Doris Schneider zu den Bescheiden: Echte Fürsorge sieht anders aus
Es war eine gute Nachricht vor ein paar Wochen, als es so kalt war, dass man sich gar nicht vorstellen konnte, wie man draußen überhaupt überleben kann. In manchen Städten erfroren Menschen. In Koblenz nicht: Die Stadt quartierte 14 Männer und drei Frauen, die sonst ungeschützt draußen gewesen wären, in Hotels ein. Manche blieben eine, manche zehn Nächte. Unbürokratische Hilfen, wenn die Notunterkünfte überfüllt sind. Schön, dass Menschlichkeit und Nächstenliebe größer sind als Bürokratie, so schien es.
Von wegen: Nun flatterten den Wohnungslosen Rechnungen ins Haus – Pardon, an die Postadressen, die sie in den Beratungsstellen haben, um erreichbar zu sein. Für die Hotelaufenthalte sollen sie bezahlen, das sei von vornherein gesagt worden, heißt es vonseiten des Amtes. Und sie könnten die Bescheide ja dann beim Sozialamt oder Jobcenter vorlegen und Kosten erstattet bekommen.
Vielleicht könnten das manche wirklich – wenngleich die Bescheide schon für Normalsterbliche kaum zu verstehen sind. Aber es gibt auch viele Menschen auf der Straße, die keine Sozialhilfe bekommen. Müssen sie die 48,50 Euro pro Nacht dann aus eigener Tasche tragen – und werden bestraft, wenn sie es nicht tun? Oder geht die Stadt davon aus, dass sie ohnehin nicht zahlen, weil sie nichts haben, und will „nur“ übergeordneten Stellen gegenüber dokumentieren, dass sie versucht hat, die Kosten zu decken? Doch dafür ist der Preis hoch. Denn mit diesen Bescheiden zeigt die Stadt ein unfreundliches, kaltes Gesicht.
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