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Koblenz/Kreis MYK

Erster Infizierter in Koblenz am 26. Februar 2020: Seit genau einem Jahr leben wir mit dem Corona-Virus

Von Doris Schneider
Am 26. Februar 2020 ist das Coronavirus in der Region angekommen: Die Rhein-Zeitung berichtet von dem ersten Fall, einem Soldaten, der im Bundeswehrzentralkrankenhaus behandelt wird. Dass das Virus heute, ein Jahr danach, noch immer unsere Welt bestimmt, hätte wohl niemand geahnt.
Am 26. Februar 2020 ist das Coronavirus in der Region angekommen: Die Rhein-Zeitung berichtet von dem ersten Fall, einem Soldaten, der im Bundeswehrzentralkrankenhaus behandelt wird. Dass das Virus heute, ein Jahr danach, noch immer unsere Welt bestimmt, hätte wohl niemand geahnt. Foto: RZ

Anfang des Jahres 2020 hat von dem Coronavirus, das wohl im chinesischen Wuhan seinen Ursprung nimmt und auf bisher nicht zweifelsfrei geklärte Weise Menschen befällt, noch kaum jemand etwas gehört. Doch schleichend, aber hartnäckig breitet es sich aus.

Lesezeit: 2 Minuten
Zunächst läuft es in Koblenz und der Region noch ruhig. Dass wir nun auf ein Jahr mit dem Coronavirus zurückblicken müssen, dass wir alle zu Hobby-Virologen geworden sind und bis dato unbekannte Wörter wie „Sieben-Tage-Inzidenzwerte“ und „Reproduktionsrate“ vielleicht nicht fehlerfrei bewerten, aber fehlerfrei aussprechen können würden, das hat im Februar ...
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So ist der aktuelle Stand

Nachgewiesene Infektionen 7450

Davon Genesene 6795

Covid-19-Todesfälle 215

Tod aus anderen Gründen 35

„Aktive“ Corona-Fälle 405

Stand: 25.02.2021

Ein Jahr mit Corona: Das ist seitdem passiert

Das Virus ist omnipräsent: Es gibt kaum einen Tag, an dem die Nachrichten und Zeitungen nicht voll sind von Berichten über die Situation, von Zahlen der Infizierten, von neuen Regelungen und Verordnungen. Vor genau einem Jahr hat all das angefangen. Wann es aufhört, kann zurzeit niemand genau vorhersagen. Ein (sicher unvollständiger) Überblick: So war unser (erstes) Jahr mit Corona.

Schon ganz zu Beginn der Pandemie wurden Fieber- beziehungsweise Corona-Ambulanzen in Koblenz und Mayen aufgebaut.

Sascha Ditscher

Geschlossen: Bereits im ersten Lockdown im Frühjahr 2020 und jetzt schon wieder seit vielen Wochen sind Gastronomie (hier der Biergarten am Deutschen Eck) und Handel geschlossen.

Sascha Ditscher

Seit Anfang Januar wird in den Impfzentren in Polch (Bild) und Koblenz geimpft, noch aber warten auch viele über 80-Jährige auf ihren Termin.

Elvira Bell

Auf den Intensivstationen der Krankenhäuser geht es oft um Leben oder Tod.

picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Februar 2020

Mitte des Monats berichtet die RZ über eine junge Frau aus Koblenz, die in Wuhan als Grundschullehrerin arbeitet und von dort ausgeflogen wird. In einer Kaserne in Germersheim leben die Rückkehrer 14 Tage in Quarantäne – damals für die meisten noch eine unvorstellbare Situation. Dass es ein Jahr später rund 42.000 Menschen in Koblenz und im Landkreis sein würden, die in Quarantäne gehen mussten, ahnt damals noch niemand. Am 26. Februar 2020 gibt es den ersten Corona-Fall in Koblenz – der aber in dem Sinn noch kein Koblenzer Fall ist: Ein Soldat wird im Bundeswehrzentralkrankenhaus behandelt, der sich bei einer Karnevalssitzung in NRW angesteckt hat. Im selben Artikel zitiert die RZ Bundesgesundheitsminister Jens Spahn: „Wir befinden uns am Beginn einer Corona-Epidemie in Deutschland. Die Infektionsketten sind teilweise – und das ist die neue Qualität – nicht nachzuvollziehen.“

