Sinzig

Caritas-Werkstätten bieten Bild der Verwüstung: Suche nach Angeboten für Menschen mit Behinderung

Von Judith Schumacher
Nachdem das Hochwasser zurückgegangen war, wurde immer deutlicher, wie groß die Schäden in den Caritas-Werkstätten sind.
Nachdem das Hochwasser zurückgegangen war, wurde immer deutlicher, wie groß die Schäden in den Caritas-Werkstätten sind. Foto: Caritas

Verheerende Folgen hatte die Ahrflut auch für die Werkstätten für behinderte Menschen der St. Raphael Caritas Alten- und Behindertenhilfe in der Kripper Straße in Sinzig. Durch das Hochwasser wurde die komplette Infrastruktur des Standortes, an dem vor dem Hochwasser knapp 300 Menschen mit und ohne Behinderungen gearbeitet haben, zerstört.

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Zehn der Menschen mit Behinderung starben in den Fluten. Acht von ihnen gehörten zu den zwölf Bewohnern, die im Lebenshilfehaus in der Pestalozzistraße, die von den dramatisch schnell ansteigenden Fluten der Ahr im Erdgeschoss überrascht wurden und nicht mehr gerettet werden konnten. Am 29. Juli wurde dann bekannt, dass zwei weitere Werkstattzugehörige mit Behinderung im Rahmen des Ahrhochwassers gestorben sind.

„Das ist eine Tragödie, die uns zutiefst erschüttert! Wir sind tief betroffen, unser Mitgefühl gilt besonders den Angehörigen und allen, die um die Verstorbenen trauern“, bekundet die Leitung der St. Raphael Caritas Alten- und Behindertenhilfe auf ihrer Internetseite. Wie Pressesprecher Tobias Möllney bestätigt, drang das Hochwasser der Ahr in das Erdgeschoss der Werke I, II und III sowie in die Tagesförderstätte und das Gewächshaus Radicula ein. Nachdem einen Tag nach der Katastrophennacht das Hochwasser zurückgegangen war, wurde immer deutlicher, wie groß die Schäden sind.

Wegen Einsturzgefahr durften die Gebäude zunächst nicht betreten werden. Am 16. Juli wurden erste Aufräumarbeiten auf dem Außengelände vorgenommen. Fünf Tage später wurde das ganze Ausmaß der Schäden an den Gebäuden, in denen das Wasser flächendeckend im Erdgeschoss bis zur Decke stand, sichtbar. Die Infrastruktur des gesamten Standorts ist weitestgehend zerstört. Gleiches gilt für den Fuhrpark mit 17 Fahrzeugen sowie sämtliche Arbeitsbereiche, Maschinen, Produktionsmittel, IT-Geräte und Büros. Auch die Strom-, Gas-, Wasser- und Telefonleitungen sind erheblich beschädigt.

Freiwillige Helfer leisten Großartiges

Bei den Aufräumarbeiten waren täglich Hunderte Personen im Einsatz, darunter Mitarbeiter vieler anderer Standorte und zahlreiche freiwillige Helfer. „Wir sind überwältigt von dieser großen Hilfsbereitschaft und danken allen, die hier Großartiges geleistet haben – und immer noch leisten“, bedankt sich die Einrichtungsleitung. Wie es für die Werkstattbeschäftigten und Tagesförderstättenbesucher am Standort in Sinzig weitergeht, ist noch nicht ganz klar.

„Wir suchen intensiv nach Lösungen, die Suche nach alternativen Beschäftigungs- und Betreuungsangeboten für die Menschen mit Behinderung am Standort hat begonnen. Unser Ziel ist es, allen Werkstattbeschäftigten und Tagesförderstättenbesuchern nach den derzeitigen Betriebsferien ein passendes Angebot zu machen“, so Pressesprecher Tobias Möllney.

Aktuell setze man alles daran, in der näheren Umgebung des Sinziger Standorts kurzfristig Räumlichkeiten anzumieten und einzurichten. „Hierzu sind wir mit verschiedenen Partnern in guten Gesprächen. Eine Immobilie werden wir in Kürze bereits beziehen können. Darüber hinaus werden wir feste Arbeitsgruppen außerhalb unserer Werkstätten in regionalen Unternehmen beschäftigen können. Parallel dazu setzen wir alles daran, die Infrastruktur am Standort schnellstmöglich wieder aufzubauen. Zudem prüfen wir, ob wir die einzelnen Gebäude aufwendig sanieren oder neu bauen müssen“, so Tobias Möllney.

Betrieb soll Anfang September wieder aufgenommen werden

Die regulären Betriebsferien am Standort in Sinzig werden verlängert, und der Betrieb wird voraussichtlich am 6. September wieder aufgenommen. An den anderen Werkstattstandorten im Kreis (Adenau, Bad Neuenahr-Ahrweiler) erfolgt die Wiederaufnahme des Betriebs aller Voraussicht nach noch im August, eine Notbetreuung ist vom 9. August an eingerichtet.

Sozialstaatssekretär Fedor Ruhose machte sich am Montag ein Bild von der Lage. „Ziel ist es, durch Übergangslösungen den Menschen mit Behinderungen vor Ort schnellstmöglich wieder einen Arbeitsplatz anzubieten und ihnen dadurch ein Stück des normalen Alltags zurückzugeben. Im nächsten Schritt müssen dann langfristige Lösungen für den Betrieb der Werkstatt gefunden und mögliche Unterstützungsleistungen strukturiert werden“, so Ruhose. Eigentlich hätte am 15. Juli die Verabschiedungsfeier für den stellvertretenden Einrichtungsleiter Peter Bleidt stattfinden sollen.