Sinzig

An Barbarossaschule haben Abrissarbeiten begonnen: Notbetrieb ist primäres Ziel

Von Silke Müller
Marco Schreiner, Bauamtsleiter der Stadt Sinzig (links), und Bürgermeister Andreas Geron sprachen bei einem Termin an Ort und Stelle über den Stand der Dinge in Sachen Barbarossaschule.
Marco Schreiner, Bauamtsleiter der Stadt Sinzig (links), und Bürgermeister Andreas Geron sprachen bei einem Termin an Ort und Stelle über den Stand der Dinge in Sachen Barbarossaschule. Foto: Silke Müller

Jede Menge Schutt, Schlamm und Dreck: Vor allem auf dem Schulhof der Barbarossaschule in Sinzig sieht es immer noch verheerend aus – mehr als zwei Wochen nach der Flutkatastrophe. Und auch am Gebäude sind die Schäden sichtbar. Zahlreiche Fenster sind zerborsten. Betreten werden kann es nicht, denn es ist noch nicht betriebssicher. Aber trotz dieses Bildes der Zerstörung gibt es auch eine gute Nachricht.

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Denn die Räume im Obergeschoss sind von der Flutwelle verschont geblieben. „Sie sind betriebsfähig“, sagt Marco Schreiner, Leiter des Bauamts der Stadt Sinzig, bei einem Ortstermin mit Bürgermeister Andreas Geron. Der Plan lautet jetzt, das Areal schnellstmöglich so fit zu machen, dass Notschulunterricht eingerichtet werden kann. „Wir versuchen, möglichst viel aufzubauen, damit Kommunen, die in großer Not sind, wie Bad Neuenahr-Ahrweiler oder Altenahr, zur Verfügung gestellt wird, was geht“, sagt der Sinziger Stadtchef.

Auf einen verbindlichen Termin aber möchten sich Geron und Schreiner nicht festlegen. „Es gibt noch so viele Unwägbarkeiten“, beschreibt Schreiner die Situation und nennt als Beispiel die Trafostation des Energieversorgers, die unter Wasser gestanden hat. „Die müsste wieder in Gang gebracht werden“, so der Bauamtschef. Ferner ist die komplette Hausverteilung zu erneuern. Und das ist derzeit gar nicht so einfach, weil es Schreiner zufolge aktuell massive Material- und Lieferengpässe gibt. Deshalb muss bis auf Weiteres ein Notstromaggregat eingesetzt werden.

Aber die Abbrucharbeiten im Gebäude laufen schon. Der untere Teil wird entkernt und zurückgebaut, um dann ins Obergeschoss gelangen zu können. „Danach erfolgen der Rohbau, Estrich-, Maler- und Technikarbeiten sowie der Heizungsbau“, zählt der Leiter des Bauamts auf. Auch neue Türen werden noch eingebaut.

Noch ist das Areal verdreckt, das Gebäude mit seinen zerborstenen Scheiben im Erdgeschoss und Keller nicht betriebssicher.
Noch ist das Areal verdreckt, das Gebäude mit seinen zerborstenen Scheiben im Erdgeschoss und Keller nicht betriebssicher.
Foto: Silke Müller

Die künftigen Sanierungsarbeiten sollen vom Notschulbetrieb abgeriegelt, die Schüler übers Treppenhaus ins intakte Obergeschoss geleitet werden. Aus diesem Grund wird Gebäudeteilabtrennung erforderlich, um Brand-, Staub- und Schallschutz zu gewährleisten, wie Schreiner erläutert. Um die entfallenen Räume auszugleichen, sollen Container auf dem Schulhof aufgestellt werden. „Auch das ist schon in die Wege geleitet“, sagt der Bauamtschef über den Stand der Dinge, und Geron ergänzt: „Es geht darum, Unterricht für möglichst viele Schüler realisieren zu können.“

Wie teuer die Arbeiten insgesamt werden, vermag bisher noch keiner zu beziffern. „Es gibt noch keine validen Zahlen. Mit dem voraussichtlichen Kostenaufwand von Schulgebäude, Sporthalle und Mensa sind wir geschätzt aber bestimmt im zweistelligen Millionenbereich“, prognostiziert Schreiner. Denn neben Keller und Erdgeschoss der Schule muss dem Bauamtsleiter zufolge auch in der Sporthalle eine komplette Innenkernsanierung erfolgen. Anders sieht es bei der Mensa aus. Sie stand fast bis oben an die Decke unter Wasser. „Der Schaden ist durch die Leichtbauweise des Gebäudes so gravierend, dass nach Einschätzung eines Bausachverständigen nur ein Ersatzneubau infrage kommt“, sagt Schreiner und fährt fort: „Man wird sich Gedanken machen müssen, wie das neue Gebäude baulich konzipiert wird.“ Denn eine Mensa in Leichtbauweise, wie sie aktuell auf dem Gelände steht, wird es dort nicht mehr geben können.

Die Mensa ist nicht mehr zu retten. Sie muss abgerissen werden.
Die Mensa ist nicht mehr zu retten. Sie muss abgerissen werden.
Foto: Silke Müller

Generell meint Schreiner: „Mit Blick auf die anstehenden Bauvorhaben müssen die Planung und Durchführung hochwasserangepasst erfolgen.“ Allerdings ist nicht alles von der Mensa perdu. Neben dem bereits noch teilweise intakten ausgeräumten und gesäuberten Inventar wurde auch die Lüftungsanlage abgebaut und gesichert. „Wir prüfen, was wir erhalten und eventuell wiederverwenden können“, sagt der Bauamtschef. Aber als Kernaufgabe sieht er nun erst einmal die Einrichtung des Notschulbetriebs.

Sicher: Das Land hat das Vergaberecht für die von der Flutkatastrophe betroffenen Bereiche zunächst befristet außer Kraft gesetzt, sodass die Kommunen Aufträge für Planungen und Bauleistungen einfacher vergeben können. „Dadurch kann grundsätzlich alles zügiger erfolgen“, erläutert Schreiner. Allerdings ist der Umfang der Arbeiten im Schulzentrum mit dem Schulgebäude, der Sporthalle und der Mensa immens. „Wir müssen schauen, wie lang das dauert. Ich sehe da eher einen mittelfristigen Zeitraum“, nimmt der Bauamtsleiter von vornherein die Hoffnung darauf, dass etwa in einem Jahr alles wieder intakt sein könnte. Und damit verbunden stellen sich dann weitere Fragen. Zum Beispiel: Wo können Kinder bis dahin Sport treiben? Sicher ist bisher nur, dass das nicht im Rhein-Ahr-Stadion sein wird. Denn das gibt es seit der Flutkatastrophe nicht mehr.

Von unserer Redakteurin Silke Müller