März 2020

Die Pandemie nimmt rasant Fahrt auf – und verändert das Leben in der Region nachhaltig, nicht nur, weil Hamsterkäufe einsetzen und zeitweise Toilettenpapier und Hefe schwieriger zu bekommen sind als illegale Drogen. Anfang des Monats gibt es noch nur ein paar Einzelfälle, dann nach Erkrankungen in Familien erste Schulschließungen in Andernach und Ehrenbreitstein. Am 10. März nehmen die Fieberambulanzen in Mayen und Koblenz ihre Arbeit auf, um die Arztpraxen zu entlasten. Erste Operationen werden verschoben, Angst geht um. Und es gibt die ersten harten Einschnitte: Ab 16. März werden Schulen und Kitas für mehr als einen Monat geschlossen.

Zwei Tage später werden weite Teile des öffentlichen Lebens zurückgefahren: Die meisten Geschäfte – außer Lebensmittelhandel, Apotheken, weiteren Dingen des täglichen Bedarfs und Bau- und Gartenmärkte schließen, alle Kneipen und Bars machen zu, Cafés und Speiselokale dürfen von 6 bis 18 Uhr mit Auflagen öffnen, Theater, Fitnessstudios und viele andere machen gezwungenermaßen dicht. Die Stimmung ist in vielen Bereichen aber trotzdem noch gut: Viele haben das Gefühl, dass man das gemeinsam schaffen wird, wenn sich alle einschränken. Und das Wetter ist gut. Wer kann, geht spazieren oder macht seinen Garten schön. In zwei Schulsporthallen in Koblenz werden unterdessen vorsorglich Hunderte Feldbetten aufgestellt, falls eine Pflegeeinrichtung für leichtere Fälle, die nicht ins Krankenhaus müssen, gebraucht würde. Diese Betten können aber zum Glück einige Monate später wieder abgebaut werden, ohne dass sie belegt werden mussten. Und es gibt den ersten Corona-Todesfall: Ein 80-Jähriger aus dem Kreis MYK stirbt in einem Koblenzer Krankenhaus. Nur engste Angehörige dürfen bei Beerdigungen noch dabei sein. Der Lockdown verschärft sich: Ab 21. März wird die Gastronomie komplett geschlossen, nur Essen zum Abholen oder Liefern darf noch angeboten werden. Hilfsangebote für Privatleute formieren sich, immer wieder wird für Pflegekräfte gesungen und geklatscht. Menschenansammlungen mit mehr als fünf Personen werden verboten. Nur wenige Tage später gibt es den ersten Corona-Fall in einer Einrichtung, nämlich in einem Wohnheim der Caritas für Menschen mit geistiger Behinderung. Die Situation hier spitzt sich dramatisch zu.

April 2020

Das Semester an der Hochschule beginnt virtuell, die Uni folgt kurz darauf ebenso ohne Präsenzveranstaltungen. Die ersten Hilfsprogramme für Selbstständige laufen zäh an. Und viele Kulturschaffende stellen fest, dass sie komplett durchs Raster fallen. In Krankenhäusern werden teils die Besuchsregeln gelockert, doch viele Schwangere müssen fürchten, dass sie allein in den Kreißsaal müssen. Mitte des Monats ist Ostern – in diesem Jahr ein sehr stilles Fest. Als erstes Großereignis wird schon jetzt Rhein in Flammen abgesagt. Viele weitere beliebte Feste wie das Gülser Blütenfest, der Mayener Lukasmarkt, das Fest der 1000 Lichter in Andernach, das Koblenzer Altstadtfest und andere sind ebenso betroffen. Doch es gibt auch Lichtblicke: Am 20. April dürfen viele Läden wieder öffnen, wenn auch mit Hygienekonzepten. Eine Woche später kommt die Maskenpflicht. Bei vielen Ehrenamtlichen rattern die Nähmaschinen. Und immer wieder gibt es Spenden- und Unterstützungsaktionen, vor allem für Künstler. Gastronomen organisieren erste Demos gegen die Schließungen, die allerersten Schüler dürfen wieder in die Klassen.

