Kreis Ahrweiler

Empörte Lohnunternehmer: Professionelle Helfer im Tal schimpfen auf die ADD

Von Gisela Kirschstein
Gerade in den ersten Tagen nach der Flut waren es vor allem private Lohnunternehmer, Bauern und Gartenbauer, die an der Ahr anpackten. Foto:  dpa
Gerade in den ersten Tagen nach der Flut waren es vor allem private Lohnunternehmer, Bauern und Gartenbauer, die an der Ahr anpackten. Foto: dpa

Empörung bei den professionellen Helfern an der Ahr: „Die Stimmung ist ziemlich mies“, berichtete Markus Wipperfürth, inzwischen zu einem Sprecher der Bauunternehmer, Landwirte und Gartenbauer geworden, die seit mehr als zwei Wochen an der Ahr das Aufräumen und Bergen erledigen. Unter diesen Helfern herrsche Fassungslosigkeit und Wut, berichtete Wipperfürth.

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Anlass für die Wut waren Aussagen von Thomas Linnertz, Chef der ADD und Leiter des Krisenstabes in der Pressekonferenz vom Donnerstag. Linnertz hatte dort auf die Frage unserer Zeitung zum Thema Entschädigung und Bezahlung der professionellen aber unbezahlten Helfer lediglich zugesagt, die Unternehmer könnten entstandene Schäden an Geräten einreichen, sofern vor Ort Aufträge für die Hilfsmaßnahmen erteilt worden seien. Größere Zusagen über auch rückwirkende Kostenübernahmen könne man aber nicht machen: „Wir können das gar nicht nachvollziehen, wer was getan hat, mit Auftrag oder nicht Auftrag“, sagte Linnertz.

Der Ausschnitt aus der Pressekonferenz verbreitete sich rasant über die sozialen Netzwerke – und löste eine Welle der Empörung aus. Bis zum Nachmittag wurde das Video mehr als 130.000-mal aufgerufen, mehr als 760-mal geteilt und weit mehr als 4000-mal kommentiert. Der niedersächsische Landwirt Christian Lohmeyer etwa warf dem Krisenstab völliges Organisationsversagen vor. „Nach der Katastrophe brach wie ein Segen plötzlich eine Hilfe von Bauunternehmern, Gärtnern und Landwirten über die Region dort herein“, betonte Lohmeyer: „Die kamen mit ihren schweren Geräten, die haben nicht gefragt, die haben angepackt und mit ihrem Fachwissen und ihren Geräten einfach umgesetzt, was nötig war.“ Und jetzt „sitzt da ein Herr Linnertz und erklärt diesen Leuten, sie bleiben auf ihren Kosten sitzen, der Krisenstab erklärt, ohne Auftrag keinen Anspruch auf Bezahlung“, schimpfte Lohmeyer: „Wer erteilt denn solche Aufträge eigentlich, Herr Linnertz, wäre das denn nicht genau Ihre Aufgabe gewesen, vom ersten Tag an, diese Aufträge zu verteilen und zu koordinieren?“

Besonders übel stieß zudem auf, dass Linnertz bei der Pressekonferenz am Donnerstag zu Beginn seines Statements ein verlegenes Lachen hören ließ. Linnertz entschuldigte sich dafür am Freitag ausdrücklich, allerdings erst auf Nachfrage: „Es war keineswegs so gedacht, dass ich irgendwen belächeln würde“, betonte Linnertz: „Wer mich kennt, weiß, wie ernst ich die Situation nehme.“ Der Krisenstab wisse „natürlich, welche Bedeutung es hat, wenn Unternehmer ihre Zeit opfern, um den Menschen hier zu helfen“.
Es gelte grundsätzlich die Regel: „Wenn der Ortsbürgermeister vor Ort jemanden einsetzt und der einen Auftrag erfüllt, wird das auch bezahlt“, betonte Linnertz. Innenminister Roger Lewentz (SPD) ergänzte, man erwarte keine Niederschrift und keinen formellen Auftrag, diese „Aufträge“ könnten auch mündlich erteilt werden. Es war schließlich Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD), die sich ausdrücklich bei den Profihelfern im Tal bedankte: Diese brächten „so eine tolle Leistung, ohne deren Hilfe wir aufgeschmissen wären“, sagte Dreyer.

Gisela Kirschstein