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Koblenz

Diskussion über Fritz Michel: Sollte Koblenzer die Ehrenbürgerwürde aberkannt werden?

Von Doris Schneider
Eine Skulptur von Dr. Fritz Michel ist vor dem Haupteingang zum Evangelischen Stift St. Martin zu finden.
Eine Skulptur von Dr. Fritz Michel ist vor dem Haupteingang zum Evangelischen Stift St. Martin zu finden. Foto: Sascha Ditscher

Die Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Alt-OB Eberhard Schulte-Wissermann hat die Liste der Koblenzer Ehrenbürger noch einmal ins Gedächtnis gerückt – und da sorgt ein Name für Diskussionen: Als Erster nach dem Krieg wurde 1952 Fritz Michel geehrt. „Ein unerträglicher Missstand“, findet RZ-Leser Werner Weiss. „Ungeheuerlich“, sagt auch Joachim Hennig, Zweiter Vorsitzender des Fördervereins Mahnmal und Autor vieler Aufsätze zu Opfern und Tätern des Naziregimes.

Lesezeit: 2 Minuten
Ungeheuerlich findet er nicht einmal unbedingt, dass Michel seinerzeit Ehrenbürger wurde (übrigens 1954 auch von Niederlahnstein und 1961 von Oberlahnstein) und eine Straße in Neuendorf nach ihm benannt ist, sondern vor allem, dass das später nie geändert wurde. „Man könnte doch auch mal schlauer werden“, sagt er. Denn heute könne ...
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Förderverein Mahnmal hält weitere Straßennamen für bedenklich

Neben Fritz Michel als Namensgeber einer Straße hält Joachim Hennig vom Förderverein Mahnmal weitere für so bedenklich, dass sie seiner Auffassung nach dringend geändert werden müssen:

Friedrich Syrup war zeitweilig Reichsarbeitsminister und hat federführend mitgewirkt an der Planung der Zwangsarbeit in der NS-Zeit und hat Konzepte entwickelt, wie die deutschen Streitkräfte in Russland ernährt werden sollten – dazu hat er mitgeplant, dass Millionen Russen verhungern. Eine Straße im Rauental ist nach ihm benannt.

Hans Bellinghausen hat in der Nazizeit als Mitarbeiter der Stadt die Ausstellung „Rheinlands Freiheitskampf gegen Besetzung und Separatismus“ zusammengestellt und nach Auffassung des Fördervereins Mahnmal damit als NS-Propagandist gearbeitet. Nach ihm ist eine Straße in Neuendorf benannt.

Hanns-Maria Lux war ein Autor unter anderem von Jugendromanen, vor allem aber auch Landesleiter der Reichsschrifttumskammer, die „schädliche Kräfte“ verbot und andere, nationalistische, förderte. Außerdem arbeitete er als Lehrer, auch nach dem Krieg. Viele Schüler sprachen für ihn, andere bezichtigten ihn der „Knüppel-Prügel-Orgien“ und der Bücherverbrennungen.

Auf Anfrage der RZ teilt die Stadt mit, dass sich der Stadtvorstand (also Oberbürgermeister David Langner, Bürgermeisterin Ulrike Mohrs, Baudezernent Bert Flöck und Kulturdezernentin Margit Theis-Scholz) vor Weihnachten mit der Angelegenheit beschäftigt hat. Nun geht es weiter an den Arbeitskreis Straßenbenennungen, der seine Sitzung gegen Ende Februar hat. Der Arbeitskreis tagt nicht öffentlich. Anschließend wird eine Vorlage für den abschließenden Gremienlauf produziert, die final im Stadtrat beschlossen wird. Neben der Fritz-Michel-Straße sind noch etwa eine Handvoll anderer Straßen in der Diskussion, zu denen die Stadt keine Auskunft gibt.

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