Mai 2020

Viele Firmen sind in Kurzarbeit. Aber es gibt auch kleine Schritte, die eine Rückkehr zum normalen Leben erlauben, unter anderem die Öffnung der Spielplätze. Ab Mitte des Monats ist auch vieles andere wieder offen. Zwar darf man sich in Gaststätten zunächst nur mit bis zu fünf Angehörigen aus zwei Haushalten treffen, aber viele Menschen sind glücklich, dass sie überhaupt wieder weggehen und andere Menschen treffen können. Und nicht nur das: Auch mit anderen Sport zu treiben, wird wieder möglich, und immer mehr Schüler dürfen wieder in die Gebäude, mit Kontaktbeschränkungen und Hygieneauflagen und zumeist im Wechselunterricht. In diesem Monat beginnen aber auch die Demos von Menschen, die sich gegen die Corona-Maßnahmen stellen – oft ohne Masken und ohne genügend Abstand. Und ab und zu müssen Polizei und Ordnungsamt bei Treffen junger Leute auf dem Münzplatz einschreiten. Ende des Monats öffnen auch wieder die Fitnessstudios. Es gibt nur noch fünf aktive Corona-Fälle in Koblenz und Kreis MYK, die Pandemie scheint im Griff zu sein, auch wenn die Fachleute vor der zweiten Welle warnen.

Juni 2020

Die Treffen am Münzplatz und am Deutschen Eck dauern an, aber insgesamt ist die Lage entspannt, mit bis zu zehn Menschen darf man sich wieder treffen. Während an vielen Tagen keine Neuinfektionen gemeldet werden, fürchten die Klubs um ihr Überleben. Denn sie sind nach wie vor – und bis heute – geschlossen. Die Freibäder öffnen mit strengen Auflagen, Koblenz aber bleibt wegen der Baustelle zu. Das Festungsleuchten, zunächst verschoben, wird endgültig abgesagt. Der Münzlauf startet virtuell, der Marathon wird abgesagt. Und trotzdem gibt es auch viel Normalität im sommerlichen Koblenz, in Mayen, Andernach, Bendorf, Vallendar und in allen anderen Orten in der Region.

Juli 2020

Das Koblenzer Messegelände wird zum Freizeitpark, auf der Festung wird Nabucco gespielt, kleine Festivals werden anders, aber wenigstens irgendwie gefeiert. Der befürchtete Ausbruch in drei Studentenwohnheimen in Koblenz bleibt zum Glück aus, als drei junge Männer positiv getestet werden. In größeren Städten gibt es Krawalle und Ausschreitungen gegen Ordnungskräfte, doch bei uns bleibt es recht ruhig, auch wenn es immer wieder zu Treffen vor allem junger Leute in der Stadt kommt. Corona macht eine kleine Pause – und die Menschen atmen auf.

August 2020

Doch die Ruhe ist trügerisch: Spätestens nach Ende der Sommerferien häufen sich die Fälle wieder. Zwar gehen die Schüler erstmals seit März wieder ganz normal in die Schulen, aber es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht Quarantänen für Klassen oder Kitagruppen gemeldet werden. Rhein in Flammen verläuft als Lichterfest ohne Feuerwerk, aber auch hier gilt der Satz des Corona-Jahres: „Besser als nichts.“ Über einen Weihnachtsmarkt am Koblenzer Schloss wird lange diskutiert.

September 2020

Die Weinfeste fallen aus, aber zunächst sieht es sonst noch einigermaßen entspannt aus in der Region. Dass es keine großen Rosenmontagszüge geben kann, wird aber immer klarer. Zusätzliche Busse werden zur Entlastung des Schülerverkehrs eingesetzt, um dem Virus kein leichtes Spiel zu machen. Aber die Infektionsfälle häufen sich: Immer mehr Menschen gehen in Quarantäne, auch erstmals eine ganze Schule in Bendorf. Die Kleinstadt ist ohnehin nach einer großen Hochzeitsfeier in der Nähe stark betroffen. Die Hochschule beginnt mit ihrem zweiten Onlinesemester. An vieles hat man sich gewöhnt.

Oktober 2020

Das Theater spielt wieder, auf der Festung findet die Landpartie statt, in Koblenz wird über einen Weihnachtsmarkt in der Innenstadt diskutiert – aber nur kurz. Denn die Zahlen steigen und steigen: Die ersten Martinszüge werden verboten. Wirte rüsten auf und investieren, um die Außengastronomiezeit verlängern zu können. In der BDH-Klinik in Vallendar grassiert das Virus, auch Seniorenheime sind betroffen. Die Krankenhäuser verhängen Besuchsverbote, für die Altstadt wird eine abendliche Maskenpflicht angeordnet, wenn auch nur für wenige Tage. Der Weihnachtsmarkt wird endgültig abgesagt, die Städte verzeichnen immense Ausgaben durch Corona. Gleichzeitig finden immer wieder Demos statt von Menschen, die sich gegen die Beschränkungen des öffentlichen Lebens wehren.

