Die neue Allgemeinverfügung der Stadt Koblenz, die die Alt- und Innenstadt zwischen Rhein, Mosel und Friedrich-Ebert-Ring in den Nachtstunden mit einem Verweil- und Alkoholverbot belegt, ist aus mehreren Gründen ein Armutszeugnis. Wieder einmal wird der Weg von Verboten und Sanktionen gewählt, statt sich Gedanken über die Ursachen zu machen und pragmatische Lösungen zu erarbeiten. Junge Menschen, die seit sieben Monaten regelmäßig zu hören bekommen, dass sie „nur noch drei Wochen“ aushalten müssen, bis es wieder besser wird, haben es schlicht satt. Die Sehnsucht nach Interaktion, Nähe, Entspannung und positiven Emotionen – kurz: nach Normalität – lässt sich nicht dauerhaft unterdrücken. Das Resultat der neuen Bannmeile wird ein Verlagerungseffekt sein. Dann geht die Sause halt in Ehrenbreitstein, auf dem Asterstein oder in den Kaiserin-Augusta-Anlagen weiter. Ähnliches lässt sich etwa in Würzburg beobachten: Statt auf der inzwischen zur No-Go-Area erklärten Alten Mainbrücke treffen sich die Scharen mit ihren Weinschoppen nun links und rechts des Bauwerkes.
Gerade mit Blick auf die niedrigen Inzidenzwerte und die anstehende Fußball-Europameisterschaft würde also auch die Stadt Koblenz gut daran tun, offensiv Areale auszuweisen, an denen Feierwillige mit einem negativen Testnachweis die Zeit verbringen können. Vielleicht ist es aber auch Zeit, mit einem angemessenen Hygienekonzept endlich die (Beach) Clubs wieder freizugeben. Das würde den Druck von der Straße und den Plätzen nehmen.
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