Schuld

Beitrag zum Naturschutz: 3000 Junglachse finden in der Ahr einen neuen Lebensraum

Von Werner Dreschers
Verhalfen den Smolts zu einer neuen Heimat: Unter fachkundiger Aufsicht setzten Kinder in Schuld jüngst 3000 Junglachse in die Ahr ein. Das Projekt des Lachsbesatzes wurde maßgeblich gefördert vom Rotary Club Adenau-Nürburgring, die Fische stammen aus speziellen Lachsaufzuchten.
Verhalfen den Smolts zu einer neuen Heimat: Unter fachkundiger Aufsicht setzten Kinder in Schuld jüngst 3000 Junglachse in die Ahr ein. Das Projekt des Lachsbesatzes wurde maßgeblich gefördert vom Rotary Club Adenau-Nürburgring, die Fische stammen aus speziellen Lachsaufzuchten. Foto: Werner Dreschers

3000 junge Lachse haben jüngst in der Ahr eine neue Heimat gefunden. Eingesetzt wurden die munteren Fische im Rahmen eines Familienfestes. Doch hinter dieser Aktion steckt weit mehr als ein reines Unterhaltungsprogramm.

Lesezeit: 4 Minuten
Anzeige
Für eine Vielzahl von Kindern war es ein schönes Erlebnis, die jungen Lachse selbst in die Ahr einzusetzen. Ganz vorsichtig, zunächst gar ein wenig zaghaft, ließen sie die Fische aus Eimern ins Gewässer gleiten, zuvor hatten sie von den Experten viel über den weiten Weg erfahren, den die Tiere ins Meer nehmen werden. Die Jungfische stammen aus speziellen Lachsaufzuchtbetrieben.

Förderung durch den Rotary Club Adenau-Nürburgring

Das Projekt des Lachsbesatzes, maßgeblich gefördert vom Rotary Club Adenau-Nürburgring, war bewusst als ein Fest für die Familie aufgezogen. „Ich hätte nicht gedacht, dass so viele Kinder mit ihren Eltern dabei sein würden“, so Co-Präsident Rolf Schlipköter, auch sein niederländischer Präsidentenkollege Alex Schoeps freute sich über den entspannt-fröhlichen Charakter der Aktion. Da kam eine überraschende Aufmerksamkeit des rotarischen Freundes Frank Schillinger genau richtig. Er hatte ein Gebäck in Fischform kreiert. Klarer Fall, dass die „Backfische“ reißenden Absatz fanden und zusätzlich zu den Jungfischen viel Freude bereiteten.

Die 3000 Junglachse, sie werden altersgemäß „Smolts“ genannt, sollen planmäßig aus der Ahr über den Rhein in den Atlantik wandern und später möglichst wieder zum Laichabsatz zurückkommen. Rund ein Jahr alt sind die Fische – und damit schon etwas größer als üblich. Auf diese Weise wollen die Projektorganisatoren sichergehen, dass die rund zehn Zentimeter langen Tiere kräftig genug für die weite Reise sind.

An mehreren Stellen wurden in den vergangenen Tagen in kurzen Abständen Smolts in die Ahr eingesetzt (die RZ berichtete). Die hohe Anzahl lässt hoffen, dass genügend Tiere überleben werden und naturgerecht zum Laichen zurückkehren. Diese Reise ist meist nur einmal im Leben der Fische möglich, die Strapazen sowohl der Reise als auch des Ablaichens sind groß.

Der Laichzeitraum ist genetisch beeinflusst, hängt von Faktoren wie der Wassertemperatur und weiteren ab. Wiederansiedlungsprojekte ebenso wie der Rückbau von Wehren oder sonstigen Hindernissen unterstützen die Lebensbedingungen für die Lachse, die Langdistanzwanderfische sind. Für den Erhalt der Population sind durchgängige Gewässer und entsprechende Laichhabitate notwendige Voraussetzungen.

Ahr soll langfristig zur Heimat der Lachse werden

Erwachsene wie Kinder lauschten den Ausführungen von Roland Mauden, Fischereireferent der SGD Nord als Obere Fischereibehörde. Überfischung und die Unterbrechung von Wanderwegen ebenso wie Flussregulierungen waren in den vergangenen Jahrzehnten ursächlich für den Rückgang der Fischpopulation in den Flüssen. Auch die Berufsfischerei war durch den Populationsrückgang betroffen. Geprüft wird derzeit, ob weitere bestandsbedrohte Fischarten in ihrer Population zielgerichtet und systematisch gestärkt werden können. Ein sogenanntes Fischmonitoring hilft Experten bei der Analyse.

