Ahrtal

Das Ahrtal ruft: „Es gibt uns noch“

Von Olaf Goebel
Mit solchen Aktionen wie „Wandern für den Wiederaufbau“, die im Oktober stattgefunden hat, wollen die Touristiker im Ahrtal wieder Besucher in die Region locken. Denn: Besucher sind willkommen.
Mit solchen Aktionen wie „Wandern für den Wiederaufbau“, die im Oktober stattgefunden hat, wollen die Touristiker im Ahrtal wieder Besucher in die Region locken. Denn: Besucher sind willkommen. Foto: Hans-Jürgen Vollrath

Eine Region meldet sich zurück: „Wir sind wieder für Sie da“, werben die Ahrtal-Touristiker in ihrem Onlineauftritt. Denn eines ist klar: Die Gastgeber, Winzer und Einzelhändler brauchen die Gäste. Die Flutschäden beseitigen, die Heimat wieder aufbauen und gleichzeitig um Besucher werben – das schließt sich nicht aus.

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Jeder Euro, den Gäste in diesen Wochen im Ahrtal ausgeben, lässt die Hoffnung wachsen, dass es seinen Ruf als eine der schönsten Urlaubsregionen Deutschlands behält. Die Landschaft ist vielerorts von den Fluten unberührt, und so lohnt sich ein Besuch. Die Präsentation im Internet ist eine Hilfestellung und Plattform für die Mitgliedsbetriebe und vermittelt zum anderen den Urlaubssuchenden, was derzeit möglich ist, sagt Pressesprecherin Dorothee Dickmanns vom Ahrtal-Tourismus.

Die Katastrophe bietet, so makaber es angesichts der Zerstörungen klingen mag, auch eine riesige touristische Chance. Die Fotos der Flutwelle gingen um die Welt, rund 100.000 Freiwillige aus der gesamten Republik brachte das Helfer-Shuttle bislang zu Einsätzen in das Tal. Zahllose Firmen und Organisationen – für sie alle ist der Name „Ahrtal“ fest ins Gedächtnis eingebrannt. Und wenn sich tatsächlich alle „elf Minuten ein Helfer in das Ahrtal verliebt“, wie es ein T-Shirt werbewirksam meldet, dann dürften Gastronomie, Hotellerie und Winzer mit Zuversicht nach vorn blicken. Marc Ulrich, der Marketingexperte und Mitorganisator des Helfer-Shuttles ins Ahrtal, sieht hier ein ungeahntes Potenzial für den Wiederaufbau, verbunden mit der notwendigen Fokussierung auf jüngeres Gästeklientel. Er steht mit dieser Meinung nicht allein, auch beim Dehoga hat man landesweit die Chancen erkannt.

Vor Ort ist es für Dorothee Dickmanns wichtig, den Interessenten zu vermitteln, was machbar ist. Deshalb wird der Onlineauftritt Schritt für Schritt im engen Kontakt mit den Mitgliedsbetrieben erweitert. Angesichts der Aufräumarbeiten in den Orten und dem Ausflugs- und Urlaubswunsch vieler Menschen gleicht das touristische Geschäft derzeit einem Spagat: Katastrophentourismus nein, Urlauber ja. Deshalb ist es wichtig, so die Pressesprecherin, die Gäste strukturiert anzusprechen. Denn das Interesse ist da, die Zugriffszahlen bei Ahrtal.de gehen in die Höhe. Deshalb sollen die Social-Media-Kanäle noch stärker bespielt werden. Dabei stehen die Bad Neuenahrer im ständigen Austausch mit der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH (RPT): Wie kann man das Ahrtal über die Kanäle bewerben, was geht schon wieder, was nicht?

Bis im Hotel Villa Aurora – das Foto entstand Mitte Oktober – wieder Gäste empfangen werden können, wird es wie in so vielen Betrieben im Ahrtal noch dauern. Aber: Die Touristiker schauen nach vorn.
Bis im Hotel Villa Aurora – das Foto entstand Mitte Oktober – wieder Gäste empfangen werden können, wird es wie in so vielen Betrieben im Ahrtal noch dauern. Aber: Die Touristiker schauen nach vorn.
Foto: picture alliance/dpa

An den vier Oktoberwochenenden bewiesen bereits Hunderte, teilweise von weither angereiste Freunde des Ahrtals beim „Wandern für den Wiederaufbau“ auf dem Rotweinwanderweg ihre Treue. „SolidAHRität“ zwischen Dernau und Mayschoss, die nicht nur bei den teilnehmenden Winzern Optimismus auslöste.

Einen Optimismus, den der Ahrtal-Tourismus gezielt auf der Internetseite befeuert, getreu dem Motto „Wieder für Sie da – es gibt uns noch“: Von der Übernachtung über Einkaufsmöglichkeiten, Einkehrtipps bei Gastronomie und Winzern bis zu Veranstaltungen in Bad Neuenahr-Ahrweiler summieren sich schon viele Angebote über die gesamte Region.

Ein Naturerlebnis versprechen neben dem klassischen Rotweinwanderweg viele Rund- und Thementouren durch die Weinberge oder auf den Höhen, die sich mit einer Einkehr bei von der Flut verschonten Gastgebern in den Hanglagen verbinden lassen. Der Ahrsteig hat als Premiumwanderweg auf den beiden ersten Etappen sowie zwischen Bad Neuenahr-Ahrweiler und Sinzig nichts an seinem Reiz eingebüßt.

Passend auch zur Wandersaison rollt seit vergangenem Montag als Hoffnungsträger die Ahrtalbahn eingleisig von Remagen nach Ahrweiler, gut getaktet für Gäste aus dem Mittelrheintal und dem Köln/Bonner-Raum. Deshalb sollte, so die Touristiker, auf die Anreise mit dem Auto verzichtet werden. Ein Blick auf die Ahrtal-Seite zeigt: Die Busse des Schienenersatzverkehrs fahren bis Ahrbrück.