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Koblenz

Geschäftsführer Stückle setzt für 2029 auf die Schiene: Kommt zur Gartenschau eine Buga-S-Bahn?

Von Annette Hoppen
Die Infrastruktur ist vorhanden – schon lange rollen Züge durch das Mittelrheintal. In Sachen Lärm nicht immer zur Freude der Anlieger. Zur Buga sollen nun die Besucherströme ebenfalls auf die Schiene umgelenkt werden. Geschäftsführer Berthold Stückle träumt von einer Buga-S-Bahn. Foto: Annette Hoppen
Die Infrastruktur ist vorhanden – schon lange rollen Züge durch das Mittelrheintal. In Sachen Lärm nicht immer zur Freude der Anlieger. Zur Buga sollen nun die Besucherströme ebenfalls auf die Schiene umgelenkt werden. Geschäftsführer Berthold Stückle träumt von einer Buga-S-Bahn. Foto: Annette Hoppen

„Koblenz ist heiß auf die Bundesgartenschau 2029“, stellte der Koblenzer Oberbürgermeister David Langner gleich zu Anfang der jüngsten Sitzung des Buga-Ausschusses des Koblenzer Stadtrates klar, schränkte dabei zwar ein, „dass wir mit Koblenz nicht der Nabel der Buga-Welt sein werden.“ Allerdings forderte Langner auch selbstbewusst: „Wir wollen nicht nur Zaungast sein, sondern richtig mitspielen!“ Koblenz hat eine ausgezeichnete Expertise mit in die Planungswagschale zu werfen, betonte der OB vor allem auch in Richtung von Berthold Stückle. Der Geschäftsführer der Buga 2029 war geladen, um den Ausschussmitgliedern einen Statusbericht in Sachen aktuellem Planungsstand zu geben.

Lesezeit: 3 Minuten
Wie also schaut es aus rund um das Vorhaben, das Obere Mittelrheintal in acht Jahren nicht nur in blühende Landschaften zu verwandeln, sondern auch nachhaltig in Bereich von Umweltschutz, Infrastruktur, öffentlichem Nahverkehr, Stadt- und Regionalentwicklung und Konversion zu wirken? Denn dass eine Buga längst nicht mehr eine reine Blumen- und ...
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Erhalt der Seilbahn hat für die Stadt oberste Priorität: 2026 müsste die Anlage demontiert werden

Für die Koblenzer heißt es bald wieder: Zittern um die Seilbahn. In fünf Jahren läuft die Vereinbarung mit der Unesco aus. Auf der 37. Sitzung des Welterbekomitees hatte die Unesco in Phnom Penh beschlossen, den Betrieb bis 2026 zu erlauben. Dann also wird die Verbindung vom Deutschen Eck hinauf zur Festung Ehrenbreitstein abgebaut?

„Die Chancen stehen gut, dass die Seilbahn über das Jahr 2026 hinaus bleibt“, sagte Oberbürgermeister David Langner nun im Verlauf der jüngsten Sitzung des Buga-Ausschusses. Machte aber auch deutlich: „Es wäre fatal, deshalb irgendetwas zu entwickeln, was den dauerhaften Betrieb der Seilbahn gefährden könnte.“ Auf der sicheren Seite dürfe sich die Stadt nämlich noch lange nicht wiegen. „Da sind noch viele Hausaufgaben zu machen“, betonte Langner.

Einige der Hausaufgaben soll der Workshop „Koblenz im Welterbe“ übernehmen, der Ende Juni unter Federführung des Amtes für Stadtentwicklung und dessen Leiter Frank Hastenteufel stattfinden wird. Das Ziel: „Vom Status Welterbe aus den Blick auf die Stadtentwicklung werfen – und nicht umgekehrt“, wie Hastenteufel bei der Ausschusssitzung betonte. Die Diskussion dürfe nicht darin münden, die Frage zu stellen: Entweder Seilbahn oder Welterbe. „Es sollte beides möglich sein“, ist Hastenteufel überzeugt. Dass Planen und Bauen im Welterbe alles andere als leicht ist – auch an anderer Stelle – verdeutlichte Hastenteufel anhand der Koblenzer Brauerei, auf deren Areal ein neues Stadtquartier entstehen soll und sich nun die Frage stellt, was mit dem großen Tankhochaus passiert.

Richtig gut unterwegs im Sinne des Welterbegedankens ist die Stadt im Bereich des Themas „Festungsstadt“. Die Blickbeziehungen der Festungsanlagen wurden hergestellt. An allen Festungsstandorten gehe es voran. Nun eben sei es ein weiteres Kardinalziel, die Seilbahn über das Jahr 2026 und möglichst sogar dauerhaft zu erhalten.

Fest steht bereits: Bevor es eine Entscheidung von Seiten der Unesco gibt, werden Vertreter des Internationalen Rates für Denkmalpflege (Icomos) die Stadt noch einmal besuchen. So richtig gut ging deren letzte Visite in Koblenz allerdings nicht aus. Anfang Juni 2013 wurde das Gutachten der icomos bekannt, in dem diese den sofortigen Abbau der Seilbahn forderte. Es war und ist vor allem die historische Blickbeziehung der St. Kastor Basilika zum Mittelrhein, die die Gutachter ihre Entscheidung treffen ließ.

