Experten brechen Entschärfung von Bombe in Koblenz ab: Was die Angelegenheit so kompliziert macht
Sven Rasehorn, technischer Leiter des Kampfmittelräumdienstes, sagte kurz nach dem Abbruch: „Eine herkömmliche Entschärfung war das heute nicht“. Und: „Leider stecken die Detonatoren noch drin“. Dass dies eine Entschärfung der komplizierteren Art werden würde, war den Experten des Kampfmittelräumdienstes schon vor Dienstag klar. Dass nun sogar ein zweiter Anlauf nötig sein würde, damit habe man allerdings nicht gerechnet, gab Rasehorn offen zu.
Bombe offenbar ziemlich demoliert
Das Problem: Die Bombe sei nicht mehr zylindrisch und habe „einen ziemlichen Bauchplatscher“ bekommen. „Der Boden samt Heckzünder wurde schon rausgedrückt. Es ging also nur noch um den Kopfzünder. Der hat aber auch schon ganz schön einen abgekriegt“, sagte Rasehorn. Er ergänzte: „Es gab keine Angriffsfläche mehr, dass man mit der Zange oder sonstigen Kernentschärfungsgeräten ran konnte.“
An der Bombe fanden die Spezialisten außerdem interessante Spuren: „Man hat an Spuren am Zünder gesehen, dass schon einmal mit der Zange hantiert wurde. Wir gehen davon aus, dass die Wehrmacht das damals schon probiert hat – und genauso wie wir heute es eben auch nicht geschafft hat.“ Die sogenannte Ausbohrmethode, bei der laut Rasehorn der Zünder von Hand ausgebohrt und dazwischen liegende Stege rausgebrochen werden, habe nur zum Teil geklappt. Noch am Dienstag traf sich der Kampfmittelräumdienst mit dem Krisenstab bei der Koblenzer Feuerwehr.
Von der Bombe geht derweil keine Gefahr aus, betonte die Stadt nach dem Abbruch in einer Mitteilung. Das Relikt aus dem Zweiten Weltkrieg werde weiterhin bewacht.
Für die Entschärfung musste am Dienstag bis 11 Uhr ein Evakuierungsradius von 300 Metern geräumt werden. In diesem befanden sich unter anderem die Rhein-Mosel-Halle und das Mercure Hotel. Nach viereinhalb Stunden durften die Hotelgäste wieder zu ihren Zimmern.
Die Pfaffendorfer Brücke war ebenfalls für mehr als viereinhalb Stunden voll gesperrt, der Autoverkehr musste so lange über die Südbrücke laufen. Für Fußgänger- und Radfahrer war der schnellste Weg über den Rhein sogar noch länger, entweder über die Eisenbahnbrücke in Horchheim oder über die kostenpflichtige Seilbahn.
Seit Dienstagnachmittag ist klar: Es wird nicht die letzte größere Sperrung im Zusammenhang mit der Bombe gewesen sein. Am Mittwoch soll bei einer Lagebesprechung über das weitere Vorgehen beraten werden.