Pünktlich zum Ende seiner Amtszeit kann der scheidende Wissenschaftsminister Konrad Wolf (SPD) verkünden, dass die Ausbildung der Berufsschullehrer an der PTHV in Kooperation mit der Universität Koblenz gesichert bleibt. Im Gespräch mit unserer Zeitung betont Wolf die Wichtigkeit der Akademisierung der Pflege und gibt einen Ausblick, wie es um die Pflegewissenschaft an staatlichen Hochschulen bestellt ist.
Wie wichtig ist die Akademisierung der Pflege?
Es gibt eine Empfehlung des Wissenschaftsrates, die sagt, 10 Prozent der Ausbildungsplätze in den Pflegewissenschaften sollten akademisch orientiert sein, und zwar an staatlichen Hochschulen. Diese Empfehlung ist natürlich nicht vom Himmel gefallen. Dahinter steckt ja das Ziel der Akademisierung der Pflege. Natürlich nicht zu 100 Prozent, aber eine Teilakademisierung. Und natürlich ist es sinnvoll, die Anwendung und die Praxis mit der Theorie zu verknüpfen. Das gilt ganz besonders für die Pflege.
Wir haben uns in Rheinland-Pfalz auch genau in diese Richtung aufgestellt, und zwar jetzt nicht neu, sondern auch schon in den vergangenen zehn Jahren. Es ist an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen schon vor etwa zehn Jahren der Bachelor-Studiengang Pflege entstanden, der jetzt zu einem Bachelor-Master-Programm erweitert wird. Es ist an der Universität Trier ein ähnliches Angebot entstanden. Wir haben dann natürlich mit diesen beiden Hochschulen auch die Weiterentwicklung so vorangetrieben, dass wir diese 10 Prozent langfristig auch erfüllen können. Natürlich ist es bedauerlich, dass die PTHV diese Fakultät einstellt, aber das wird nicht die Entwicklung im Land beeinflussen.
Werden die 10 Prozent in Rheinland-Pfalz schon erreicht? Und was passiert, wenn die PTHV in Zukunft wegfällt?
Das wird sich nicht bemerkbar machen, die Zahl der Absolventen ist ja nicht besonders groß. Zu den 10 Prozent: Wir sind noch nicht am Ende der Kapazitäten. Im Doppelhaushalt 2019/20 haben wir für Trier fünf Professuren zugewiesen mit entsprechender Ausstattung. Die müssen noch besetzt werden und gehen dann erst voll in die Kapazität ein. Und in Ludwigshafen haben wir jetzt für 2021 noch mal die Zuwendungen an die Hochschule erhöht. Wir haben an beiden Hochschulen je 30 Studienplätze in Bachelor- und Master-Studiengängen, die nicht völlig ausgeschöpft sind. Das wird sich natürlich noch erweitern, und wir werden die 10 Prozent dann in den nächsten Jahren erreichen. Davon gehe ich aus.
Für den Promotionsstudiengang an der PTHV hatten sich in diesem Sommersemester zwölf Promovenden angemeldet. Das ist schon eine Besonderheit der PTHV.
Promotionsstudiengänge werden auch in Trier und in Ludwigshafen gemeinsam mit Trier möglich sein. Der klassische Promotionsstudiengang ist ja nicht mehr das gängige Modell, das es früher mal gab. Wir haben aus gutem Grund jetzt das Bachelor-Master-Promotion-System. Das erlaubt internationale Durchlässigkeit, Mobilität, Integration in den weltweiten Wissenschaftsbetrieb. Insofern muss es Promotionsmöglichkeiten geben, und die wird es geben.
Gäbe es denn die Möglichkeit, die Pflegewissenschaften an die Universität Koblenz anzugliedern?
Das hat zwei Seiten. Beim Berufsschullehramt ist das sehr wichtig, das müssen wir erhalten. Auf der anderen Seite haben wir im Land in den vergangenen zehn Jahren ein Studienangebot in der Pflege aufgebaut, bei dem wir nicht an Kapazitätsgrenzen sind. Jetzt mit einem neuen Standort zu beginnen, wenn die bestehenden Kapazitäten nicht ausgelastet sind, ist nicht sehr sinnvoll.
Die Geschäftsführung der PTHV gibt zwei, drei Jahre Übergangszeit an, in dem Zeitraum sollen dann alle, die bisher eingeschrieben sind, ihr Studium beenden können.
Das ist auch geregelt: Eine private Hochschule kann Studiengänge nur anbieten, wenn diese auch entsprechend akkreditiert sind und die Regularien erfüllt werden. Und dazu gehört, dass gewährleistet ist, dass Studienangebote auch zu Ende geführt werden können. Die Stilllegung bedeutet nur, dass keine neuen Studierenden immatrikuliert werden. Dass Studierende ihr Studium beenden können, gehört sozusagen zu den finanziellen Grundlagen der Genehmigung des Betriebs.
Das Gespräch führte Kathrin Hohberger