Die ausgesetzten Junglachse können bis zu einem Meter lang werden. Erst kürzlich wurde in Schuld ganz in der Nähe des jetzigen Besatzortes ein großer toter Lachs gefunden. Geprüft wird aktuell, ob das Tier aus ehemals heimischem Ahrgewässer ist. Nur bei möglichst sauberem Wasser kann der Fischbesatz langfristig Erfolge zeigen. Insoweit ist die Existenz laichender Lachse ein guter Anhaltspunkt für eine stimmige Wasserbeschaffenheit.

Ökosystem durch die Flut geschädigt

Die Veränderungen der Uferböschungen nach der Flutkatastrophe sind ein Risiko, das noch nicht wirklich einzuschätzen ist, wie die Experten meinen. Der Schaden für die gesamte Natur war groß, die Tiere müssen sich neu orientieren. Da eine selbstregulierende Population nicht gesichert ist, sind Lachsbesätze erforderlich. Die Aktionen sollen helfen das Ökosystem wieder zu stabilisieren. „Uns ist wichtig, dass die Natur gepflegt wird, es gibt leider viel zu viele Widrigkeiten, die naturschädlich sind und den Arten sehr zusetzen. Dem Gewässerschutz kommt unbedingt ein hoher Stellenwert zu“, betonte Rolf Schlipköter.

Er signalisierte, dass Rotary sich weiter für den Naturschutz engagieren wird. Der Co-Präsident des Rotary Clubs Adenau betonte zum Abschluss der Veranstaltung noch einmal, wie wichtig den Rotariern seines Clubs diese Aktion und vor allem die große aktive Beteiligung der Kinder und Familien war: „Es ist uns ein Herzensanliegen, die Ahr nach der verheerenden und schicksalhaften Flutkatastrophe im Rahmen des Wiederaufbaues auch wieder als einen zukunftsfähigen natürlichen Lebensraum für eine möglichst artenreiche Tier- und Pflanzenwelt erleben zu können. Das hilft uns allen hier in der Region."

Süße Pause: Nach dem Einsetzen der Lachse stärkten sich die jungen Helfer mit schmackhaften „Backfischen“.
Süße Pause: Nach dem Einsetzen der Lachse stärkten sich die jungen Helfer mit schmackhaften „Backfischen“.
Foto: Werner Dreschers

Aus diesem Grund sei der Lachsbesatz, an dem sich so viele Kinder und Familien aktiv beteiligt hätten, ein großartiges Erlebnis und gemeinsames Mutmacher-Signal für die Wiederbesiedelung des Flusses mit all seinen natürlichen Wasserbewohnern, so Schlipköter und betonte: „Wenn wir auch künftig so tolle Unterstützung gerade durch die Kinder bekommen, die heute so viel Freude, Neugier und Tatendrang am Erhalt der Natur gezeigt haben, machen wir schon bald gemeinsam mit den nächsten Projekten hier im oberen Ahrtal weiter.“

Viele unterstützende Helfer bei Aktion dabei

Das Engagement des Rotary Club Adenau-Nürburgring gemeinsam mit den RC Remagen-Sinzig und Bad Neuenahr-Ahrweiler ist ein wesentlicher Beitrag zu einer intakten Wasserökologie, nachhaltig förderlich, dies wurde allgemein mit Dank begrüßt. Rotary dankte dem Lachszentrum Hasper Talsperre, allen Anwesenden für ihr Mitmachen, für die fischfachkundliche Beratung, für Unterstützung jedweder Art.

Gäste der Veranstaltungen waren Dr. Vanessa Stüsser vom RC Remagen-Sinzig, Stefan Jäger als Geschäftsführer Verband Atlantischer Lachs e.V., der Biologe Dr. Jörg Schneider, Ortsbürgermeister Helmut Lussi und Bürgermeisterkollegen ahranliegender Orte, und nicht zuletzt: Vielen eifrige kleine und große Gäste und Besatzhelfer aus Schuld und Umgebung.