Ich habe keine Wohnung mehr, wo kann ich unterkommen? Wo finde ich medizinische Versorgung? Gibt es eine Anlaufstelle für meine Kinder? Wie komme ich an eine Pumpe, ein Aggregat oder einen Bautrockner? Auch Fragen nach einer psychologischen Weiterversorgung kommen beim Fluthilfe-Team an. „Jede telefonische Anfrage ist auch eine Eintrittskarte, um über das Erlebte zu sprechen, weshalb wir uns für jeden Anrufer viel Zeit nehmen“, berichtet Fluthilfekoordinatorin Silvia Plum, die wie ihre Kolleginnen unzählige traumatisierende Geschichten in den Gesprächen hört.
Da weiß eine 87-Jährige nicht weiter, denn in die geflutete Wohnung wird sie nach der Klinikentlassung nicht zurückkehren können. Eine werdende Mutter fragt die Schwangerschaftsberatung, in welcher Klinik sie ihr Kind sicher zur Welt bringen kann. Bei der Caritas-Sozialstation ergab sich die traurige Erkenntnis, dass acht ihrer Patienten die große Flut nicht überlebt haben. Drei Patienten werden noch vermisst. Und auch dort stellten sich die Pflegekräfte am Tag danach weitsichtig um und packten zur Grundversorgung zusätzlich Lebensmittel und Mineralwasser in ihre Fahrzeuge, wobei viele Patienten nur zu Fuß zu erreichen waren.
Jeder Tag ändert auch das Aufgabenprofil. Die „Tafel für jedermann“ in Ahrweiler und Sinzig hat die Öffnungszeiten angepasst und öffnet in Ahrweiler von Montag bis Freitag und in Sinzig Dienstag, Donnerstag und Freitag. Mehrmals wöchentlich bespricht der Caritas-Krisenstab im Konferenzsaal akut notwendige Hilfen. Silvia Plum sagt: „Es ist eine Herausforderung, fachübergreifend handlungsfähig zu sein und Unterstützung direkt anbieten zu können. Ein Großteil unserer Arbeitszeit gehört der Fluthilfe, obwohl wir alle auch selbst betroffen sind. Gemeinsam werden wir es schaffen.“
Der Blick geht nach vorn. 35 von der Caritas Magdeburg zur Verfügung gestellte Bautrockner brummen bereits an der Ahr, und dringend werden größere Chargen gesucht. Eine Wohnungsbörse wird schon bald Orientierung und Hilfe geben. Der Shuttleservice des Projekts „Älterwerden in der Grafschaft“ bietet Fahrten zu den in Lantershofen aufgebauten Duschen an. Und auch die integrative Kindertagesstätte St. Hildegard wird voraussichtlich demnächst in Birresdorf ihre Arbeit aufnehmen.
An vielen Stellen leisten die Caritas-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Katastrophengebiet an der Ahr einen großen und großartigen Beitrag, so Caritas-Geschäftsführer Richard Stahl, „um das Leben im Ahrtal wieder lebenswert zu machen“.
Kontakt für Flutopfer: Telefon 02641/759.860, E-Mail flut@caritas-ahrweiler.de