Dass im vergangenen Jahr ein Lockdown kam, schien das Schlimmste zu sein, was den Gastronomen passieren konnte. Und jetzt, ein Jahr später, stehen etliche da und wünschten sich, es käme eine solche Verordnung wieder. Wünschten sich, sie wären gezwungen zu schließen, damit das Personal sich nicht in dreiviertelleeren Lokalen die Beine in den Bauch steht, Lebensmittel nicht weggeworfen werden müssen. Was viele vielleicht nicht genau wissen: Sie können staatliche Mittel beanspruchen, auch wenn sie offenlassen. Auf keinen Fall sollte sich jemand scheuen, dies in Anspruch zu nehmen. Es bleibt auch so schwierig genug für sie.
Andere Bundesländer ermöglichen es im Übrigen einem breiteren Kreis von Menschen, Lokale auch ungetestet zu besuchen. Nicht nur Geboosterten, sondern auch frisch Genesenen beispielsweise. Und dass ausgerechnet die Jüngeren, die im vergangenen Frühjahr geduldig und solidarisch gewartet haben, bis sie mit der Impfung dran waren, nun das Nachsehen haben, weil sie erst in einigen Monaten geboostert werden können, kommt einem ungerecht vor.
Sicher gibt es Möglichkeiten, den Gästen den Weg ins Lokal und damit den Gastronomen das Leben zu erleichtern. Wichtig wäre es, damit den Städten kein lang anhaltender – ungewollter – Lockdown droht, wenn Lokale auf Dauer schließen. Aber andererseits scheuen eben viele einfach den Weg ins Lokal, um ein Bier zu trinken oder essen zu gehen. Und im Grunde ist es ja das, was gewollt ist. Wie schon so oft in dieser Corona-Zeit gibt es keine einfachen Antworten auf komplizierte Sachverhalte.
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