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Koblenz

Top-Thema Klimaschutz: Koblenzer Stadtrat entscheidet über Maßnahmenpaket mit 33 Punkten

Die Rhein-Mosel-Halle: Mehr als 85 Prozent ihres Energiebedarfs werden über regenerative Quellen abgedeckt.  Foto: Reinhard Kallenbach
Die Rhein-Mosel-Halle: Mehr als 85 Prozent ihres Energiebedarfs werden über regenerative Quellen abgedeckt. Foto: Reinhard Kallenbach

„Der Stadtrat erkennt an, dass wir uns in einer weltweiten und sehr ernsten Klimakrise befinden – und lokal handeln müssen.“: So lautet der erste Satz der Unterlage zu Tagesordnungspunkt 1 der Stadtratssitzung (15 Uhr, Historischer Rathaussaal). Damit will die Stadt ein deutliches Zeichen setzen, „dass die bisherige Klimapolitik insgesamt – nicht nur in der Stadt – verändert und neu aufgestellt werden muss“.

Lesezeit: 2 Minuten
Und nicht nur ein Zeichen setzen, sondern auch konkrete Maßnahmen in Gang bringen und umsetzen. Neu ist das Thema indes nicht: Bereits am 28. März hat sich die Stadt zu den Zielen des Klimaschutzabkommens von Paris bekannt, mit denen die Erderwärmung auf 1,5 Grad begrenzt werden soll. „Sie trägt deshalb ...
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33 Punkte, die das Klima in Koblenz verbessern sollen

Vom aufwendigen Konzept bis zur Neusteuerung einer Ampel: Große und kleine Maßnahmen hat die Stadt sich vorgenommen, strategische Ausrichtungen und ganz konkrete Dinge. Die 33 Punkte im Einzelnen:

1 Klimaschutzkonzept: 2011 hat die Stadt das erste Klimaschutzkonzept vorgelegt, seitdem wird es kontinuierlich fortgeschrieben. Konzepte zum Umgang mit dem Temperaturanstieg und mit Extremwetterereignissen finden hier ebenso Platz wie Lärmaktions- und Luftreinhalteplan. Künftig soll einmal im Jahr über den Stand der Dinge berichtet werden.

2 Klimaschutzmanagement: Das Konzept wird nicht nur erstellt, es wird auch kontrolliert. Ein entsprechendes Management soll im Baudezernat eingerichtet werden.

3 Klimaschutz wird immer mitbedacht: Bei allen Entscheidungen, die für den Klimaschutz relevant sind, wird künftig ausgewiesen, welche Maßnahmen ergriffen werden können.

4 Klimakommission gründen: Eine Klimakommission wird eingerichtet, die dreimal jährlich tagen soll, einen externen Vorsitzenden hat und Rat und Verwaltung berät.

5 ÖPNV stärken: Innerhalb von vier Jahren sollen 2 Millionen mehr Fahrgäste den ÖPNV nutzen. Eine Vielzahl von Verbesserungen soll dazu beitragen, unter anderem sollen Tickets günstiger werden, die Busse häufiger fahren, neue Buslinien entstehen. Außerdem wird geprüft, ob die Dächer von Buswartehäuschen begrünt werden können.

Die Stadt Koblenz will sich stärker für den Klimaschutz einsetzen.
Die Stadt Koblenz will sich stärker für den Klimaschutz einsetzen.
Foto: Doris Schneider

6 Mehr Leute sollen Rad fahren: Der Anteil des Radverkehrs soll bis 2030 nahezu verdoppelt werden, auf 16 Prozent. Dazu werden die Verbindungen verbessert, Ampelschaltungen angepasst und vieles mehr. Konkrete Vorschläge liegen vor.

7 Verkehrsmanagementsystem: Die Stadt plant, sogenanntes Umweltorientiertes Verkehrsmanagement (UVM) einzuführen. Damit kann der Verkehr Abhängigkeit von gemessenen Luftschadstoffen, meteorologischen Daten und Verkehrsbelastung beeinflusst werden, unter anderem durch Ampelschaltungen. Freie Kapazitäten sollen bestmöglich ausgenutzt werden. Ein Förderantrag ist gestellt, eine Voruntersuchung könnte in einem halben Jahr erste Ergebnisse bringen. Eine Realisierung des ganzen Projekts würde etwa fünf Jahre dauern.

