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Koblenz/Niederwerth

Karneval in Koblenz auf der Kippe: Steht die Absage der Session bevor?

Von Stephanie Mersmann
Ob in diesem Winter so ausgelassen Karneval gefeiert werden kann wie hier auf der Trockensitzung der K. K. Funken Rot-Weiß 2019 in der Rhein-Mosel-Halle? Das steht in den Sternen – und auch, ob die Session überhaupt stattfinden kann.
Ob in diesem Winter so ausgelassen Karneval gefeiert werden kann wie hier auf der Trockensitzung der K. K. Funken Rot-Weiß 2019 in der Rhein-Mosel-Halle? Das steht in den Sternen – und auch, ob die Session überhaupt stattfinden kann. Foto: Reinhard Kallenbach (Archiv)

Die Zahl der Infizierten steigt in einem besorgniserregenden Maß, viele Krankenhäuser sind voll. Sind das Zeiten, in denen Karnevalisten ihre Sitzungen vorbereiten, Tanzgruppen trainieren, Büttenredner an ihren Vorträgen feilen und Wagenbauer sich treffen, um zusammen zu werkeln? Noch gibt es nur wenige Vereine, die schon eine Entscheidung getroffen und Sitzungen abgesagt haben, aber die Stimmungslage wird immer deutlicher.

Lesezeit: 4 Minuten
„Den Fragen muss man sich stellen“, sagt Andreas Münch, Vizepräsident der Arbeitsgemeinschaft Koblenzer Karneval (AKK), in der 43 Vereine mit insgesamt mehr als 10.000 Mitgliedern organisiert sind. Vom 11.11. bis heute habe sich die Situation noch einmal dramatisch zugespitzt, die AKK ist in engen Gesprächen mit Medizinern und Verantwortlichen aus ...
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Dachverband empfiehlt 2G-plus-Regel für Sitzungen

Koblenz/Mainz. Mit Sorge blicken auch die Karnevalisten auf die aktuelle Corona-Entwicklung, erklären sie am Freitag in einer Pressemitteilung. Hans Mayer, Präsident der Rheinischen Karnevals-Korporationen (RKK), und RKK-Geschäftsführer Gerd-Walter Adler trafen sich im Mainzer Gesundheitsministerium zu einem Gespräch mit Minister Clemens Hoch. Mayer betonte, dass die mehr als 1400 seinem Verband angeschlossenen Vereine großen Wert auf die Einhaltung der gesetzlichen Regelungen legen.

Die seit 24. November geltende 28. Corona-Bekämpfungsverordnung sieht vor, dass Sitzungen unter Einhaltung der 2G-Regelungen durchgeführt werden können. Minister Hoch betonte, dass weitere Verschärfungen nicht ausgeschlossen werden können, sondern im Fall weiterhin steigender Zahlen eher zu erwarten sind. Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund, empfiehlt die RKK ihren Mitgliedsvereinen ausdrücklich, eine 2G-plus-Regelung beim Sitzungskarneval für die Erwachsenen anzuwenden. Die besagt, dass Geimpfte oder Genesene vor Eintritt ein aktuelles Testergebnis vorlegen oder einen Test am Ort durchführen. Ausführlich thematisiert wurde auch die Situation der 12- bis 17-Jährigen. Für diese gilt derzeit beim Sitzungskarneval die 3G-Regelung. Sollte der Gesetzgeber die Vorschriften verschärften, ist für diese Altersgruppe eine 2G-Regelung zu erwarten. „Werden die Vereine eine solche Regelung beim Sitzungskarneval verkraften? Könnten die Trainerinnen und Trainer bei den Tanzdarbietungen auf die ungeimpften Jugendlichen verzichten? Das sind wichtige Fragen, die wir nun mit unseren Vereinen diskutieren werden“, sagte Mayer.

„Man soll gegebenenfalls alle Möglichkeiten in Erwägung ziehen, um den Karneval unter Einhaltung der gesetzlichen Regelungen zu feiern, auch wenn das dann vielleicht nicht in der Art und Weise erfolgen kann, wie man dies aus früheren Zeiten kennt“, erklärte der RKK-Präsident. Die Gesundheit der Aktiven sowie der Gäste habe dabei höchste Priorität.

Kommentar von Doris Schneider zu Karneval ja oder nein: Entscheidung zwischen Pest und Cholera

Eigentlich scheint es ja ganz einfach: Die Zahl der an Corona Erkrankten steigt und steigt, medizinisches Personal in Krankenhäuern ist am Limit oder längst darüber hinaus, selbst wichtige Operationen werden verschoben: Das ist keine Zeit für Gags aus der Bütt, Schunkeln im Saal und lautstarkes Mitsingen von lustigen Liedern in engen Kneipen. Also: Die Session muss man absagen. Ist doch klar. Oder?

Aber da gibt es eben auch die andere Seite. Dabei meine ich gar nicht diejenigen, die einfach gern einmal im Jahr verkleidet ein bisschen Spaß haben, an Rosenmontag Kamelle sammeln und in der Kneipe eine Polonaise machen. Sie werden es verschmerzen, dies ausfallen zu lassen, auch wenn es das zweite Mal in Folge ist. Ob aber die Vereine, die Tausenden Aktiven, eine erneute Absage gut wegstecken, ist völlig unklar.

Bei den Erwachsenen mag es kein großes Problem sein, sagen viele Karnevalisten, aber bei den Kindern und Jugendlichen sind zwei karnevalsfreie Jahre ja gefühlt ein halbes Leben. Viele werden sich anderen Hobbys zuwenden, suchen sich Alternativen zum heimischen Verein. Und so könnte das Virus auch zum Totengräber einer echten Tradition werden, die unser Leben prägt. Die Entscheidung, die Session mit aller gebotenen Vorsicht durchzuführen oder sie abzusagen, ist absolut keine leichte. Ich bin froh, dass ich sie nicht treffen muss.

E-Mail: doris.schneider@rhein-zeitung.net

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