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Ahrtal

Ein Tag mit den Dachzeltnomaden beim Einsatz im Ahrtal: „Ich war noch nie mehr ich selbst als hier“

Von Sandra Fischer
Nach getaner Arbeit wird fürs Gruppenfoto posiert und Mitorganisator Thilo gibt das Kommando: „Einmal Hände hoch und jubeln!“  Fotos:  Sandra Fischer
Nach getaner Arbeit wird fürs Gruppenfoto posiert und Mitorganisator Thilo gibt das Kommando: „Einmal Hände hoch und jubeln!“ Fotos: Sandra Fischer Foto: Sandra Fischer

Das Blasorchester Rupperath spielt „Zum Geburtstag viel Glück“ und Eike strahlt übers ganze Gesicht. Es hat sich schnell herumgesprochen, dass sie eine Leidenschaft für Schokolade hat, entsprechend fallen die Geschenke aus. Im kleinen Stadtteil von Bad Münstereifel ist die Mainzer Stewardess inzwischen bekannt. Seit 45 Tagen händigt sie im Flut geschädigten Ahrtal statt Tomatensaft und abgepackten Nüssen Stemmeisen und Meißel aus und ist zur Bauleiterin avanciert.

Lesezeit: 7 Minuten
Möglich gemacht haben es ihr die Dachzeltnomaden (DZN). „Ich war noch nie mehr ich selbst als hier“, sagt Eike, als sie in Cargohose, Arbeitsschuhen, Gehörschutz und Handschuhen im Kellergewölbe einer Pizzeria in Antweiler bei den Stemmarbeiten anpackt. Noch kann sie sich kaum vorstellen, Ende des Monats wieder in ihre frisch ...
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Wie alles begann: Die Legende Dachzeltnomaden goes Ahrtal

Thilo Vogel ist gerade an der Ostsee, als eine nie da gewesene Hochwasserkatastrophe große Teile des Ahrtals zerstört. Wie viele andere hat auch der Gründer der Dachzeltnomaden das Bedürfnis zu helfen. Auf einer Pop-up-Veranstaltung der DZN werden Spenden gesammelt, doch das ist dem 42-Jährigen nicht genug.

Am dritten Samstag nach der Flut schließt er sich mit sieben anderen Dachzeltnomaden einer privaten Hilfsorganisation an, um sich einen Überblick über die Situation vor Ort zu verschaffen und mit anzupacken. Am nächsten Tag startet er einen Livestream an die DZN-Community unter dem Motto „Leute, hier muss was passieren.“ Angesichts der positiven Reaktionen wird schnell klar: „Hier müssen wir was draus machen“. Das fünfköpfige DZN-Kernteam, von denen drei im Ahrtal sind und zwei von mobilen Standorten aus mitarbeiten, setzt sich zusammen und entwickelt innerhalb kürzester Zeit ein Konzept mit schlanken Strukturen, flachen Hierarchien und einem modernen Marketing. Der Rest ist Geschichte. 50 Tage haben die Nomaden bislang geholfen. Aus einem Tag wurde eine Woche, dann ein Monat. Am 3. Oktober soll nun eigentlich Schluss sein, damit die Organisatoren wieder ihren eigentlichen Berufen nachgehen können. Doch noch glaubt so keiner so recht an ein Ende der DZN-Ära. „Es ist noch viel zu viel zu tun“, bringen es die Helfer auf den Punkt. Thilo, der sich das bewährte Konzept auch auf einer internationalen Ebene vorstellen kann, gründet jetzt eine gemeinnützige UG (gUG), die Spenden annehmen und auch ein Organisationsteam finanzieren könnte. „Das können Leute aus dem DZN-Kernteam sein, muss aber nicht. Es geht ja nicht um uns, sondern um das WIR“, so der DZN-Gründer. fis
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