8 Ampelschaltung wird geändert: Die Ampel an der Kreuzung Pfuhlgasse/Görgenstraße/Clemensstraße soll so geändert werden, dass sie für Busse besser läuft. Das soll Anfang 2020 umgesetzt werden.

33 Punkte, die das Klima in Koblenz verbessern sollen
Foto: Doris Schneider

9 Ampelanlagen digitalisieren: Die Anlagen sollen so modernisiert werden, dass sie durch grüne Wellen und eine Ausweitung von Busbeschleunigungsmaßnahmen den Verkehrsfluss verbessern.

10 LED-Technik: Um den Stromverbrauch zu senken, soll noch in diesem Jahr beispielsweise die Ampel an der Ecke Hohenzollern-/St.-Josefsstraße auf LED-Technologie umgerüstet werden. Weitere folgen.

11 LED-Technik auch bei Straßenlaternen: Bis Ende 2020 sollen 3500 Straßenlaternen mit LED-Technologie ausgestattet sein und so 80 bis 95 Prozent weniger Strom verbrauchen. Auch das Flutlicht im Stadion Oberwerth soll umgestellt werden.

12 Ein Parkkonzept für E-Autos: Parkangebote für E-Autos sollen erweitert, die Autos von Parkgebühren befreit werden. Noch in diesem Jahr will die Verwaltung ein entsprechendes Konzept beschließen.

33 Punkte, die das Klima in Koblenz verbessern sollen
Foto: Sascha Ditscher

13 Ladeinfrastruktur für E-Mobilität: Der Bedarf für Ladeangebote im öffentlichen Raum soll ermittelt werden.

14 Konkrete Pläne werden rasch umgesetzt: Im Haushaltsplan für 2020 sind bereits mehrere Maßnahmen aus dem Verkehrsentwicklungs- und dem Nahverkehrsplan vorgesehen, die rasch umgesetzt werden sollen.

15 Energieverbrauch senken: Der Ist-Zustand von 86 städtischen Gebäuden wie Schulen, Kitas, Verwaltungsgebäuden ist untersucht worden, nun wird eine Liste von Maßnahmen entschieden, wie technisch und wirtschaftlich am effektivsten Energie gespart werden kann. Mitte 2020 soll eine Prioritätenliste dem Stadtrat zur Entscheidung vorgelegt werden.

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Foto: Reinhard Kallenbach

16 Fotovoltaik auf städtischen Dachflächen: Konkret sind schon Fotovoltaikanlagen auf Sporthalle und Kita Asterstein und in den kommenden Jahren auf der Kita Karthause, der Kita Horchheimer Höhe, der Feuerwache Niederberg und der Feuerwache Bubenheim geplant. Weitere werden geprüft.

17 Ökostrom wird genutzt: Die städtischen Liegenschaften werden zu 100 Prozent mit Ökostrom versorgt, das bleibt auch so. Damit sieht sich die Stadt als Vorbild für Privatleute.

18 Dächer werden begrünt: Alle Dächer auf städtischen Neubauten werden begrünt, zuletzt schon die jüngsten Kita-Neubauten und die Sporthalle Asterstein.

19 Flächenverbrauch reduzieren: Bei der Fortschreibung des Flächennutzungsplans soll der Verbrauch reduziert werden, unter anderem, um Kaltluftentstehungsgebiete zu erhalten. Großflächige Baugebietsausweisungen, die bis heute nicht verwirklicht wurden, werden aus dem Plan herausgenommen.

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Foto: Thomas Frey

20 Klimafreundliche Wärmeerzeugung: Die Stadt strebt an, bei Neubaugebieten ab einer bestimmten Größe (zum Beispiel 0,5 Hektar) alternative Wärmekonzepte umzusetzen, und sucht dazu Partner, beispielsweise die Energieversorgung Mittelrhein (EVM). Das gilt unter anderem für das Gelände der Fritsch-Kaserne.

21 Klimaschutz ist Thema in der Bauleitplanung: Die Stadt hat einen Leitfaden „Klimaschutz in der Stadtplanung“ erarbeitet. Derzeit wird gemeinsam mit der Hochschule eine Strategie zum Umgang mit dem Klima in puncto Planen und Bauen erarbeitet, die ebenfalls Eingang in die Bauleitplanung finden soll.

22 Klimaneutrale Energiegewinnung: Die Stadt wird künftig in allen entsprechenden Vertragsentwürfen die Umsetzung klimaneutraler Energiegewinnung fordern.

