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Koblenz/Region

Leichte Corona-Erkrankung, schwere Folgen: Ärzte im BWZK Koblenz sehen immer mehr Post-Covid-Patienten

Von Katrin Steinert
Völlig erschöpft und kein Konzentrationsvermögen: Wer die Corona-Infektion gut weggesteckt hat, kann trotzdem plötzlich Probleme haben, auch nach schwachen Verläufen können Spät- und Langzeitfolgen auftreten. Das erleben Mediziner in Koblenz und der Region täglich.
Völlig erschöpft und kein Konzentrationsvermögen: Wer die Corona-Infektion gut weggesteckt hat, kann trotzdem plötzlich Probleme haben, auch nach schwachen Verläufen können Spät- und Langzeitfolgen auftreten. Das erleben Mediziner in Koblenz und der Region täglich. Foto: picture alliance / dpa

Seit mehr als einem Jahr hält uns das Coronavirus in Atem. Anfangs war noch nichts über Spät- oder Langzeitfolgen bekannt. Wie auch? Das ist heute, gut 14 Monate, nachdem der erste Mensch mit Corona im Bundeswehrzentralkrankenhaus (BWZK) in Koblenz behandelt wurde, natürlich anders. Auch Wochen nach einer überstandenen leichten Corona-Infektion können schwere Folgen auftreten. Die enorme Bandbreite bezeichnen heimische Infektiologen als medizinisch beeindruckend – wer kein Arzt ist, nennt sie wohl eher besorgniserregend.

Lesezeit: 4 Minuten
Ungewöhnlich für ein Virus, das vor allem die Atemwege befällt, ist, dass viele Patienten später unter neurokognitiven Problemen leiden, weiß Lungenfacharzt Dr. Frank Müller. Der Infektiologe vom Bundeswehrzentralkrankenhaus berichtet, dass die Betroffenen vor allem darüber klagen, dass sie todmüde und völlig erschöpft sind (Fatigue-Syndrom). Die kürzesten Wege in der Wohnung ...
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Wann ist es eine Spät-, wann eine Langzeitfolge?

Die exakte Definition, wann Folgeerscheinungen als Langzeit- oder Spätfolge eingeordnet werden, ist noch nicht gefunden. Die Begriffe Post-Covid und Long-Covid werden häufig synonym verwendet und nicht klar gegeneinander abgegrenzt, sagt Infektiologe Dr. Frank Müller.

Ungefähre Richtwerte: Bei Symptomen, die später als zwölf Wochen nach durchlaufener Corona-Erkrankung auftauchen oder anhalten, könne man von einem Post-Covid-Syndrom (Spätfolge) sprechen. „Aber es gibt auch Durchmischungen und noch keine klaren Abgrenzungen“, betont Müller.

Was tun, wenn man unter Corona-Spätfolgen leidet?

Wer das Gefühl hat, nicht gesund zu werden, oder nach einer Corona-Erkrankung plötzlich wieder oder immer noch Probleme zu haben, sollte mit seinem Hausarzt sprechen, der die weitere Behandlung in die Wege leitet. Das raten die Mediziner vom Bundeswehrzentralkrankenhaus (BWZK) Koblenz.

Infektiologe Dr. Dominic Rauschning sagt: „Der Hausarzt sollte erst schauen, ob mögliche andere Erkrankungen vorliegen, die ähnliche Beschwerden verursachen können und entsprechend weiter abgeklärt werden müssen.“ Dazu gehöre auch zu überprüfen, ob eventuell eine Corona-Infektion ohne Wissen und Symptome durchlaufen worden ist. Prof. Dr. Christoph Bickel, Leiter der Inneren Medizin am BWZK, ergänzt: „Vieles, was auftritt, kann ganz unterschiedliche Hintergründe haben, etwa eine beginnende Demenz. Es muss nicht immer Covid 19 sein.“ Die spezielle Sprechstunde für Long-Covid-Patienten am BWZK ist nur für Soldaten und bei Kapazitäten für Privatpatienten vorgesehen. Kassenpatienten werden von den Hausärzten betreut und zu Fachärzten überwiesen. Eine Sprecherin des Gemeinschaftsklinikums Mittelrhein (Stift und Kemperhof in Koblenz, St.-Elisabeth-Krankenhaus Mayen) sagt: „Bei besonderen Fragestellungen können die Hausärzte mit unserer Klinik für Innere Medizin – Nephrologie, Infektiologie und der Immunologischen Ambulanz Kontakt aufnehmen.“ Tom Neumann, Sprecher des Katholischen Klinikums Koblenz-Montabaur, zu dem der Marienhof und das Brüderhaus in Koblenz gehören, sagt auf Anfrage: „Wir am KKM sehen regelmäßig Long-Covid-Patienten und arbeiten hier im Haus interdisziplinär bei der Behandlung und Therapie eng zusammen.“ Patienten werden zum Teil einbestellt oder erfragen einen Termin in der Sprechstunde. Selbsthilfegruppen gibt es in der Region noch nicht. Dr. Rauschning ist überzeugt, dass sich diese eher in den sozialen Medien als digitale Angebote gründen werden. „Es gibt viele Initiativen von Leuten, die sich zusammentun.“ Im Internet findet man Links zu Selbsthilfegruppen in Deutschland, etwa auf www.langzeitcovid.de.

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