Die Stadt hielt und hält dem entgegen: Ein Welterbe muss auch lebendig sein. Christian Altmaier (Freie Wähler) fasste es so zusammen: „Das Welterbe muss man nicht nur bewahren, sondern es auch erlebbar machen.“ Gerade das ist mit der Seilbahn in vorher ungeahnter Dimension passiert. „Ohne Seilbahn, darüber müssen wir uns klar sein, werden wir im Jahr dann auf der Festung Ehrenbreitstein wieder nur noch 50.000 Besucher haben statt 500  000.“ Nicht nur Altmaier hofft, dass die icomos diesen Punkt nicht ausklammert bei ihrem nächsten Besuch in der Rhein-Mosel-Stadt.

Zu einer lebendigen Stadt im Welterbetal gehört aber nicht nur die Seilbahn, unterstrich Frank Hastenteufel, Leiter des Amts für Stadtentwicklung. Die Anforderungen des Welterbes seien „Titel und Verpflichtung“ zugleich, erklärte er weiter. Die Ziele: Welterbe sein, Welterbe bleiben, Welterbe überwachen, Welterbe steuern und Welterbe weiterentwicklen.

Der Workshop wird sich vor diesem Hintergrund mit vier Themenfeldern befassen: Verkehr und Mobilität, Baukultur nur und Städtebau, Kulturland und kulturelles Erbe sowie Stadt am Fluss und Tourismus. Neben Fachbehörden von Land und Stadt neben unter anderem auch Vertreter der Wissenschaft, Gutachter, das Auswärtige Amt (als Schnittstelle zur Unesco) und der Zweckverband Unesco Welterbe an der Veranstaltung teil, kündigte Hastenteufel an. Beratungen und Empfehlungen werden im Anschluss in den Ausschuss für Stadtentwicklung und Mobilität getragen.

Von unserer Mitarbeiterin Annette Hoppen

Fragen und Anregungen zum Planungsstand

Wer legt eigentlich nach welchen Kriterien die Buga-Flächen fest, wollte Fritz Naumann (SPD) wissen. „Wird das einfach nach Entfernung gemacht, alle 10 Kilometer?“ Stückle erklärte, dass die Flächen vor allem ausreichend groß sein müssen. Eine feste Einteilung nach Kilometer und Abstand gibt es nicht. „Nicht jede Kommune und jede Stadt wird vielleicht eine Ausstellungsfläche erhalten. Aber jeder bekommt etwas ab von der Buga“, verspricht Stückle dagegen. Der auch sagte: „Ich habe keine Probleme, in Kobelnz noch einmal größere Flächen zu machen. Das hat dann im Hinblick auf die Buga 2011 nichts mit Kopieren zu tun, sondern mit Entwicklung.

Der Tourismus-Ausschuss der Stadt hat sich klar für eine Zip-Line vom Festungsplateau in Richtung Stadt ausgesprochen, erklärte Birgit Hörnchen von der Wählergruppe Schupp. „Wie steht die Buga dazu?“, lautete ihre Frage. Stückles Antwort war klar und deutlich: „Wenn die Stadt so eine Zip-Line baut: Gut. Ich bin aber klar kein Befürworter eines solchen Projektes. Wo soll das Geld dafür herkommen?“

Von der CDU-Fraktion hakte Monika Sauer in Sachen Gastronomie und Hotellerie nach. „Die ist ja im Mittelrheintal teils wirklich grottig“, sagte die Christdemokratin. „Gibt es da im Vorfeld der Buga Fördermittel von Ministeriumsseite, oder ist etwas aus dem Buga-Etat geplant?“. Das Thema sei beim Land angekommen, ebenso bei der Buga-GmbH versicherte Stückle. Aus dem Buga-Etat selbst seien Hilfen aber nicht realisieren.

Ebenfalls von der CDU Fraktion regte Manfred Diehl an, das Weindorf, dessen 100. Geburtstag im Jahr 2025 ansteht, wieder etwas aufzupolieren vor der Buga 2029. Hier könnte die Stadt auch gegebenenfalls Investitionshilfen des Landes beantragen.

Auf die Belange von Menschen mit Beeinträchtigungen machte Joachim Seuling in Vertretung für die städtische Schwerbehindertenbeauftragte Katharina Kubitza aufmerksam. Gerade in Sachen ÖPNV und Mobilität, so Seuling, gibt es in Bezug auf barrierefreie Zugänge noch viele Defizite im Mittelrheintal. Seine Bitte deshalb: „Bei den weiteren Planungen und in der Gremienarbeit auch an die Vertreter der Schwerbehindertenvertretungen denken, damit die Buga 2029 barrierefrei und für alle Menschen ein Erlebnis wird.“ agh

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