Ahrtal

Eröffnungen machen Mut – aber die Gäste muss man überzeugen: Wie Touristiker im Ahrtal in die Saison starten

Neue Veranstaltungsformate, wie der „Ahr-Wein-Walk“ am Wochenende von Christi Himmelfahrt, verbinden die Themen Wandern und Genuss in den Weinbergslagen. Foto: Max Harrus
Neue Veranstaltungsformate, wie der „Ahr-Wein-Walk“ am Wochenende von Christi Himmelfahrt, verbinden die Themen Wandern und Genuss in den Weinbergslagen. Foto: Max Harrus

„We AHR Open“ ist das diesjährige Motto des Tourismus' im Ahrtal. Doch wie stellt sich die Lage dort im Frühjahr knapp zwei Jahre nach der Flut dar? Wie viele betroffene Betriebe sind wieder geöffnet? Wie sieht es mit den Bettenkapazitäten aus? Wo gibt es noch Probleme? Der Ahrtal-Tourismus hat zum Saisonstart die aktuellen Zahlen zusammengestellt, aber auch versucht, die Stimmung bei den Betrieben im Kreis zu erfassen.

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„Wir stellen fast durchweg Aufbruchstimmung fest“, sagt der Vorsitzende Christian Lindner vom Hotel Aurora in Bad Neuenahr. „Selbst Betriebe, die immer noch mit Schwierigkeiten, Verzögerungen und Unwägbarkeiten zu kämpfen haben, sind zuversichtlich, dass der Tourismus im Ahrtal Zukunft hat.“

Viele Betriebe wollen noch öffnen

Rund 70 Prozent aller touristischen Betriebe zwischen Blankenheim und Sinzig – Hotellerie, Gastronomie Ferienwohnungen und Weingüter – waren im Juli 2021 von der Flut getroffen. Von diesen Betrieben sind derzeit wieder mehr als 60 Prozent geöffnet. Und diese Zahl werde sich in diesem Jahr noch nach oben bewegen, kündigt Lindner an. „Uns wurden viele weitere Wiederöffnungen für das Jahr 2023 angekündigt. Auch neue Betriebe sind am Start. Das zeigt, dass es Schritt für Schritt bergauf geht.“

Im Bereich der Bettenzahl fehlen derzeit allerdings noch deutlich Kapazitäten. Dadurch, dass viele größere Hotelbetriebe erst Ende 2023 oder 2024 ihre Wiederöffnung ermöglichen können, stehen beispielsweise in der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler derzeit erst rund die Hälfte der vor der Flut gemeldeten Betten zur Verfügung. In der ebenfalls stark betroffenen Verbandsgemeinde Altenahr sieht es nicht viel anders aus. Hier sind gerade mal gute 40 Prozent der Betten wieder buchbar.

Parkplätze fehlen im Ahrtal

Baustellen gibt es auch im Bereich der touristischen Infrastruktur noch viele. „Uns ist durchaus bewusst, dass die Folgen der Flut für unsere Gäste ersichtlich sind – mal mehr, mal weniger“, sagt Tourismusreferentin Meike Carll. „Es lässt sich nicht beschönigen, dass der Wieder- oder Neuaufbau an vielen Stellen im Tal noch Jahre in Anspruch nehmen wird. “

Ein Problem würden aktuell die Parkplatzkapazitäten darstellen: Einige Parkplätze, wie der Wanderparkplatz am Ahrsteig in Walporzheim, stünden nicht mehr zur Verfügung, Tiefgaragen befinden sich noch im Wiederaufbau und es werde weiterhin Parkraum für Handwerkerfirmen benötigt. „Wir empfehlen unseren Gästen, wenn möglich, mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen“, sagt Carll. Es werde aber daran gearbeitet, Alternativen zu schaffen. So sind etwa provisorische Parkplätze an der Stadtmauer in Ahrweiler entstanden.

