Ahrtal

Eine Energiefabrik fürs Ahrtal? Zweckverband Wasserversorgung plant eine Biogasanlage

Wasserleitungen, Leerrohre, Glasfaserrohre und Gasrohre liegen in dem neuen Leitungsgraben des WZV. Foto: Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz
Wasserleitungen, Leerrohre, Glasfaserrohre und Gasrohre liegen in dem neuen Leitungsgraben des WZV. Foto: Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz

Die Trinkwasserversorgung der Verbandsgemeinden Altenahr und Adenau war bisher das Kerngeschäft des Zweckverbandes Wasserversorgung Eifel-Ahr (WZV). Seit der Flutkatastrophe hat der Zweckverband der beiden Verbandsgemeinden mit seinem Betriebsführer, den Stadtwerken Bonn (SWB Regional), seinen Aufgabenbereich erweitert. Der WZV baut eine Infrastrukturtrasse und plant die „Energiefabrik Ahrtal – Regional.Regenerativ.Resilient“.

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Rückblick: Am 15. Juli 2021 steht der Wasserversorger mit Werkleiter Theo Waerder vor einem Trümmerhaufen. Die Flut hat auf einer Strecke von 30 Kilometern das 40 Kilometer lange Leitungsnetz entlang der Ahr zerstört. 26 der 49 Orte in den beiden Verbandsgemeinden sind von der Trinkwasserversorgung abgeschnitten. Es beginnt das große Anpacken: Provisorien werden in Betrieb genommen, Wasserhochbehälter permanent mit Wassertransportfahrzeugen befüllt, Brunnen neu gebohrt, Fließgewässer aufbereitet, neue Transportleitungen verlegt und andere Wasserleitungsnetze werden in den drauffolgenden Wochen genutzt, um die Menschen wieder mit der lebensnotwenigen Ressource Trinkwasser zu versorgen.

Alles so aufzubauen wie vor der Flut kam für Waerder nicht infrage

Werkleiter Theo Waerder und seine Mitarbeiter stehen vor einem gewaltigen Wiederaufbauprogramm. Alles wie bisher? Das kam für Waerder nicht infrage. Der Verband erarbeitet unter seiner Regie eine neue Infrastrukturtrasse, die nicht nur die Wasserleitungen vor künftigen Flutereignissen schützen soll, sondern auch weitere Infrastrukturen mit ins Boot nimmt.

„Nach der Flut lautete die Ansage der Politik: Wir wollen, dass das Ahrtal zur Modellregion für eine nachhaltige Energieerzeugung wird.“

Theo Waerder, Werkleiter beim Zweckverband Wasserversorgung Eifel-Ahr

Zur neuen Wasserleitung des Verbandes kommen Gasrohre für Hoch- und Mitteldruck, Glasfaserleerrohre, weitere Leerrohre und in Abschnitten auch Rohre für die Abwasserentsorgung mit in den Leitungsgraben. Von Dernau an der Mittelahr bis nach Schuld an der Oberahr, rund 30 Kilometer lang, wird die neue Trasse. Im Dezember 2022 ist bereits mehr als die Hälfte der Strecke geschafft. Da, wo es die Topografie des Ahrtals zuließ, hat man möglichst weit weg von der Ahr die Gräben gezogen, da, wo das nicht möglich war, wurden Stützmauern und Betonwannen gebaut oder der Boden verkälkt, um die Resilienz der Trasse zu gewährleisten.

Die Versorgungstrasse des Zweckverbandes Wasserversorgung Eifel-Ahr hat aber noch eine zweite Funktion. Auf die Trasse kommt der neue Radweg durchs Ahrtal von Dernau bis Schuld. Deshalb wurde die Trassenführung in enger Absprache mit den Gemeinden und dem Landesbetrieb Mobilität festgelegt. Von Altenahr bis Schuld könnte der Radweg schon bald in Betrieb genommen werden, wenn die erforderlichen Brücken dafür stehen würden.

Theo Waerder Foto: Martin Magunia
Theo Waerder
Foto: Martin Magunia

Nicht nur die Radweglösung ist einmalig am Projekt. Der ZV Wasserversorgung hat schließlich auch die erste Gasleitung durchs enge Mittelahrtal bis Schuld verlegt. Sie klassisch für Erdgas zu nutzen, ist eine Möglichkeit. Als Betreiber kämen die großen Versorger ebenso infrage wie eine Bürgergesellschaft als Konzessionsnehmer. Theo Waerder und der Verband verfolgen aber in einer Interessengemeinschaft mit Westnetz und der EVM einen anderen Plan: Wir wollen an der Ahr Deutschlands größtes Biogas-Grüngasnetz bauen.

Auslöser für diesen Plan ist die geplante Erweiterung der Kläranlage Dümpelfeld, die in Zukunft die von der Flut zerstörten Abwasseranlagen in Altenahr und Mayschoß ersetzen soll. „Das ist der ideale Standort für unsere geplante Biogasanlage, die das Tal mit regenerativer Energie versorgen könnte. Ein zukunftsweisendes Projekt für eine regionale und klimaneutrale Wärme- und Stromerzeugung“, so Waerder. Bioabfälle aus dem AW-Kreis und Nachbarkreisen, Klärschlamm, Rückstände aus Landwirtschaft (ohne Gülle), Weinbau und Forsten der Region sind die Rohstoffe einer geplanten Energiefabrik Ahrtal (EFAhr) . Hier würde dann grünes Biomethan erzeugt. In einem Elektrolyseur soll außerdem grüner Wasserstoff aus Überstromkapazitäten erzeugt und damit CO² methanisiert werden. So kommt das Biomethan ins Leitungsnetz und kann im Ahrtal von Dernau bis Schuld über Blockheizkraftwerke im Rahmen der Kraft-Wärme-Kopplung für eine regenerative Strom- und Wärmeversorgung genutzt werden.

Arbeit an Genehmigungen und Förderanträgen läuft

Eine Machbarkeitsstudie der Partner WZV Eifel/Ahr, Westnetz und EVM sei positiv verlaufen, Wasserstoff-kompatibel sei das Leitungsnetz auch, heißt es vom WZV. An den Genehmigungen und Fördermitteln von Bund und Land arbeiten die Energiepartner mit der Energieagentur des Landes. „Nach der Flut lautete die Ansage der Politik: Wir wollen, dass das Ahrtal zur Modellregion für eine nachhaltige Energieerzeugung wird. Wir wollen dies mit unserem Modellprojekt so umsetzen und hoffen, dass die Politik uns hierbei auch unterstützt. “, so Waerder. red