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Kreis Ahrweiler

Diskussion zum Wiederaufbau von RZ und RPR1.: Wie geht es denn jetzt weiter im Ahrtal?

Von Beate Au
„Aufbruch Ahrtal“: RZ-Chefredakteur Lars Hennemann (links), der die Veranstaltung gemeinsam mit Jens Baumgart von RPR1. in der Landskroner Festhalle moderierte, mit Frank Wershofen, Josef Rönz, Nicole Steingaß, Fred Sebastian und Marc Ulrich.
„Aufbruch Ahrtal“: RZ-Chefredakteur Lars Hennemann (links), der die Veranstaltung gemeinsam mit Jens Baumgart von RPR1. in der Landskroner Festhalle moderierte, mit Frank Wershofen, Josef Rönz, Nicole Steingaß, Fred Sebastian und Marc Ulrich. Foto: Hans-Jürgen Vollrath

Vor vier Monaten ist die Zeit stehen geblieben nach der Flutkatastrophe im Ahrtal. Doch jetzt sind die Menschen in der Phase des Aufbruchs angekommen, und viele haben das Gefühl, die Zeit läuft ihnen davon. Wie gestalten wir die Zukunft?

Lesezeit: 5 Minuten
Darauf werden jetzt konkrete Antworten erwartet. Bei der Podiumsdiskussion, zu der die Rhein-Zeitung und Radio RPR1. am Dienstagabend in die Landskroner Festhalle eingeladen hatten, zeigte sich: Es gibt immer noch viele Fragezeichen und Unsicherheiten. In seinen Anfängen steckt der Wiederaufbau im Spagat zwischen schnell geschaffenen Provisorien für eine Versorgungsinfrastruktur zum ...
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Warten oder loslegen? Beim Heizen scheiden sich Geister

Heimersheim. Bei keinem Thema zur Entwicklung des Ahrtals ist der Entscheidungsdruck angesichts der Jahreszeit für Bürger, Handwerker, Planer und Politiker so groß wie beim Thema Heizen. Setze ich auf klassische Einhausheizsysteme und lege mich auf Jahre fest, oder warte ich auf innovative, ökologische Lösungen?

Landesbeauftragte Nicole Steingaß räumte einen Entscheidungsspielraum ein und meinte gar, es gelte „über die Winter zu kommen, egal wie“. Später konkre-tisierte sie die Vorgaben: Die Wärme- und Energieversorgung müsse auf jeden Fall resilienter, nachhaltiger, sicherer, dabei bezahlbar und auf einem neuen technischen Standard erfolgen. Sie erwartet einen „Erneuerungsschub“.

Einen eindringlichen Lagebericht gab Frank Wershofen. Der Kreishandwerks-meister leitet einen Heizungsbaubetrieb mit gut zwei Dutzend Mitarbeitern in Ahrweiler. Er kann aufgrund der Fülle die Anfragen der Kunden nach neuen Heizungen oder nach dem Anschließen von Gasheizungen kaum annehmen, selbst mithilfe von mithelfenden Handwerkern von außerhalb kaum alle angenommenen Aufträge abarbeiten. „Gas geht nur bis Walporzheim“, stellte er fest. Und dort, wo der Gasanschluss möglich ist, fehlen aktuell noch 3000 Gaszähler für die Versorgung mit Warmwasser und Heizung. 500 Stück seien gesetzt, 450 beantragt.

„Flotter Vorarbeiter“ für die Installateure ist die Energieversorgung Mittelrhein (evm). Sie ist für die Gasrohre und -leitungen zuständig. Bis Ende November würden alle bisherigen Kunden wieder an die Gasversorgung angeschlossen, versprach Josef Rönz, Vorstandsvorsitzender der evm. Neben enormen personellen Anstrengungen und Unterstützungen wurden für Leitungsbau und Reparaturen im Ahrtal bis zu 30 Millionen Euro bereitgestellt.

Während der Netzbetreiber beim Wiederaufbau Gas gegeben hat, vermisst Fred Sebastian als Ortsbürgermeister von Dernau dieses Tempo, die Unterstützung und die terminliche Perspektive, wenn es um innovative Heizungen geht. Gerade an der mittleren und oberen Ahr, wo es keine Gasleitung gibt und wo in den Häusern Öl- oder Flüssiggasheizungen dominieren. Rech, Dernau und Mayschoss wollen eine Nahwärmeversorgung aufbauen, die zentral möglichst viele Häuser dann ohne eigene Heizungsanlagen versorgen kann. In Marienthal ist das Projekt schon sehr konkret. Müsch und Kreuzberg nannte Torsten Kurtz von der Energieagentur Rheinland-Pfalz als weitere Interessenten und räumte ein: „Bei drei Jahren bis zur Realisierung ist das für Übergangslösungen zu lange.“

Fred Sebastian konterte und variierte den Spruch „Alle elf Minuten verliebt sich ein Helfer ins Ahrtal“. Sebastian: „Alle zwei Tage bestellt sich ein Dernauer eine Heizung“, beschrieb er pointiert die Tatsache, dass die Bürger nicht auf eine vielleicht ökologischere und sogar günstigere Gemeinschaftslösung warten, sondern selbst für ihre warme Wohnung sorgen.

Das wiederum rief Heizungsbauer Frank Wershofen auf den Plan, der feststellte, dass sich Nahwärmeanschlüsse gegenüber individuellen Heizungen nur rechnen, wenn ausreichend zahlende Haushalte angeschlossen werden wollen und können. Er erinnerte an das Thema „Zwangsanschluss“ an die Fernwärme in Bad Neuenahr.

Zum Thema Kosten hatte Ortsbürgermeister Sebastian der Politik und der ISB bereits vorher die Rechnung aufgemacht und für staatliche Förderung von neuen Nahwärmeanlagen plädiert, die dadurch günstiger werden könnten. Eine konventionelle Einhausheizung koste 25 000 Euro, der Anschluss eines Hauses ans Netz dagegen nur 4000 Euro. Beide werden mit 80 Prozent aus der Wiederaufbauhilfe gefördert, wobei damit der Wärmenetzanschluss für den Staat der günstigere ist. Wenn dieser „gesparte“ Differenzbetrag dann als Zuschuss in die Gesamtförderung fließe, sei Nahwärme die klare Alternative.

Von unserem Mitarbeiter Frank Bugge

Flutkatastrophe im Ahrtal
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