Eigentlich scheint es ja ganz einfach: Die Zahl der an Corona Erkrankten steigt und steigt, medizinisches Personal in Krankenhäuern ist am Limit oder längst darüber hinaus, selbst wichtige Operationen werden verschoben: Das ist keine Zeit für Gags aus der Bütt, Schunkeln im Saal und lautstarkes Mitsingen von lustigen Liedern in engen Kneipen. Also: Die Session muss man absagen. Ist doch klar. Oder?
Aber da gibt es eben auch die andere Seite. Dabei meine ich gar nicht diejenigen, die einfach gern einmal im Jahr verkleidet ein bisschen Spaß haben, an Rosenmontag Kamelle sammeln und in der Kneipe eine Polonaise machen. Sie werden es verschmerzen, dies ausfallen zu lassen, auch wenn es das zweite Mal in Folge ist. Ob aber die Vereine, die Tausenden Aktiven, eine erneute Absage gut wegstecken, ist völlig unklar.
Bei den Erwachsenen mag es kein großes Problem sein, sagen viele Karnevalisten, aber bei den Kindern und Jugendlichen sind zwei karnevalsfreie Jahre ja gefühlt ein halbes Leben. Viele werden sich anderen Hobbys zuwenden, suchen sich Alternativen zum heimischen Verein. Und so könnte das Virus auch zum Totengräber einer echten Tradition werden, die unser Leben prägt. Die Entscheidung, die Session mit aller gebotenen Vorsicht durchzuführen oder sie abzusagen, ist absolut keine leichte. Ich bin froh, dass ich sie nicht treffen muss.
E-Mail: doris.schneider@rhein-zeitung.net