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Koblenz

Spaziergänge zur Architektur: Ein Streifzug durch Koblenz zu Bauten und Anlagen aus 100 Jahren [Teil 1]

Von Claus Ambrosius
Das Steuler Haus.
Das Steuler Haus. Foto: Claus Ambrosius

Es ist Advent 2020, die Weihnachtsfeiertage stehen kurz bevor, und wie es aussieht, könnte die gewohnt ruhige Zeit „zwischen den Jahren“, bedingt durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie, in diesem Jahr ein gutes Stück länger ausfallen als gewohnt. Aus diesem Grund lohnt es sich, Corona-gerecht und unter Vermeidung unnötiger Kontakte auf einen besonderen Kulturspaziergang aufzubrechen: In Zusammenarbeit mit dem Rheinischen Verein möchten wir Sie mitnehmen auf vier kleine Touren durch bemerkenswerte Bauten und Anlagen der vergangenen 100 Jahre. Heute: Später Historismus und frühe Moderne

Lesezeit: 4 Minuten
Diese kann man wie beschrieben begehen – oder aber ganz nach Gusto selbst kombinieren und mit offenen Augen links und rechts des Wegs um viele Eindrücke erweitern. Denn Koblenz bietet viel mehr an bemerkenswerter Architektur, als es vielen bewusst sein dürfte: Spontan werden die meisten bei der Frage nach denkmalwürdigen Bauten ...
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Moderne Ingenieurskunst im Stil einer neubarocken Schlossanlage und Bauten an der Schnittstelle von Tradition und Moderne

Ein Kulturspaziergang mit sechs besonderen Bauten:

Der Koblenzer Hauptbahnhof.
Der Koblenzer Hauptbahnhof.
Foto: Claus Ambrosius

1 Hauptbahnhof

Im Zuge der Stadtgebietserweiterung nach 1890 wurden sowohl Rhein- als auch Moselbahnhof aufgegeben. Nach Plänen des Regierungsbaumeisters Karl Biecker entstand von 1899 bis 1902 der neue Hauptbahnhof in relativ konventionellem Neubarock. Die Bahnsteige überspannte eine Hallenkonstruktion, den Mittelpavillon (Empfangshalle) des 96 Meter langen Gebäudes krönte ein stattlicher Dachreiter. Der Hauptbahnhof wurde nach Kriegsschäden vereinfacht wiederaufgebaut und in den 2000er-Jahren nochmals renoviert.

2 „Steuler-Haus“

Das Wohnhaus (Roonstraße 18 und 20) ist aufgrund seiner Weiter-Bau-Geschichte interessant. Begonnen wurde die Errichtung des breitgelagerten herrschaftlichen Baus 1914 nach Plänen des Architekten August Leu in den Formen des modernisierten Klassizismus. In den 1920er-Jahre erfolgte nach Osten eine Erweiterung, die duetlich sachlicher ausfiel. Die Erweiterung nach Westen wurde 1938 vom Architekten Carl Rudolph durchgeführt, der sich wieder an der alten Ornamentik orientierte sowie den zweiten Erker und einen Dreiecksgiebel hinzufügte.

Eine faszinierende Gleichzeitigkeit an der Schnittstelle von Tradition und Moderne führen und die nächsten beiden Stationen vor Augen: Obwohl sie, in ihrem Bau nur drei Jahre und im Standort nur wenige Hundert Meter voneinander entfernt, große Unterschiede aufweisen, ist das Verbindende dieser beiden auf ihre Art straßenbildprägenden Gebäuden für uns heute interessant: Beide Gebäude zeigen in jeweils unterschiedlicher Interpretation den Umgang mit der Sachlichkeit als einem großen Architekturthema des 20. Jahrhunderts auf.

Das Steuler Haus.
Das Steuler Haus.
Foto: Claus Ambrosius

3 Bürogebäude der Debeka

Die Liste der Kulturdenkmäler in Koblenz führt diese Station wie folgt auf: Südallee 11, 17, 19, erbaut als Bürohaus der Deutschen-Beamten-Krankenversicherung (Debeka) als viergeschossiger tuffplattenverkleideter reich durchfensterter Monumentalbau 1926 nach Plänen der Huch & Grefges und 1934 von diesen erweitert.

Bürogebäude Debeka
Bürogebäude Debeka
Foto: Claus Ambrosius

4 Erweiterungsbau Hilda-Gymnasium

Der Erweiterungsbau des Hilda-Gymnasiums wurde in der Südallee 39 ab 1923 als dreigeschossiger tuffgegliederter Monumentalbau mit Mansardwalmdach errichtet nach Plänen des Architekten Regierungsbaumeister Wilhelm Dohmen. Erhalten ist auch ein Wandbrunnen mit Putten von 1925.

Erweiterungsbau Hilda-Gymnasium.
Erweiterungsbau Hilda-Gymnasium.
Foto: Claus Ambrosius

5 Franzosenhäuser

Die Bauten nach Plänen der Architekten Stähler und Horn sind ab 1920 im Stile des Neubarock entstanden – wenn auch sehr reduziert und formalisiert. Die Wohnblöcke Südallee 62, 64, 66, 68, Hohenzollernstraße 59, Johannes-Müller-Straße 9, 9a, 11 und 11a waren als Siedlungsbauten für die französische Besatzung entstanden, daher leitet sich der Spitznamen Franzosenhäuser ab. Typisch sind für die viergeschossigen, traufständige, tuffgegliederter Putzbau die großen Portalvorbauten und teils säulengestützten Veranden. Ihre Entstehungsgeschichte ist ein Paradebeispiel dafür, wie sich politische und gesellschaftliche Entwicklungen im Städtebau niederschlagen – der gegenwärtige Zustand der Gesamtanlage eher dafür, wie wenig sensibel mit solch wichtiger Architektur umgegangen wurde.

Die Franzosenhäuser
Die Franzosenhäuser
Foto: Claus Ambrosius

6 Jugendstilwohnhaus

Das nach Plänen des Architekten Otto Nebel erbaute viergeschossige großbürgerliche Zeilenwohnhaus Kurfürstenstraße/Ecke Ludwigstraße zeigt mit seiner reichen Schaufassade mit Jugendstildekor, wie aus Neubarock und Neurenaissance neue neue Jugendstilformen entwickelt wurde.

Ein Jugendstilwohnhaus.
Ein Jugendstilwohnhaus.
Foto: Claus Ambrosius
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