Ahr-Radweg ist vielerorts wieder befahrbar

Glücklicherweise seien die beliebten Wanderrouten, Weinbergshänge und Freizeitaktivitäten, zum Beispiel der Regierungsbunker, das Museum Römervilla, der Waldkletterpark und die Sommerrodelbahn in Altenahr, nicht betroffen gewesen von der Flut. Der Ahr-Radweg, der zu einem Großteil überflutet war, ist zumindest in Teilstrecken wieder befahrbar. Während die Strecke zwischen Blankheim und Fuchshofen nicht betroffen war, wurden für Teile der Strecke Walporzheim bis Sinzig Umleitungen eingerichtet. Der Radweg zwischen Fuchshofen und Ahrbrück ist aufgrund von Bauarbeiten zwar noch gesperrt, er soll aber im Sommer 2023 wieder befahrbar sein.

Erfreulich ist laut Carll auch, dass sich bei den Veranstaltungen einiges getan habe: Beliebte Events, die aufgrund der Corona-Pandemie und der Flut entweder gar nicht oder nur eingeschränkt stattfinden konnten, gehen wieder an den Start. So lockt nach drei Jahren corona- und flutbedingter Pause an Pfingsten der beliebte Weinmarkt der Ahr auf den Ahrweiler Marktplatz. Das Ahrtaler Gipfelfest lädt an Fronleichnam wieder alle Generation dazu ein, an vier Tagen vier Gipfel zu erklimmen und auf dem jeweiligen Tagesgipfel ein Programm zu genießen. Neue Veranstaltungsformate wie der Ahr-Wein-Walk oder der Weinfrühling Mittelahr im Mai verbinden Wandern und Genuss.

Gästeführungen sind sehr beliebt

Gästeführungen würden sich ebenfalls großer Beliebtheit erfreuen. Hier seien nach wie vor die Wiederaufbauführungen in Altenahr, Ahrweiler und Bad Neuenahr besonders gefragt. Und auch im Bereich des Einzelhandels gebe es zwischenzeitlich Fortschritte. Immer mehr Geschäfte öffnen. Unter dem Titel „Frühlingsbunt“ präsentiert sich der Einzelhandel in Bad Neuenahr-Ahrweiler am 1. und 2. April mit neuem Konzept und verkaufsoffenem Sonntag.

Geschäftsführer Christian Senk vom Ahrtal-Tourismus fasst zusammen: „Es geht voran – wenn auch manchmal langsamer als erhofft. Der Tourismus im Ahrtal kämpft sich sukzessive nach oben. Und, was dabei nicht vergessen werden darf: Alle neu geöffneten Betriebe, also Hotels, Gastronomie, Weingüter oder der Einzelhandel sind nicht nur nach heutigem Stand optisch und baulich top saniert, sondern haben vielfach auch die Chance für Neues genutzt. Das wird das Ahrtal dauerhaft abheben von anderen Regionen.“ Vorstandsmitglied Andreas Carnott vom Hotel Ruland aus Altenahr fügt hinzu: „Auch wenn die Auslastung in vielen Betrieben insgesamt noch nicht an Vor-Corona-Zeiten heranreicht, ich erhalte von vielen Kollegen die Rückmeldung: Es läuft gut an. Die Gäste sind durchweg zufrieden oder sogar begeistert von den Betrieben.“ Jetzt müsse der Tourismus den Fahrtwind aufnehmen und nach und nach eine Schippe drauflegen.

Damit das gelingt, hat der Ahrtal-Tourismus das Nachhaltige Tourismuskonzept 2025 Ahrtal angestoßen. Gemeinsam mit Betrieben, Einwohnern, Gästen, Kommunen und Tourismusfachleuten wird seit dem vergangenen Jahr intensiv an den Leitideen und dem damit verbundenen Maßnahmenkatalog gearbeitet. „Im Tourismuskonzept werden sich die Themen Nachhaltigkeit, Innovation, Gastlichkeit und die Wein- und Wanderregion als übergeordnete Kernmarke in konkreten Projekten widerspiegeln“, kündigt David Bongart, Projektleiter Tourismusstrategie beim Ahrtal-Tourismus an. Im zweiten Quartal 2023 will der Ahrtal-Tourismus das gesamte Konzept mit den geplanten Projekten und Maßnahmen vorstellen. red