Bad Neuenahr-Ahrweiler

Flutwelle verändert über Nacht Gesicht der Stadt: Bad Neuenahr-Ahrweiler wird zur Insellandschaft

Von Gabi Geller
Der Friedhof in Ahrweiler ist normalerweise eine Sehenswürdigkeit. In der Nacht zum Donnerstag wurde der große Baum zum Lebensretter für einen jungen Mann.  Foto: Christian Koniecki
Der Friedhof in Ahrweiler ist normalerweise eine Sehenswürdigkeit. In der Nacht zum Donnerstag wurde der große Baum zum Lebensretter für einen jungen Mann. Foto: Christian Koniecki

Mit einer Wucht, die man sich nicht hat vorstellen können, ist die Flutwelle durch Bad Neuenahr-Ahrweiler gerauscht. Am Mittwochabend waren von Marienthal bis Heimersheim Feuerwehrwagen durch die Straßen gefahren, um vor dem Hochwasser zu warnen. Gegen 1 Uhr in der Nacht begann sich dann die Ahr in einem nie gekannten Ausmaß auszubreiten. Menschen mussten auf ihre Dächer klettern, um sich in Sicherheit zu bringen. Das THW war in Booten unterwegs, um sie aus ihrer lebensgefährlichen Lage zu retten, doch kamen sie gegen die starke Strömung kaum an.

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Als es am Donnerstagmorgen gegen 5 Uhr hell wird, zeigt sich das ganze Ausmaß der Zerstörung. Die Ahrbrücken sind unpassierbar, von der ungeheuren Strömung einfach weggerissen. Die Bewohner in Straßen, die noch nie von Hochwasser betroffen waren, stehen fassungslos vor den Überresten ihres Besitzes. Inmitten des Chaos beginnt das große Aufräumen. In manchen Vorgärten stapeln sich Pkws, die aus anderen Stadtteilen hergetrieben wurden. Wolfgang Fels von der Freiwilligen Feuerwehr Ahrweiler kann es kaum fassen: „So etwas habe ich in 54 Jahren nicht erlebt!“

Der Friedhof in Ahrweiler ist normalerweise eine Sehenswürdigkeit. In der Nacht zum Donnerstag wurde der große Baum zum Lebensretter für einen jungen Mann.

Christian Koniecki

Die Altstadt von Ahrweiler ist vom gegenüberliegenden Ufer abgeschnitten. Wo eine Brücke sein müsste, ist nur noch Wasser.

Christian Lipowski

Die Altstadt von Ahrweiler. Hier flanieren in den Sommermonaten normalerweise Tausende Touristen. Jetzt sind die Prachtstraßen mit ihren Fachwerkhäusern eine Schlammwüste. Einzelhandelsgeschäfte, Restaurants und Gaststätten wurden von den Fluten durchgespült. Es wird dauern, bis hier wieder der Alltag einkehrt.

Christian Koniecki

Selbst die tonnenschwere Brücke, die vom Ahrtor zur Straße nach Ramersbach führt, hielt den Fluten nicht stand. Eine von vielen Brücken, die die Ahr-Springflut zerstört hat.

Christian Koniecki

Besonders hart wurde die Dr.-von-Ehrenwallsche-Klinik getroffen. Die Gebäude wurden mehrere Meter hoch geflutet. Die Pkw-Flotte existiert nicht mehr. Man hatte die Fahrzeuge noch auf einen höheren Parkplatz gebracht. Aber die Fluten schwollen mehr und höher, als man es sich hatte vorstellen können. „Da schwimmt unser Bus im Teich, und ändere Wagen stehen auf Gebäudedächern“, schildert ein Mitarbeiter. Eine Frau erzählt von der Angst der vergangenen Nacht in ihrer Wohnung am Ahrweiler Sportplatz. „Nach Mitternacht sah ich Wohnmobile am Haus vorbeischwimmen.“

In der Gierenzheimer Straße in Ahrweiler liegen Pkw kreuz und quer und verkeilt in den Vorgärten. Ein Auto hängt nach dem Abfluss der Fluten auf einer Gartenmauer. Hierher geschwommen von irgendwo. Die Leute der Freiwilligen Feuerwehr sind seit dem Vorabend im Einsatz. Die Flut hat über Nacht das Stadtbild radikal verändert. „Ein Kriegsgebiet“, kommentiert ein Augenzeuge.

Von unserer Mitarbeiterin Gabi Geller