Vieles hat sich verändert, und das in verhältnismäßig kurzer Zeit. Heute unvorstellbar: Noch bis 1977 durfte eine Frau in Westdeutschland nur dann berufstätig sein, wenn das „mit ihren Pflichten in Ehe und Familie vereinbar“ war. Wenn ich das heute meinen Töchtern und Enkelinnen erzähle, blicken sie mich mit großen Augen an, als würde ich Geschichten vom Krieg erzählen. 1977, da war ich schon ein Teenager. Das ist gefühlt gestern gewesen.
Seitdem hat sich die Situation von Frauen und Mädchen bei uns rasant verbessert. Vorbei ist die Zeit, in der Mädchen nicht auf die höhere Schule geschickt wurden, weil sie doch sowieso heiraten. Vorbei die Zeiten, in denen Mädchen schief angeschaut wurden, weil sie sich für Technik interessieren oder Fußball spielen möchten. Vorbei die Zeiten, in denen Frauen, die keine Mütter waren, mitleidig bis misstrauisch beäugt wurden.
Aber ist das wirklich alles so vorbei? Eine Frau, die sich entscheidet, Karriere zu machen, muss sich auch heute noch, auch aus ihrem persönlichen Umfeld, die Frage gefallen lassen, was denn mit ihren Kindern ist, während sie arbeitet. Und die Teenager von heute sind ebenso wie ihre Mütter unter Druck, den gesellschaftlichen Normen zu entsprechen. Vieles wird heute noch stärker als früher aufs Aussehen reduziert: Schlank, langhaarig und vollbusig, so sind Mädchen schön. Das zeigen ihnen Instagram und Co. überdeutlich und omnipräsent.
Dies zu überwinden, ist nicht einfach. Es ist ein Weg. Für Eltern, die ihren Töchtern zeigen können: „Du bist gut, wie du bist.“ Für Schulen, die Talente fördern und Schwächen ausgleichen helfen. Und für jeden, der das Innere eines Menschen sucht und sieht. Denn das ist viel wichtiger als lange Haare und ein hübsches Gesicht.
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