Koblenz

Shuttlebus bringt Helfer von Koblenz an die Ahr: Die Unterstützung ist überwältigend

Von Doris Schneider
Mala aus Güls und viele andere sind spontan dem Aufruf gefolgt und fahren am Dienstagmorgen zum Helfen an die Ahr. Dass die Koveb den Bus stellt und die private Initiative „Helfershuttle Ahrtal“ die Arbeitseinsätze koordiniert, finden sie ungeheuer hilfreich. Allein hätte man die Fahrt nicht organisieren können und zudem Angst, vielleicht im Weg zu stehen, sagen viele.  Foto: Doris Schneider
Mala aus Güls und viele andere sind spontan dem Aufruf gefolgt und fahren am Dienstagmorgen zum Helfen an die Ahr. Dass die Koveb den Bus stellt und die private Initiative „Helfershuttle Ahrtal“ die Arbeitseinsätze koordiniert, finden sie ungeheuer hilfreich. Allein hätte man die Fahrt nicht organisieren können und zudem Angst, vielleicht im Weg zu stehen, sagen viele. Foto: Doris Schneider

Die Koveb fährt freiwillige Helfer aus Koblenz mit einem Shuttlebus an die Ahr, die private Initiative „Helfershuttle Ahrtal“ koordiniert die Arbeitseinsätze. Und: Die Hilfsbereitschaft ist riesig.

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Ein Eimer, ein paar Gummistiefel, eine Schippe und in einem Rucksack Wechselkleidung und etwas zu essen und zu trinken. „Für mich selbst und für einen anderen, wenn jemand was braucht“, sagt Mala aus Güls. Am Dienstagmorgen steht sie an der Bushaltestelle am Zentralplatz.

Wie die anderen auch, die nach und nach dazukommen, hat sie am späten Montagabend über soziale Netzwerke erfahren, dass es einen Bus gibt, der freiwillige Helfer am Morgen nach Bad Neuenahr und am Abend zurückbringt. „Wir haben hier einfach Schwein gehabt“, sagt die 43-Jährige. „Und ich habe Zeit, bin durch Corona arbeitslos. Also bin ich hier.“

Lisa Scherhag ist Studentin, und den einen Tag kann sie sich vom Vorbereiten der Prüfungen abknapsen, sagt sie. „Dafür lerne ich am Sonntag.“ Alexander Koch nimmt sich ebenfalls die Zeit: „Heute Abend muss ich zur Nachtschicht“, sagt der 52-Jährige. „Aber ich will unbedingt was tun.“ Das Ahrtal kennen er und seine Frau von vielen Wanderungen, lieben die Gegend. „Wenn man die Bilder sieht, das ist einfach schrecklich.“

„Ich habe einfach das Bedürfnis, etwas zu tun“, sagt auch Sabine Engeländer. „Ich bin selbst aus Erftstadt, da kommt man aber im Moment nicht hin.“ Ein Auto hat die 27-Jährige nicht, also hätte sie auch an der Ahr nicht helfen können, wenn der Bus nicht angeboten würde. „Ich hätte auch nicht allein hinfahren wollen, da denkt man, man steht nur im Weg“, sagt eine andere Frau.

Rund 20 Menschen sind es am Ende, die an diesem ersten Morgen in den Bus am Zentralplatz steigen, mit gemischten Gefühlen, aber enormem Tatendrang. „Es ist total spontan entstanden“, sagt Koveb-Geschäftsführer Hansjörg Kunz. Denn die Koveb fährt wohnungslos gewordene Menschen aus den betroffenen Orten im Ahrtal in Hotels, die sie aufnehmen.

Am Rand ist dann die Idee aufgekommen, dass wenn man ohnehin hinfährt, man auch Menschen mitnehmen könnte, die dort Hilfseinsätze leisten möchten. Befristet ist das Angebot zunächst bis einschließlich Samstag, beschränkt auf 35 Menschen. Aber sofort kommt die Frage auf, ob das nicht viel länger möglich ist, für viel mehr Menschen.

Hansjörg Kunz sieht man an, dass er zwiespältige Gefühle beim Gespräch mit der RZ hat: „Wir wollen auf keinen Fall Publicity, die auf dem Leid der Menschen aufbaut.“ Andererseits ist es natürlich so: Je mehr Menschen von dem Busshuttle und der Hilfskoordination erfahren, umso mehr können zupacken.

Und es ist nicht nur ein reines Transportmittel, was an sich schon äußerst hilfreich ist angesichts der zerstörten Straßen und Bahnschienen. Auch was die Helfer in Bad Neuenahr tun, ist geklärt: Der Einsatz der Helferinnen und Helfer in Bad Neuenahr-Ahrweiler wird von der privaten Organisation „Helfershuttle Ahrtal“ koordiniert.

Die Helfenden werden direkt vor Ort zugeteilt, informiert Susanne Hemmer, Referentin Kommunikation und Marketing bei der Koveb. Neben Arbeitskleidung ist folgende Ausrüstung notwendig, zählt sie auf: Wechselkleidung und -schuhe, Desinfektionsmittel, eine Rolle Toilettenpapier, Hygienetücher, Eimer, Schaufel, Gummistiefel, Handschuhe, Handtuch, Stirnlampe und Taschenlampe, Powerbank, eine Rolle Müllbeutel und Tagesverpflegung. „Auch wenn versucht wird, Ausrüstung und Verpflegung zu organisieren, kann dies vor Ort aufgrund der schwierigen Lage nicht sichergestellt werden.“

„Machen ist wie wollen, nur krasser“, hat eine junge Frau, die am Morgen an der Bushaltestelle am Zentralplatz steht, auf ihrem T-Shirt stehen. Und viele wollen was machen, wie die Reaktionen auch in den sozialen Netzwerken zeigen. „Bitte dauerhaft einrichten“, schreibt ein Facebook-Nutzer auf der Seite der Stadt. „Da unten braucht es frische Kräfte, über Wochen im Wechsel.“

Ob dies klappt und ob mehr Busse eingesetzt werden können, wird derzeit geklärt: Geplant ist der Shuttle zunächst nur bis einschließlich Samstag, täglich 9.30 Uhr ab Zentralplatz, Bussteig A, zurück um 17.30 Uhr in Bad Neuenahr.

Von unserer Redakteurin Doris Schneider