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Koblenz

Lokale sind leer, Gastronomen verzweifelt: Viele Wirte sehnen Lockdown herbei

Von Doris Schneider
Im Stadtflair in der Altstadt ist am Mittag kein Gast, Inhaberin Kristina Gretschmann (links) und Mitarbeiterin Natalia Waszkiewicz wissen nicht, wie es weitergeht.
Im Stadtflair in der Altstadt ist am Mittag kein Gast, Inhaberin Kristina Gretschmann (links) und Mitarbeiterin Natalia Waszkiewicz wissen nicht, wie es weitergeht. Foto: Doris Schneider

Die beiden Gäste im Café Stadtflair in der Altstadt haben gerade bezahlt. Sie finden die Regelung, dass man nur dreifach geimpft oder zweifach geimpft/genesen plus frisch getestet ins Lokal gehen darf, eigentlich ganz gut, man fühlt sich sicher. Das sagen auch andere Gäste in anderen Lokalen, mit denen die RZ gesprochen hat. Die Gastronomen indes sehen die Situation anders: Sie wünschen sich einen Lockdown, so verrückt das eigentlich ist.

Lesezeit: 3 Minuten
Kristina Gretschmann muss die Zeiten im „Stadtflair“ reduzieren, anders klappt es nicht mehr, sagt sie: Am Wochenende geht es gerade noch, wenn Familien fürs Frühstück reservieren, aber ansonsten ist die Frequenz etwa auf ein Fünftel gesunken, schätzt sie. Zwei Ruhetage in der Woche macht sie nun, ihre Öffnungszeiten beschränkt sie ...
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Dehoga-Präsident: Es gibt staatliche Hilfen

Viele Gastronomen wissen offenbar nicht, dass sie Überbrückungsgelder auch dann bekommen können, wenn es keinen offiziellen Lockdown gibt, sagt Gereon Haumann, Präsident des rheinland-pfälzischen Hotel- und Gaststättenverbandes.

Wenn der Umsatz im Vergleich zum gleichen Monat des Jahres 2019 mehr als 30 Prozent reduziert ist, dann kann man diese Unterstützung bekommen – und die Situation ist dramatisch, weiß Haumann aus vielen Gesprächen. Sein Appell an die Gastronomen ist dennoch: „Unbedingt durchhalten!“ Denn wenn es noch einmal zu Schließungen kommen würde, ist er überzeugt, orientieren sich die Mitarbeiter endgültig um.

Haumanns Forderung an die Politik: die Verschärfung mit Booster- oder Testpflicht in Rheinland-Pfalz fallen zu lassen. „Da sollte man eher 3G im Lebensmittelhandel machen, das wäre angemessener“, meint er. dos

RZ-Kommentar: „Wirte brauchen Unterstützung“

Doris Schneider zur Lage der Gastronomie

Dass im vergangenen Jahr ein Lockdown kam, schien das Schlimmste zu sein, was den Gastronomen passieren konnte. Und jetzt, ein Jahr später, stehen etliche da und wünschten sich, es käme eine solche Verordnung wieder. Wünschten sich, sie wären gezwungen zu schließen, damit das Personal sich nicht in dreiviertelleeren Lokalen die Beine in den Bauch steht, Lebensmittel nicht weggeworfen werden müssen. Was viele vielleicht nicht genau wissen: Sie können staatliche Mittel beanspruchen, auch wenn sie offenlassen. Auf keinen Fall sollte sich jemand scheuen, dies in Anspruch zu nehmen. Es bleibt auch so schwierig genug für sie.

Andere Bundesländer ermöglichen es im Übrigen einem breiteren Kreis von Menschen, Lokale auch ungetestet zu besuchen. Nicht nur Geboosterten, sondern auch frisch Genesenen beispielsweise. Und dass ausgerechnet die Jüngeren, die im vergangenen Frühjahr geduldig und solidarisch gewartet haben, bis sie mit der Impfung dran waren, nun das Nachsehen haben, weil sie erst in einigen Monaten geboostert werden können, kommt einem ungerecht vor.

Sicher gibt es Möglichkeiten, den Gästen den Weg ins Lokal und damit den Gastronomen das Leben zu erleichtern. Wichtig wäre es, damit den Städten kein lang anhaltender – ungewollter – Lockdown droht, wenn Lokale auf Dauer schließen. Aber andererseits scheuen eben viele einfach den Weg ins Lokal, um ein Bier zu trinken oder essen zu gehen. Und im Grunde ist es ja das, was gewollt ist. Wie schon so oft in dieser Corona-Zeit gibt es keine einfachen Antworten auf komplizierte Sachverhalte.

E-Mail: doris.schneider@rhein-zeitung.net

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