75-jähriges Bestehen des Parlaments: Das junge Rheinland-Pfalz wurde in Koblenz gestaltet
Von Reinhard Kallenbach
Koblenz 1947.Foto: Landeshauptarchiv Koblenz
Das Herz der rheinland-pfälzischen Justiz schlägt auch heute noch in Koblenz. Genau deshalb wird das Oberzentrum an Rhein und Mosel immer noch gern als heimliche Landeshauptstadt bezeichnet. Doch es gab es wirklich einmal eine Zeit, in der hier der politische Mittelpunkt des Landes lag. Wurden doch am 22. November 1946 mit der ersten Sitzung der Beratenden Landesversammlung im Stadttheater die ersten Weichen in Richtung Zukunft gestellt.
Lesezeit: 4 Minuten
War Koblenz wirklich die erste Hauptstadt von Rheinland-Pfalz? Die Antwort fällt schwerer, als man landläufig annimmt. Streng genommen war die Stadt der erste Sitz von Parlament und Regierung, die französische Landesregierung hatte eigentlich Mainz als Landeshauptstadt festgelegt. Das geht auch aus der berühmten Ordonnanz Nr. 57 hervor, mit der die ...
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Die wichtigsten Stationen der jungen Demokratie aus Koblenzer Sicht (1946-1948).
1946
Im Januar leben bereits wieder 50.000 Menschen in der Stadt. In den letzten Kriegsmonaten war die Zahl evakuierungsbedingt auf 3000 zurückgegangen.
Im historischen Rathaussaal wird am 17. Februar die Christlich Demokratische Partei (CDP) Rheinland-Hessen-Nassau gegründet, die spätere CDU Rheinland-Pfalz.
Die erste Ausgabe der Wochenzeitung „Rheinischer Merkur“ erscheint am 15. März in Koblenz. Die Zeitung wird 2010 eingestellt.
Radio Koblenz wird am 31. März Teil des Südwestfunks.
Die Rhein-Zeitung erscheint am 20. April zum ersten Mal.
Die Koblenzer Straßenbahn fährt am 14. Juli auf einigen Strecken wieder. Am gleichen Tag wird die Behelfsbrücke in Betrieb genommen, die die zerstörte Pfaffendorfer Brücke ersetzt.
Das Land Rheinland-Pfalz wird am 30. August gegründet.
Erste Stadtratswahl nach Ende des Krieges am 15. September. Die CDP gewinnt mit 58,1 Prozent 21 Sitze, die SPD folgt mit 32,7 und 12 Sitzen. Die KPD erzielt 9,2 Prozent der Stimmen und drei Sitze. Die Wahlbeteiligung liegt bei 86,2 Prozent.
Josef Schnorbach wird in der konstituierenden Sitzung des Stadtrates am 22. September Oberbürgermeister.
Im Stadttheater Koblenz findet am 22. November die konstituierende Sitzung der „Beratenden Landesversammlung von Rheinland-Pfalz“ statt.
Adolf Süsterhenn, der auch als Vater der Landesverfassung gilt, wird am 2. Dezember als Justizminister in die Landesregierung berufen. Ihm wird damit auch die Aufgabe übertragen, eine funktionierende Justizverwaltung aufzubauen. Auch die Entnazifizierung gehört zu seinen Aufgaben.
1947
Der Großsender Koblenz wird am 25. Januar eingeweiht.
Die Rechtsanwaltskammer Koblenz wird am 6. Februar gegründet.
Die Beratende Landesversammlung debattiert und verabschiedet vom 23. bis 25. April im Hotel „Rittersturz“ den Entwurf zur Verfassung von Rheinland-Pfalz.
In einer Volksabstimmung sprechen sich am 18. Mai 53 Prozent der Stimmberechtigten für die Lan-desverfassung aus, die damit in Kraft tritt. Für den Schulartikel stimmten 52,4 Prozent. Der erste rheinland-pfälzische Landtag findet sich am 4. Juni zu seiner konstituierenden Sitzung im großen Rathaussaal von Koblenz zusammen.
1948
Währungsreform zum Stichtag
21. Juni. In Koblenz werden 104 Zahlstellen eingerichtet, insgesamt 2,5 Millionen Mark ausgegeben.
„Rittersturz“-Konferenz vom 8. bis zum 10. Juli unter Vorsitz des Ministerpräsidenten Peter Altmeier. Dabei wird der föderative Zusammenschluss der Länder zur Bundesrepublik beraten.
Aufgrund der inzwischen in Kraft getretenen Landesverfassung findet am 11. November die erste Stadtratswahl in Koblenz statt: Die CDU erreicht 47,59 Prozent und 18 Sitze, die SPD 35,97 und 14 Sitze, die DP 8,81 Prozent und 3 Sitze, die KPD 7,63 Prozent und 2 Sitze. Die Wahlbeteiligung liegt bei 68,27 Prozent. Bei der konstituierenden Sitzung am 1. Dezember wird OB Schnorbach im Amt bestätigt. ka