird das Ziel verfolgt, Nahwärmenetze zu errichten. Foto: picture alliance

Die drei Orte Dernau, Rech und Mayschoß ziehen ihre Lehren aus der verheerenden Flutkatastrophe im Ahrtal und wollen den Wiederaufbau hochwasserresilient gestalten.

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Dazu haben die Ortsbürgermeister Alfred Sebastian (Dernau) und Dominik Gieler (Rech) sowie der Erste Beigeordnete Hartwig Baltes (Mayschoß) eine gemeinsame Stellungnahme abgegeben, in der es um die Finanzierung der geplanten Wärmenetze geht.

Alle Ver- und Entsorgungsnetze sollten möglichst hochwassersicher wieder- beziehungsweise neu hergestellt werden. Auch der Wiederaufbau der zerstörten Häuser sollte, so weit wie möglich, diesem Grundsatz folgen, heißt es in der Stellungnahme. Als besonders kritisch dabei sehen die Verfasser der Stellungnahme Heizungen, die bisher weit überwiegend heizölbasiert in den Kellern extrem hochwassergefährdet sind.

„Sie stellen bei wiederkehrenden Hochwässern nicht nur ein hohes Risiko für den Hauseigentümer dar, sondern durch auslaufendes Heizöl und nachfolgende Verseuchungen auch für alle flussabwärts liegenden Gebäude“, ist in der Stellungnahme zu lesen. Daher verfolgen die drei Orte das Ziel, Nahwärmenetze zu errichten, aus dem sich alle Interessenten mit Heiz- und warmem Brauchwasser versorgen können. Das Projekt befinde sich nach umfangreichen Datenerhebungen in der Phase der Wirtschaftlichkeitsuntersuchung durch die Energieagentur Rheinland-Pfalz.

Es bestehe erheblicher Zeitdruck, da die ersten Netzbereiche bereits im nächsten Herbst/Winter 2022/2023 den Betrieb aufnehmen müssten, um die bisher eingerichteten Provisorien zu ersetzen. Zudem will das Trio damit die einmalige Chance nutzen, die Wärmeversorgung mit einem großen Schlag klimaverträglich auszurichten und mit regenerativen Energieträgern zu betreiben.

Große Fragezeichen gebe es jedoch bei der Finanzierung. „Während die Hausanschlüsse bei den Flutgeschädigten vollständig ersetzt werden, stehen für die Wärmenetze und Heizzentrale nur circa 50 Prozent Fördermittel von Bund und Land zur Verfügung“, so die drei Verfasser. Mit dieser Finanzierung spare die Wiederaufbauhilfe des Bundes Geld ein, denn der Nahwärmeanschluss sei erheblich preiswerter als der Ersatz der eigenen Heizungsanlage. „Die Forderung der Politik, das Ahrtal beim Wiederaufbau zur klimaneutralen Modellregion zu machen, braucht über die bestehenden Förderinstrumente hinaus zusätzliche Anreize“, finden die beiden Ortschefs und der Erste Beigeordnete.

Der erhebliche Zeitdruck zwinge die Gemeinden, ihre üblicherweise mehrjährigen Planungen zu verkürzen. Die Flutkatastrophe hat den Orten neu ausgewiesene Überschwemmungsbereiche beschert. Damit würden die Investitionsaufwendungen steigen. „Der Einsatz von fossilen Energien wäre schneller und hinsichtlich der Investitionen billiger realisierbar“, steht in der Stellungnahme. Als Modellregion Ahrtal würden aber zu Recht klimaverträgliche und innovative Lösungen insbesondere in der Energieversorgung, die noch mit Mehraufwendungen einhergehen, erwartet.

„Es besteht jedoch das Risiko, dass unter den Ahrtaler Sonderbedingungen die Mehrkosten die Akzeptanz der Bevölkerung mindern und in einem Schneeballeffekt das Projekt Nahwärme scheitern lassen. Dies wäre dann allerdings ein gewaltiger Rückschlag für die Klimapolitik von Bund und Land“, warnen die Verfasser. Sie appellieren daher in einem Brief an Ministerpräsidentin Malu Dreyer, die erwähnten Einsparungen in die Finanzierung des Wärmenetzes umzuleiten.