Sinzig

Desaströse Schäden an den Anlagen: Wie Sinziger Sportvereine weitermachen

Von Silke Müller
Das Rhein-Ahr-Stadion in Sinzig existiert nicht mehr.  Foto: Christian Koniecki
Das Rhein-Ahr-Stadion in Sinzig existiert nicht mehr. Foto: Christian Koniecki

Das Rhein-Ahr-Stadion in Sinzig gibt es nicht mehr, die Sporthalle am Schulzentrum muss innen komplett saniert werden. Und das wird dauern. Ähnliche Schäden gibt es in Bad Bodendorf, wo Sportstätten und Minigolfplatz ebenfalls von der Flutwelle erfasst worden sind. Was aber bedeutet das für die betroffenen Vereine?

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Einigermaßen gut in schlechten Zeiten sieht es für den TV Sinzig aus. „Wir können fast mit dem gesamten Sportangebot auf die Nachbarkommunen ausweichen“, sagt Roland Janik, Beigeordneter der Stadt Sinzig und selbst Mitglied im Verein. Demnach können die Leichtathleten nach Remagen und Bad Breisig ausweichen. „Auch die Turner werden – soweit möglich – verfügbare Hallenkapazitäten in Remagen und Bad Breisig sowie in den Ortsteilen von Sinzig nutzen“, so Janik. Zusätzlich, so berichtet er weiter, sollen Kurse wie zur Hochzeit der Pandemie, als Vereinssport nicht möglich war, per Videokonferenz angeboten werden, so Janik. Die Skiabteilung wird ihm zufolge zu 50 Prozent in Betrieb gehen. „Nordic Walking findet statt“, sagt der Stadtbeigeordnete. Wo Skigymnastik erfolgen könnte, ist Janik zufolge genauso offen wie eine Trainingsstätte für Handballer und Volleyballer. Die Beachvolleyballanlage am Rhein-Ahr-Stadion ist jedenfalls auch völlig zerstört. Gute Nachrichten hat Janik, was das Sportabzeichen angeht. Das kann ihm zufolge weiterhin im Stadion und im Freibad in Remagen abgelegt werden.

„Wir haben alles verloren und können gar nichts machen.“ Mit diesen Worten fasst Silvia Mühl, Vorsitzende des SC Rhein-Ahr Sinzig, die Situation ihres Vereins zusammen. Sie spricht von einem Riesenschock. Kabinen und Kiosk sind zerstört, Gerätschaften, Bälle oder auch Trikots weg. Und da werde lang nichts passieren, prognostiziert sie. Allerdings wird der SC Rhein-Ahr Sinzig in dieser Situation nicht allein gelassen. Befreundete Vereine hätten ihm Spenden zukommen lassen, und Trainer seien im Gespräch, wo Kinder und Jugendliche eventuell trainieren könnten, so Mühl. „Wir wollen vor allem Kindern eine Möglichkeit geben, ein paar Stunden an etwas anderes zu denken“, sagt die Vorsitzende des SC Rhein-Ahr Sinzig. „Toll, dass befreundete Vereine Spielmöglichkeiten anbieten. Und wir freuen uns auch riesig über die Spenden“, sagt Mühl.

Fußball hilft den Kopf abzuschalten

Solidarität erfährt auch der SC Bad Bodendorf. „Die SG Bad Breisig und Inter Sinzig stellen ihren Kunstrasen zur Verfügung“, sagt der Vorsitzende Lutz Baumann. Weitere Mannschaften seien bei den Sportfreunden Koisdorf, beim SV Kripp oder auch beim SV Westum, wo beispielsweise die B-Jugend spielt, ausgelagert worden. Auf diese Weise kann der SC Bad Bodendorf den Trainigs- und Spielbetrieb aufrechterhalten. So will der Verein auch am offiziellen Meisterschaftsbetrieb teilnehmen. Noch in dieser Woche soll es Baumann zufolge wieder langsam losgehen. „Das Training ist ein Kann, aber kein Muss“, betont der Vorsitzende. Jeder, der möchte, soll den Kopf freibekommen. „Und da ist Fußball ein psychisches Mittel, um einfach mal 90 Minuten den Kopf abzuschalten“, so Baumann.

Ob und wann das aber wieder auf der Anlage in Bad Bodendorf möglich ist, steht derzeit noch in den Sternen. Denn auch dort hat die Flutwelle desaströse Schäden angerichtet. Auf dem Untergrund des Sportplatzes, der sich eigentlich gerade im Umbau vom Tennenplatz zum Kunstrasen befand, hatten sich rund 2,5 Tonnen Schlamm angesammelt, wie Baumann berichtet. Mittlerweile ist der Dreck genauso beseitigt worden wie die ausgeschwemmten Stellen. Auch die Durchspülung der Drainage sei bereits erfolgt. Kleinspielfeld und Zaunanlagen indes sind komplett zerstört, die neu gebaute Garage muss wieder abgerissen werden, und auch das Vereinsheim, das bis zu rund zwei Metern überflutet wurde, ist massiv beschädigt. Den Schaden insgesamt schätzt Baumann auf einen höheren sechsstelligen Betrag. Wie es weitergeht, kann der Vorsitzende derzeit noch nicht sagen. Zunächst gehe es jetzt erst einmal darum, das Ergebnis der bereits erfolgten Bodenproben abzuwarten. Wenn es diese erlauben würden und auch die Stadt nichts dagegen habe, sollen der Sportplatz und auch das Vereinsheim wieder hergerichtet werden. Aber für Baumann hat bei alldem nach wie vor vor allem eines Priorität: „Erst einmal geht es darum, den geschädigten Privathaushalten zu helfen“, so der Vereinschef.

Tennisvereine dürfen die Plätze der Nachbarn nutzen

Komplett zerstört ist ebenfalls die Anlage des TC Bad Bodendorf. „Die gesamten Plätze müssen grundangelegt werden“, berichtet der Vorsitzende Ralf Barnekow. Die Zaunanlage ist hin, das Klubhaus sehr stark beschädigt. Wann dort wieder gespielt werden kann, ist noch überhaupt nicht absehbar. Nur so viel steht fest: Die Anlage soll wieder aufgebaut werden. „Aber das wird ein Kraftakt werden“, so der Vorsitzende. Wie die anderen Vereine erhält auch der TC Bad Bodendorf Unterstützung, darf zum Beispiel Plätze in Remagen, Andernach oder der Grafschaft kostenlos oder gegen ein kleines Entgelt mitbenutzen. Dennoch: Einige Mannschaften des TC Bad Bodendorf werden bei der Medenrunde wohl nicht weiterspielen. „Das entscheiden sie selbst“, sagt der Vorsitzende.

Überwältigt ist er von der Spendenbereitschaft der Tennisvereine aus der ganzen Bundesrepublik. Gerade erst habe er eine aus Sachsen erhalten, berichtet Barnekow. Aber sie würden von überallher kommen, ergänzt er gerührt. Der TC Bad Bodendorf selbst hat eine Spendenaktion auf seiner Internetseite www.tc-badbodendorf.de eingerichtet. Aber auch die Vereine aus der Nachbarschaft wollen mithelfen, damit die Platzanlage wieder aufgebaut werden kann. „Sie wollen im September Turniere ausrichten und den Erlös spenden“, so der Vorsitzende des TC Bad Bodendorf.