Für die Koblenzer heißt es bald wieder: Zittern um die Seilbahn. In fünf Jahren läuft die Vereinbarung mit der Unesco aus. Auf der 37. Sitzung des Welterbekomitees hatte die Unesco in Phnom Penh beschlossen, den Betrieb bis 2026 zu erlauben. Dann also wird die Verbindung vom Deutschen Eck hinauf zur Festung Ehrenbreitstein abgebaut?
„Die Chancen stehen gut, dass die Seilbahn über das Jahr 2026 hinaus bleibt“, sagte Oberbürgermeister David Langner nun im Verlauf der jüngsten Sitzung des Buga-Ausschusses. Machte aber auch deutlich: „Es wäre fatal, deshalb irgendetwas zu entwickeln, was den dauerhaften Betrieb der Seilbahn gefährden könnte.“ Auf der sicheren Seite dürfe sich die Stadt nämlich noch lange nicht wiegen. „Da sind noch viele Hausaufgaben zu machen“, betonte Langner.
Einige der Hausaufgaben soll der Workshop „Koblenz im Welterbe“ übernehmen, der Ende Juni unter Federführung des Amtes für Stadtentwicklung und dessen Leiter Frank Hastenteufel stattfinden wird. Das Ziel: „Vom Status Welterbe aus den Blick auf die Stadtentwicklung werfen – und nicht umgekehrt“, wie Hastenteufel bei der Ausschusssitzung betonte. Die Diskussion dürfe nicht darin münden, die Frage zu stellen: Entweder Seilbahn oder Welterbe. „Es sollte beides möglich sein“, ist Hastenteufel überzeugt. Dass Planen und Bauen im Welterbe alles andere als leicht ist – auch an anderer Stelle – verdeutlichte Hastenteufel anhand der Koblenzer Brauerei, auf deren Areal ein neues Stadtquartier entstehen soll und sich nun die Frage stellt, was mit dem großen Tankhochaus passiert.
Richtig gut unterwegs im Sinne des Welterbegedankens ist die Stadt im Bereich des Themas „Festungsstadt“. Die Blickbeziehungen der Festungsanlagen wurden hergestellt. An allen Festungsstandorten gehe es voran. Nun eben sei es ein weiteres Kardinalziel, die Seilbahn über das Jahr 2026 und möglichst sogar dauerhaft zu erhalten.
Fest steht bereits: Bevor es eine Entscheidung von Seiten der Unesco gibt, werden Vertreter des Internationalen Rates für Denkmalpflege (Icomos) die Stadt noch einmal besuchen. So richtig gut ging deren letzte Visite in Koblenz allerdings nicht aus. Anfang Juni 2013 wurde das Gutachten der icomos bekannt, in dem diese den sofortigen Abbau der Seilbahn forderte. Es war und ist vor allem die historische Blickbeziehung der St. Kastor Basilika zum Mittelrhein, die die Gutachter ihre Entscheidung treffen ließ.
Die Stadt hielt und hält dem entgegen: Ein Welterbe muss auch lebendig sein. Christian Altmaier (Freie Wähler) fasste es so zusammen: „Das Welterbe muss man nicht nur bewahren, sondern es auch erlebbar machen.“ Gerade das ist mit der Seilbahn in vorher ungeahnter Dimension passiert. „Ohne Seilbahn, darüber müssen wir uns klar sein, werden wir im Jahr dann auf der Festung Ehrenbreitstein wieder nur noch 50.000 Besucher haben statt 500 000.“ Nicht nur Altmaier hofft, dass die icomos diesen Punkt nicht ausklammert bei ihrem nächsten Besuch in der Rhein-Mosel-Stadt.
Zu einer lebendigen Stadt im Welterbetal gehört aber nicht nur die Seilbahn, unterstrich Frank Hastenteufel, Leiter des Amts für Stadtentwicklung. Die Anforderungen des Welterbes seien „Titel und Verpflichtung“ zugleich, erklärte er weiter. Die Ziele: Welterbe sein, Welterbe bleiben, Welterbe überwachen, Welterbe steuern und Welterbe weiterentwicklen.
Der Workshop wird sich vor diesem Hintergrund mit vier Themenfeldern befassen: Verkehr und Mobilität, Baukultur nur und Städtebau, Kulturland und kulturelles Erbe sowie Stadt am Fluss und Tourismus. Neben Fachbehörden von Land und Stadt neben unter anderem auch Vertreter der Wissenschaft, Gutachter, das Auswärtige Amt (als Schnittstelle zur Unesco) und der Zweckverband Unesco Welterbe an der Veranstaltung teil, kündigte Hastenteufel an. Beratungen und Empfehlungen werden im Anschluss in den Ausschuss für Stadtentwicklung und Mobilität getragen.
Von unserer Mitarbeiterin Annette Hoppen