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Koblenz

Apotheke durfte Restmengen von Impfstoff nutzen: Weiter Wirbel um Globuli

Von Anke Mersmann
Symbolfoto.
Symbolfoto. Foto: picture alliance/dpa | Oliver Berg

Nachdem eine Koblenzer Apotheke am Freitag mit der Onlinewerbung für einen vermeintlich homöopathischen Corona-Impfstoff auf Basis des Vakzins von Biontech/Pfizer irritiert hatte, bemüht sie sich nun um Transparenz.

Lesezeit: 1 Minute
In einem Schreiben erklärt Apothekerin Annette Eichele, wie sie an den Impfstoff gekommen ist, um das Mittel herzustellen: Da sie im Koblenzer Impfzentrum im Einsatz sei, habe sie dort Reste des Impfstoffs mitgenommen – „Kleinstmengen“, die sonst entsorgt worden wären. Dazu hatte sie nach eigenen Angaben die Genehmigung des Leiters ...
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Koblenzer Apotheke irritiert mit Angebot: Wenn Globuli bei Covid-19 helfen sollen

Koblenz. Ist es möglich, sich mit Globuli gegen Covid-19 schützen? Diesen Eindruck hat eine Koblenzer Apotheke online erweckt – und damit für ziemlichen Wirbel in der digitalen wie realen Welt gesorgt. Am Freitag war für einige Stunden auf der Internetseite in der Rubrik „Homöopathie – Aktuelles“ der Hinweis zu lesen: „Wir haben Pfizer/BioNTech Covid-19-Vaccine in potenzierter Form bis D30 als Globuli oder Dilution (zur Ausleitung) vorrätig“, was für massive Reaktionen in den sozialen Netzwerken sorgt. Vor allem Twitter lief heiß.

Unter anderem warnte mit Natalie Grams eine der bekanntesten Kritikerinnen der Homöopathie in Deutschland vor solchen Angeboten wie dem aus Koblenz. Aus „aktuellem Anlass“ müsse sie diese Warnung aussprechen, verbunden mit dem Hinweis, dass durch homöopathische Präparate wie Globuli (Kügelchen) oder Dilutionen (Tropfen), in denen ein Impfstoff verdünnt wurde, kein Impfschutz entstehen könne – zumal sie oral eingenommen würden. Und auch zur Ausleitung, also um Nebenwirkungen einer Impfung abzumildern, seien die Präparate nicht geeignet, warnte die Medizinerin und ehemalige Homöopathin. Sogar Wetterexperte Jörg Kachelmann, ebenfalls scharfer Kritiker der Homöopathie, griff das Thema auf. Der bekannte Kriminalbiologe Mark Benecke, dem auf Facebook mehr als 350.000 Menschen folgen, kommentierte des Koblenzer Angebot spöttisch und „schmerzerfüllt“. Und als direkte Gegenreaktion aus Koblenz meldete sich „Schängelland“, das Fanportal des Fußballvereins TuS Koblenz. Man wolle die eigene Reichweite nutzen, hieß es, um einmal mehr auf die Gefahr von Covid-19 aufmerksam zu machen. Globuli könnten nicht vor einer Infektion schützen.

Sogar die Deutschlandzentrale des US-Pharmakonzerns Pfizer, Partner der Impfstoffentwickler Biontech aus Mainz, reagierte auf die Offerte aus Koblenz, wobei der Kommentar noch relativ humorvoll ausfiel. Man sei vor allem auf Studienergebnisse zur Wirksamkeit und Sicherheit gespannt, hieß es ironisch. Der Tweet endete mit einem vor dem Hashtag #Globuli eine Träne vor Lachen vergießenden Emoji.

Deutlich weniger amüsiert zeigte sich gegenüber „RP Online“, dem Onlineauftritt der „Rheinischen Post“, etwa die Apothekerkammer Rhein-Lippe. Man sei „fassungslos“ über ein solches Angebot und warne deutlich vor solchen Präparaten.

Mit homöopathischen Mitteln, sogenannten Impfnosoden, gegen Corona vorgehen zu können, solche Meldungen tauchten in der jüngeren Vergangenheit vereinzelt auf. Der „Standard“ aus Wien etwa schrieb im Januar über eine Apotheke in der österreichischen Hauptstadt, die den Eindrucke erweckte, mit Globuli und Dilution gegen eine Covid-19-Infektion feien zu können. Auch hier gab es massive Kritik – und die Apotheke stellte letztlich klar, dass es keinen homöopathischen Impfstoff gebe.

Aus der Koblenzer Apotheke selbst war auf mehrfache Anfrage unserer Zeitung am Freitag keine Stellungnahme zu bekommen, eine zugesicherte Rückmeldung erfolgte nicht. „RP Online“ zitiert allerdings eine Angestellte, die darauf verweist, dass das Angebote der potenzierten Covid-19-Vaccine missverstanden worden sei. Es sei nicht von einem homöopathischen Impfstoff die Rede, die Mittel sollten lediglich dabei helfen, Nebenwirkungen nach Impfungen zu reduzieren. Auf der Internetseite ist das Angebot inzwischen nicht mehr zu finden. ame

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