Kalenborn

Die Karawane der Hilfe braucht Wege: Größte Herausforderung ist fehlende Infrastruktur

Von Beate Au
Am Stützpunkt Kalenborn laufen viele Fäden zusammen; hier wird der Einsatz vieler Helfer koordiniert.
Am Stützpunkt Kalenborn laufen viele Fäden zusammen; hier wird der Einsatz vieler Helfer koordiniert. Foto: Sascha Ditscher

„Wie buchstabiert man eigentlich Hönningen?“, fragt jemand in pfälzischem Dialekt im Zelt der Einsatzleitung in Kalenborn. Ortskenntnis ist nicht auf Knopfdruck abrufbar. Doch die vielen Hilfskräfte, die von der technischen Einsatzleitung des Stützpunktes Kalenborn oberhalb von Altenahr ins Katastrophengebiet geschickt werden, müssen sich schnell mit dem Gebiet vertraut machen, das sie zum Teil nur über Wald- und Wirtschaftswege erreichen können. Unten im Tal warten viele Menschen auf ihre Hilfe.

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„Passt auf euch auf“, gibt Willié Philipp von der Einsatzplanung einem THW-Trupp mit auf den Weg. Sie sollen auf schwierigem Terrain die Lage erkunden. Und er bereitet sie auch darauf vor, dass sie dabei Leichen finden könnten. Rund 700 Hilfskräfte aus allen Teilen Deutschlands werden von hier aus dirigiert, darunter THW, Feuerwehr, DLRG, private Unternehmen, aber auch Bauern und Lohnunternehmer mit Erfahrung im Straßenbau. Denn darum geht es: Rettung braucht Wege.

Auf der Route von Kalenborn bis Mayschoß folgen sie dabei den Spuren eines Wirtschaftsweges, räumen aber auch zusätzlich Schneisen frei. Dazu braucht es schweres Gerät, das unermüdlich anrollt. „Die fehlende Infrastruktur ist die größte Herausforderung“, so Philipp. Die Flut hat alles zerstört. Es gibt keine Straßen mehr und keine Brücken. Das Stromnetz ist ausgefallen, ebenso das Festnetz. Mobiltelefone funktionieren nicht. Man kommuniziert über Funk oder tauscht per Meldefahrzeug Informationen aus. Momentan sei man mit Rettungsfahrzeugen, aber auch viel zu Fuß, mit Booten und Hubschrauber im Einsatz. Zudem wird mit Hilfe einer Pioniereinheit der Bundeswehr nach einer geeigneten Stelle für eine Behelfsbrücke gesucht.

Besonders schwierig sei der durch den Einsturz der Nepomukbrücke abgeschnittene Teil von Rech zu erreichen. Hier träfen Helfer auf heftige Emotionen bei Menschen, die Freunde oder Angehörige verloren haben. Damit müsse man umgehen, es sei verständlich. „Einsatzkräfte werden dann oft zum Ventil. Die Menschen sind sehr erschöpft. Das darf man nicht persönlich nehmen. Viele Menschen sind aber auch sehr dankbar“, so Philipp. Er berichtet, dass immer noch Leichen gefunden werden. Die Bergung wird schwierig, wenn sie auf schwer zugänglichem Gebiet liegen. Beate Au