Ringen

Das Wochenendchaos am Helfershuttle: Kehrtwende am Sonntag

Von Christian Koniecki
Am Sonntag gegen 11 Uhr war die Zahl der Helfer am Treffpunkt im Innovationspark noch sehr übersichtlich, nachdem noch am Samstag rund 5000 Freiwillige angereist waren.
Am Sonntag gegen 11 Uhr war die Zahl der Helfer am Treffpunkt im Innovationspark noch sehr übersichtlich, nachdem noch am Samstag rund 5000 Freiwillige angereist waren. Foto: Christian Koniecki

„Das ist jetzt wirklich der absolute Wahnsinn“, sagt Thomas Pütz am Sonntagmorgen: Pütz ist einer der Mitinitiatoren des privaten Helfershuttles, der seit gut einer Woche inzwischen nahezu professionell die Einsätze der anströmenden freiwilligen Helfer im Katastrophengebiet an der Ahr organisiert und kanalisiert. Mit seiner Äußerung meint Pütz ausnahmsweise nicht das Ausmaß der Zerstörung an der Ahr oder die unglaubliche Welle der Hilfsbereitschaft von Tausenden freiwilliger Aufräumhelfer. Er ist sprachlos wegen des Chaos, das der Krisenstab am Wochenende angerichtet hat.

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Der privat organisierte Helfershuttle hatte in der ersten Krisenwoche anerkannt hervorragende Arbeit geleistet. Die vielen freiwilligen Helfer fanden im Innovationspark eine zentrale Anlaufstelle, konnten dort ihre privates Auto abstellen, wurden bei Bedarf mit Abziehern, Schaufeln oder Besen ausgerüstet und dann in Kleinbussen zu den Einsatzorten gebracht – und zwar dorthin, wo wirklich noch helfende Hände benötigt wurden. Das alles funktionierte Dank der guten Kontakte zu Feuerwehren und Oberbürgermeistern in den Ortschaften des Ahrtals. Am Samstag kam dann jedoch die Wende.

Um die Mittagszeit kam der offizielle Stopp vom Krisenstab des Landes: „... aufgrund ... der extrem unübersichtlichen Verkehrssituation fordern wir alle anreisenden Helferinnen und Helfer auf, das Krisengebiet Ahr in den nächsten Tagen nicht aufzusuchen. Freiwillige Helfer sollen den Bereich möglichst zeitnah verlassen. Es werden Shuttlebusse eingesetzt, die die Helfer zurückbringen. Nur so ist die Durchführung koordinierter Hilfeleistungen möglich.“

„Als am Samstag der Stopp kam, hatten wir schon 5000 Helfer ins Tal gebracht“, berichtet Pütz. Sofort wurden die Freiwilligen wieder abgeholt und der Helfershuttle rief über die sozialen Netzwerke dazu auf, am Wochenende nicht mehr in den Ahrkreis zu kommen. „Wie ich gehört habe, hat das in den Orten unten im Tal für maximale Verwirrung und Wut gesorgt, weil man dort doch überall noch dringend auf jede helfende Hand angewiesen ist“, so Pütz weiter.

Der Druck auf den Krisenstab muss so groß gewesen sein, dass man dort am Sonntagmorgen eine Kehrtwende hinlegte. So meldete die federführende Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) nun plötzlich wieder: „Um die Verkehrslage zu entzerren ..., wird für private Helfer auch heute umfangreicher Parkraum in der Gemeinde Grafschaft auf dem großen Firmenparkplatz der Firma Haribo zur Verfügung gestellt. Von dort aus ist ein regelmäßiger Shuttleservice eingerichtet.“ Gegen 11 Uhr war die Schar der Helfer dort jedoch noch sehr übersichtlich. „Wir haben gerade erst einen Aufruf abgesetzt, dass ab sofort wieder Helfer gesucht werden und nun doch herkommen können“, sagt Pütz kopfschüttelnd, nicht wissend, wie viele fleißige Hände sie an diesem Sonntag noch ins Krisengebiet vermitteln können. Möglicherweise ein verlorener Tag. „Es ist der absolute Wahnsinn“, sagt Pütz noch einmal.