23 Stadtwald soll aufgeforstet werden: Mit rund 200.000 neuen Bäumen soll der Stadtwald wiederbestockt werden, der unter anderem durch Borkenkäfer und Trockenheit extrem gelitten hat. Mit Unterstützung von Bund und Land wird etwa 1 Million Euro investiert.

33 Punkte, die das Klima in Koblenz verbessern sollen
Foto: Doris Schneider

24 300 neue Bäume in der Stadt: Jeder Einzelbaum, der gefällt werden muss, wird durch eine Nachpflanzung ersetzt. Außerdem sollen in mindestens 30 Straßen neue Baumstandorte geschaffen werden. Bis zu 300 neue Bäume könnten so in acht Jahren gepflanzt werden.

25 Insekten und Artenvielfalt schützen: Im Mai hat der Stadtrat einen Katalog von Maßnahmen verabschiedet, die erste ist abgeschlossen: Grünflächen werden so gestaltet, dass viele Insekten und Tierarten einen guten Lebensraum finden. Die Entwicklung der Pflanzenvielfalt wird dokumentiert, zweimal jährlich wird die Umsetzung aller geplanten Maßnahmen überprüft.

26 Flächen auf Friedhöfen werden umgestaltet: Langfristig werden auf Friedhöfen Flächen nicht mehr benötigt. Hier können durch Entsiegelungen und Umgestaltungen Verbesserungen für das Stadtklima und die Lebensräume von Kleintieren und Insekten geschaffen werden. Am Friedhof Asterstein sind Teilflächen zur öffentlichen Parkanlage umgestaltet worden, weitere können folgen.

27 Flächen entsiegeln: Entsiegelungsmaßnahmen und Schaffung von Grünzonen mit heimischen Gehölzen können auf Schulhöfen und Kita-Außengeländen zur Klimaverbesserung und zu mehr Aufenthaltsqualität führen. Schulhofgestaltungen sind beispielsweise an der Schenkendorf-, der Willi-Graf-Schule, der Balthasar-Neumann-Schule und am Eichendorff-Gymnasium geplant.

28 Das Kanalnetz wird modernisiert: Vor allem die Auswirkungen von Starkregenereignissen sollen minimiert werden.

29 Städtischen Fuhrpark modernisieren: Wenn Elektrofahrzeuge und für Spitzenzeiten zusätzliche Wagen aus dem Car-Sharing-Angebot für Dienstfahrten genutzt werden, können Kosten und vor allem Emissionen eingespart werden. Derzeit wird ein Konzept erstellt, das dem Rat bald vorgelegt werden soll.

30 Auch Nutzfahrzeuge werden nach und nach ausgetauscht: Schon in den vergangenen Jahren wurde bei Neuanschaffungen sehr auf die Umweltverträglichkeit geachtet. Die Anschaffung weiterer E-Wagen ist geplant.

33 Punkte, die das Klima in Koblenz verbessern sollen
Foto: Koblenz Touristik

31 Nachhaltige Veranstaltungen: Die Stadt wird eine Leitlinie für nachhaltige Veranstaltungen erarbeiten, die Grundlage für städtische und externe Events wird. Darin geht es unter anderem um Müllvermeidung und den Einsatz von Mehrweg- und biologisch abbaubaren Materialien und des ÖPNVs. Ein erster Schritt wurde mit der Einführung des Koblenz-Becher und -Glases getan, wodurch bei städtischen Veranstaltungen Strohhalme und Einwegbecher reduziert wurden. Auch dieses System soll weiterentwickelt werden.

32 Mehrweg-Coffee-to-go-Becher: Die Stadt will die Einführung von Mehrweg-Coffee-to-go-Bechern unterstützen und bei Gastronomie und Lebensmittelhandel für das System „Bleib deinem Becher treu“ werben. Die Kunden können ihre eigenen Becher befüllen lassen, neue kaufen oder tauschen.

33 Ökologische und soziale Standards bei öffentlichen Ausschreibungen berücksichtigen: Die Mitarbeiter in den städtischen Ämtern, die für öffentliche Ausschreibungen zuständig sind, sollen intensiver geschult werden, um geeignete ökologische Siegel und Zertifikate aufzunehmen, soziale Aspekte als Wertungskriterien heranziehen zu können und zu erkennen, bei welchen Produkten es Sinn macht. Bereits heute werde unter anderem bei der Reinigung von Dienstbekleidung oder der Mittagsverpflegung in Schulen und Kitas darauf geachtet.

Katrin Steinert/Doris Schneider

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