1774 war Goethe in Vallendar, drei Jahre später wurde ebenda ein Landschaftsmaler geboren: Jean oder eher Johann Koch. Er suchte von Vallendar aus Kontakt zu dem berühmten Schriftsteller. Im Rahmen seiner Forschungen transkribiert Adolf T. Schneider Briefe, die Koch an Goethe geschrieben hat. Es geht um Empfehlungsbitten, mit denen sich der junge Radierer und Maler an den Schriftsteller und Dichter wendet, um eine Veröffentlichung in Zeitschriften zu ermöglichen.
Ausgang war, dass Goethe einen Wettbewerb für Grafiker ausgelobt hatte, bei dem Koch zwar nicht prämiert, aber doch lobend erwähnt worden war. Für den Maler ein Fuß in der Tür, den er so schnell nicht wieder herausziehen wollte. Von 1803 bis 1808 schreibt Koch immer wieder an Goethe, der antwortet mehrfach, allerdings ist nur ein Briefentwurf erhalten geblieben.
20 Jahre hat Schneider an Koch und dem Briefwechsel geforscht. In einem ganzen Schrank finden sich Akten mit Daten aus der Preußischen Akademie der Künste, dem hessischen Hauptstaatsarchiv und weiteren. Als Ankerpunkt für seine Forschungen steht immer Vallendar – und die Frage, wer sich mit diesen Themen und Persönlichkeiten befassen soll, die sonst im Strudel der Zeit untergegangen wären, so Schneider.
Dabei kann man gleich Fragen klären, die schon länger als Gerücht im Raum stehen, wie etwa, dass die Heimatdichterin Josefine Moos, 1869 in Koblenz geboren und 1967 in Vallendar gestorben, angeblich verwandt mit Beethoven sein soll. Mit dieser These wendet sich Schneider an Forschungsinstitutionen und erntet eher verhaltene Reaktionen: Die Familiengeschichte des Musikers sei auserforscht, und eine Frau Moos werde nirgendwo erwähnt.
Als Familienforscher beginnt Schneider vonseiten der Moos-Familie aus zu arbeiten und tatsächlich: Die beiden sind verwandt, zwar nicht blutsverwandt, aber Josefine Moos ist eine Verwandte der angeheirateten Lieblingstante Beethovens, Gertrud Herberger, geborene Daubach, einer „Konditormadam aus Ehrenbreitstein“, dem Ort, aus dem auch Beethovens Mutter stammte. Das Gerücht hat einen wahren Kern: „Wieder ein Stückchen Geschichte, das an die Oberfläche getrieben ist“, sagt Schneider.