Rolandseck. Jetzt muss nur noch das Gras die braunen Stellen auf dem Rasen füllen: Henry Moores „Large Reclining Figure“ hat ihren Platz vor dem Arp Museum gefunden. Erst wenige Tage zuvor hat Museumsdirektor Oliver Kornhoff die bronzene Variante der Plastik auf dem Gelände der Henry Moore Foundation im englischen Perry Green bewundern können. Auf einem Hügel hinter einer Schafweide thront sie dort. In Rolandseck steht die Fiberglasvariante nun auch (mehr oder weniger) im Grünen, mit dem Rhein als malerischer Hintergrund.
Doch lässt das neue Schmuckstück vor dem Museum keine Furcht vor Vandalismus aufkommen? „Die Angst haben wir schon“, räumt Kornhoff ein. Nicht umsonst seien neue Überwachungskameras installiert und die Sicherheitszentrale für 24 Stunden am Tag besetzt worden.
Gut bewacht wurden die Moore-Werke schon auf ihrem Weg nach Deutschland. Am vergangenen Freitag setzten sich in Perry Green die ersten Sattelschlepper mit der kostbaren Fracht in Bewegung. Am Montag trafen sie mit Polizeiauto vorneweg in Köln ein. Von dort fahren die Lkw jetzt in dieser und der kommenden Woche hin und her, um eine Kiste nach der anderen nach Rolandseck zu bringen. Der kleine Parkplatz vor dem Museum ist gesperrt, um den Schwerlasttransportern Platz zu verschaffen. „Abnormal Loads“ („Ungewöhnliche Ladung“) steht auf den Lkw geschrieben – eine nicht ganz so nette Umschreibung für Kunst, die ihresgleichen sucht.
Nur ein Stückchen oberhalb, direkt auf dem Bahnhofsvorplatz, ist Platz für die nächste Großplastik: Hier soll Moores „Coslar Warrior“ in Dialog mit Arps „Tanzgeschmeide“ treten, während auf der grünen Wiese hinter dem Museumsneubau die sieben Meter breite Bronze „Three Piece Sculpture: Vertebrae“ von 1968/69 ihren Platz findet.
Doch damit nicht genug. Die Rolandsecker Ausstellung wird sich nämlich vor allem dadurch auszeichnen, dass einige der für den Außenbereich geschaffenen Monumentalplastiken Moores erstmals im Innenraum gezeigt werden. Sie sollen in den (dank der großen Fensterfronten) lichtdurchfluteten Sälen des Richard-Meier-Baus zum großen Erlebnis werden. „Eine vier Meter hohe Skulptur löst Herzklopfen aus, wenn der Himmel darüber nicht zu sehen ist“, hofft Oliver Kornhoff.
Schon auf dem Weg zum Richard-Meier-Bau gibt es Großes zu sehen: Am Ende des ersten Tunnels heißt Moores „Interior Form“ von 1951 die Besucher willkommen, und in der „Röhre“ unter den Bahngleisen wird neben einigen der „Shelter Drawings“, die Moore in den Bombennächten des „Blitz“ von Schutz suchenden Menschen in der Londoner U-Bahn gezeichnet hat, eine „Liegende“ von 1952/53 präsentiert. Petra Ochs