Das Handwerk hält zusammen: Betrieb aus Ahrweiler bekommt viel Unterstützung beim Wiederaufbau
Aus eigener Erfahrung weiß das Ehepaar, dass es auch andere Menschen gibt, die mit Falschinformationen allen Betroffenen stark schaden. So wurde in den sozialen Medien über ihren Betrieb verbreitet, dass er katastrophenbedingt endgültig schließen muss. „Das haben Menschen verbreitet, die wir nicht kennen und die noch nie etwas bei uns bestellt oder gekauft haben“, sagt Udo Groß und rätselt über das Motiv dieser Leute. Aus seiner Sicht sind sie sich gar nicht darüber im Klaren, was sie da eigentlich anrichten.
Der 57-jährige Anlagenmechanikermeister denkt nämlich gar nicht ans Aufhören. Ganz im Gegenteil. Im kommenden Jahr will das elfköpfige Team des Handwerksbetriebs Heizungsbau Groß GmbH & Co. KG das 60-jährige Bestehen feiern. Und mit Sohn Michael, der gerade die Meisterausbildung absolviert, steht auch ein Spezialist bereit, der eines Tages in dritter Generation übernehmen wird. Wahr ist dagegen, dass der Betrieb wie viele andere auch einen Spagat meistern muss: Wiederaufbau einerseits, Termine bei den Kunden andererseits.
Das neunköpfige Montageteam, das zum Teil selbst von der Flutkatastrophe betroffen ist, ist also gleich doppelt gefordert. „Im Vergleich zu anderen sind wir in einer glücklichen Situation“, sagt Udo Groß. Er weiß: Viele Handwerkerkollegen stehen vor ihren von der Flut zerstörten Betrieben und wissen nicht, wie es weitergehen soll. Die Familie Groß hatte dagegen den Vorteil, dass ihr Unternehmensgelände verkehrsgünstig liegt und die Helfer sehr schnell aktiv werden konnten. „Dabei waren auch viele Profis mit schwerem Gerät, überwiegend aus dem Kölner Raum. Richtig nette Leute“, betont Udo Groß. Ein weiterer glücklicher Umstand war, dass es gelungen ist, die Kundendaten zu retten. „Die Telekom hat sehr schnell einen Hotspot bereitgestellt, und ich konnte im ersten Stock unseres Hauses das Büro weiterführen“, sagt Martina Groß.
Von gegenseitigen Schuldzuweisungen nach der Katastrophennacht vom 14. auf den 15. Juli hält Martina Groß wenig und sagt: „Es ging alles so schnell. Wir müssen jetzt gemeinsam so gut es geht nach vorn blicken.“
Trotz manch glücklicher Fügung waren auch die Schäden für das Handwerksunternehmen Groß immens. Geschäftsräume und Ausstellungsbereich gingen verloren, acht zum Teil neuwertige Firmenfahrzeuge sind ein wirtschaftlicher Totalschaden. Damit die Monteure weiter mobil waren, stellten die Unternehmen Boch GmbH (Andernach) und Bliersbach Haustechnik GmbH (Bonn) zwei Fahrzeuge samt Werkzeug. Udo Groß kennt die geschäftsführenden Gesellschafter beider Unternehmen aus den Meisterkursen – ebenso wie der Inhaber des Hauptlieferanten Tobias Speer von der Neugart KG, der sofort nach der Katastrophennacht eine Notstromversorgung zur Verfügung stellte. Man sieht: Die im Handwerk geknüpften Netzwerke halten oft ein Leben lang.
Wie es für das Unternehmen nun weitergeht? Das Ziel ist es, jeden Tag ein Stück mehr Normalität zurückzugewinnen. So ist inzwischen ein Bürocontainer eingetroffen, auch die Sachverständigen der Versicherungen haben sich angemeldet. Dann können die zerstörten Autos entfernt werden. Die bisherigen Erfahrungen sind gut. „Eine Versicherung hat sich sogar von sich aus gemeldet“, sagt Udo Groß. Das Beispiel zeigt: Auch die Versicherer wollen schnell helfen. Dennoch wird der Handwerksmeister beim Blick auf die vielen Kundenanrufe nachdenklich. Viele haben sich nämlich in ihren Hausratversicherungen nicht gegen Elementarschäden abgesichert. Das wird dramatische Folgen haben.
Was Udo Groß und sein Team angesichts der aktuellen Situation tun können? Zunächst einmal Erste Hilfe leisten. Dazu gehört zunächst einmal die Installation einer Flüssiggas-Grundausstattung, um Kunden dabei zu unterstützen, die Zeit bis zur Wiederherstellung der Erdgasleitungen zu überbrücken.