Plus
Bendorf

Eisenbahnromantik auf stillgelegter Strecke: Eine Wanderung auf der Bahntrasse im Brexbachtal

Von Peter Karges
Sieben Tunnel und etliche Viadukte der Brexbachtalbahn prägen das idyllische Tal zwischen Bendorf-Sayn und Grenzau.
Sieben Tunnel und etliche Viadukte der Brexbachtalbahn prägen das idyllische Tal zwischen Bendorf-Sayn und Grenzau. Foto: Peter Karges

Die Brexbachtalbahn spaltet die Gemüter. Für die einen ist sie Dornröschen, das auf den Kuss des Prinzen wartet, für die anderen ein böser Geist, der tunlichst in der Flasche bleiben soll.

Lesezeit: 4 Minuten
Erst im Sommer hat eine große Koalition im Bendorfer Stadtrat aus SPD, CDU (bis auf eine Stadträtin) und der Freien Wählergruppe der Umweltinitiative Mittelrhein (WUM) eine Reaktivierung der Bahn kategorisch abgelehnt. Die extremen Sichtweisen reizen zu einer näheren Ansicht der 1884 errichteten Strecke, auf der 1989 der Personen- und fünf ...
Möchten Sie diesen Artikel lesen?
Wählen Sie hier Ihren Zugang
  • 4 Wochen für nur 99 Cent testen
  • ab dem zweiten Monat 9,99 €
  • Zugriff auf alle Artikel
  • Newsletter, Podcasts und Videos
  • keine Mindestlaufzeit
  • monatlich kündbar
E-Paper und
  • 4 Wochen gratis testen
  • ab dem zweiten Monat 37,- €
  • Zugriff auf das E-Paper
  • Zugriff auf tausende Artikel
  • Newsletter, Podcasts und Videos
  • keine Mindestlaufzeit
  • monatlich kündbar
Bereits Abonnent?

Fragen? Wir helfen gerne weiter:
Telefonisch unter 0261/9836-2000 oder per E-Mail an: aboservice@rhein-zeitung.net

Oder finden Sie hier das passende Abo.

Anzeige

Chronik des Personenverkehrs auf der Brexbachtalbahn

Wie sich die Bahntrasse zwischen Bendorf und Grenzau entwickelt hat.

1884 Jungfernfahrt der Brexbachtalbahn von Siershahn nach Engers. Die Bauzeit für die 21,6 Kilometer lange Strecke betrug drei Jahre. Einen Tag später werden in Montabaur 13 Pferde sowie jeweils eine acht-, eine zehn- und eine zwölfsitzige Kutsche versteigert, die zuvor auf der Route vom Westerwald an den Rhein verkehrten. Zur Brexbachtalbahn zählt auch die in Grenzau abzweigende 2,6 Kilometer lange Stichstrecke nach Höhr-Grenzhausen.

1909 Verlängerung der Stichstrecke von Höhr-Grenzhausen nach Hillscheid (vier Kilometer). Der Bahnhof liegt am Ortsrand, unter anderem weil eine Verlängerung der Strecke über Neuhäusel, Arenberg bis nach Niederlahnstein geplant war. Wie bei der gesamten Brexbachtalbahn spielte auch bei der Stichbahn jenseits der Personen- vor allem die Güterbeförderung eine große Rolle. Und wie im gesamten Kannenbäckerland stand dabei die Tonindustrie an vorderster Stelle, Hillscheid war unter anderem Produktionsstätte für Krüge, in die man in Bad Ems Heilwasser füllte.

1945 Sechs Brücken der Brexbachtalbahn werden in den letzten Tagen des Krieges gesprengt. Erst im Sommer 1946 kann ein regelmäßiger Zugverkehr wieder aufgenommen werden.

1950er In den ersten Jahren des Wirtschaftswunders ist die Bahn noch das allgemeine Transportmittel, nicht das Auto. Auf der Strecke von Siershahn-Engers verkehren täglich jeweils 13 Züge.

1972 Der Personenverkehr auf der Stichbahn nach Höhr-Grenzhausen wird eingestellt, die Strecke nach Hillscheid wird abgebaut. Außerdem endet 1972 die Ära der Dampflokomotiven, von nun an verkehren auf der Strecke nur noch Diesellokomotiven und Triebwagen.

1989 Der Personenverkehr wird auf der Brexbachtalbahn eingestellt. Fünf Jahre zuvor war bereits der Personenverkehr zwischen Siershahn und Altenkirchen, der nördlichen Anschlussstrecke der Brexbachtalbahn, eingestellt worden.

RZ-Kommentar: Reaktivierung hätte durchaus ihren Reiz

Peter Karges zur Brexbachtalbahn

Wer die Verkehrswende will, der benötigt einen attraktiven Öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV). Und die Bahn spielt dabei eine ganz entscheidende Rolle. Denn gegenüber der Straße hat die Schiene einige Vorteile: einen hohen Fahrkomfort, viel Stauraum für Gepäck inklusive großzügiger Fahrradmitnahme, eine direkte Anbindung an den Fernverkehr sowie Unabhängigkeit gegenüber Staus. Und die recht gute Ökobilanz der Bahn kommt als Sahnehäubchen noch oben drauf. Dies alles spricht generell für die Reaktivierung stillgelegter Bahnlinien, auch die der Brexbachtalbahn. Zugegebenermaßen hat die 21,6 Kilometer lange Strecke einen großen Haken, und dies ist weniger die Geräuschkulisse. Denn einerseits sind moderne Personenzüge extrem leise und anderseits dürfte die 1884 errichtete Strecke kaum den internationalen Güterverkehr interessieren. Problematisch sind jedoch die drei höhengleichen Straßenkreuzungen in Bendorf, vor allem die in der Brauereistraße. Bendorfs Bürgermeister Christoph Mohr bezeichnete ihn als gordischen Knoten. In der Antike soll Alexander der Große den Knoten einfach mit seinem Schwert durchgeschlagen haben. So einfach lässt sich das Problem in Bendorf sicherlich nicht lösen. Dennoch hätte eine Reaktivierung der Brexbachtalbahn, die durch eines der romantischsten Täler am Mittelrhein führt, ihren Reiz. Und im Sinne einer Verkehrswende, weg vom Individual- und hin zum Kollektivverkehr, wäre sie auch.

E-Mail: redaktion-koblenz@rhein-zeitung.net

Meistgelesene Artikel