November 2020

Der November beginnt mit einem Teil-Shutdown: Hotels, Restaurants, Fitnessstudios etc. werden wieder geschlossen, den Unternehmern werden Hilfen versprochen, die aber zunächst nur zäh fließen. Einzelhandelsgeschäfte bleiben geöffnet. An den weiterführenden Schulen gilt nun eine Maskenpflicht im Unterricht. Die Hoffnung ist: Wenn man die Pandemie jetzt in den Griff bekommt, kann man Weihnachten feiern – vielleicht nicht ganz normal, aber wenigstens fast. Aber es läuft nicht so wie erhofft: Allein Hunderte Mitarbeiter von Amazon müssen in Quarantäne, weiterhin sind viele Senioreneinrichtungen betroffen, das Stiftshospital in Andernach hat mehr als zwei Dutzend Infizierte unter den Mitarbeitern, der Betrieb läuft nur eingeschränkt. Die Planungen für die Impfzentren in Koblenz und Polch beginnen.

Dezember 2020

Statt der erhofften Beruhigung der Lage und Wiedereröffnung der Gastronomie kommt es nun knüppeldick, vor allem deswegen, weil die schweren Verläufe und Todeszahlen zunehmen: Ab 16. Dezember müssen auch der Einzelhandel und Schulen wieder schließen, die Kitas sollen nur bei besonderem Bedarf genutzt werden. Gleichzeitig melden die beiden Impfzentren pünktlich am 15. Dezember Impfbereitschaft für jeweils bis zu 800 Menschen am Tag – allein, es fehlt der Stoff. Das Weihnachtsfest verläuft bei vielen anders als sonst: Treffen sind nur im engsten Familienkreis erlaubt, der Besuch des Gottesdienstes muss vorher gebucht werden. Für viele sind es wirklich stille Nächte, auch zum Jahreswechsel. Ende des Monats werden aber die Impfungen in Seniorenheimen aufgenommen.

Januar 2021

Der Kampf um den Impftermin beginnt: Am 4. Januar werden die Hotlines besetzt, doch viele Senioren geben entnervt auf. Noch bis heute warten andere, die sich online registriert haben, auf ihren ersten Termin. Am 7. Januar beginnen die Impfungen in Koblenz und Polch. Doch es läuft weiter zäh, ohne dass die Verantwortlichen in der Region es ändern könnten, denn es gibt einfach zu wenig Impfstoff. Der Lockdown wird verlängert und verschärft: In der Öffentlichkeit sind nur noch Treffen mit einer Person aus einem anderen Haushalt erlaubt. Die Abiturarbeiten werden unter strengsten Hygienebedingungen geschrieben, für Zehntausende Schüler in Koblenz und MYK gilt nach wie vor Homeschooling. Familie gehen auf dem Zahnfleisch, in vielen Senioreneinrichtungen wie der Villa Toscana in Kottenheim und dem Seniorenheim Bodelschwingh in Koblenz gibt es Infektionen unter Bewohnern und Mitarbeitern. Ab Ende des Monats müssen in Behörden, Läden oder Bussen FFP-2- oder medizinische Masken getragen werden.

Februar 2021

Olau, Alaaf und Helau fallen aus. Am 22. Februar gehen die Grundschulen wieder in Wechselunterricht, drei Wochen später als geplant. Erzieher und Lehrkräfte und Mitarbeiter an Grund- und Förderschulen sollen sich sehr bald zum Impfen anmelden dürfen. Viele Diskussionen gibt es darüber, dass die Angehörigen der Koblenzer Berufsfeuerwehr mit übrig gebliebenen Impfdosen versorgt werden, während es noch immer Senioren über 80 gibt, die auf ihre Termine warten. Die Nerven liegen bei vielen blank. Es wird ständig über Lockerungen diskutiert – und während sich die Menschen danach sehnen, sitzt gleichzeitig die Angst vor den Mutationen im Nacken. Wie lange uns Corona noch beschäftigen wird und wie das Virus unsere Normalität und uns alle verändert – das kann keiner wirklich sagen.

Von unserer Redakteurin Doris Schneider

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