Die Zahl lässt aufhorchen: Etwa 40 Prozent der Menschen, die sich zuletzt in Koblenz und im Kreis Mayen-Koblenz mit dem Coronavirus infiziert haben, sind doppelt oder bereits dreifach geimpft. So schätzt das Kreisgesundheitsamt die Lage ein. Schon klar: Je mehr Menschen geimpft sind, desto größer wird ihr Anteil bei den Neuinfektionen. Und richtig ist auch: Die vollständige Impfung schützt laut Robert-Koch-Institut und den vielen anderen Experten zu einem sehr hohen Maß vor Infektion, schweren Verläufen und Tod. Aber: Sie bietet keinen 100-prozentigen Schutz.
Wissenschaftler weisen auf diesen Aspekt schon länger hin, viele Politiker auf Bundes- und Landesebene tun dies kaum bis gar nicht. Sie sind vielmehr darum bemüht, mit allen Mitteln die Impfquote nach oben zu treiben. Dabei schieben sie meist pauschal den Ungeimpften die Schuld für die sich dramatisch zuspitzende Lage bei den Neuinfektionen zu. Hier wird schon lange nicht mehr unterschieden zwischen Corona-Leugnern, wirren Verschwörungstheoretikern und Menschen, die aus ihrer Sicht nachvollziehbare Gründe haben gegen die eigene Impfung oder die ihrer kleinen oder minderjährigen Kinder. Und die sich und andere schützen, indem sie ihre Kontakte total einschränken. Das ist fatal.
Ebenso fatal ist, dass Politiker so Geimpfte praktisch aus der Verantwortung nehmen. Wichtig wäre, regelmäßig daran zu erinnern, dass die hochansteckende Deltavariante derzeit für viele Impfdurchbrüche sorgt. In dieser Lage kommt es auf das Verhalten jedes Einzelnen an: auch auf das der Geimpften.
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