Welcher Direktkandidat im Wahlkreis 11 die Nase vorn hat, hängt immer auch von der gesamtpolitischen Stimmungslage ab – zumindest zog man diese bei den Wahlen der vergangenen Jahre oft heran, um Ergebnisse zu erklären. Der Erfolg von Hedi Thelen (CDU) 2011? Eine Folge des Reaktorunglücks von Fukushima, wodurch die SPD wertvolle Wählerstimmen an die Grünen verlor! Der Wahlsieg von Clemens Hoch (SPD) 2016? Eine Konsequenz der Flüchtlingskrise, die dafür sorgte, dass die CDU Stimmen an die AfD verlor!
Auch bei diesen Landtagswahlen gibt es ein übergeordnetes Thema, das den Wahlkampf überschattete: Die Affäre rund um die Provisionszahlungen, die Bundespolitiker von CDU und CSU für die Vermittlung von Corona-Schutzmasken einheimsten, mag auch hier manchen Wähler davon abgehalten haben, sein Kreuzchen bei der CDU zu setzen. Doch es gab auch noch andere Umstände, die Clemens Hoch und der SPD in die Karten spielten: Nach dem freiwilligen Verzicht der langjährigen CDU-Landtagsabgeordneten Hedi Thelen auf eine weitere Kandidatur, traf der Leiter der Staatskanzlei auf eine CDU-Kandidatin, die den Neueinstieg in die Landespolitik wagt. Im Zuge der Corona-Pandemie hatte Anette Moesta nur wenig Spielraum, sich den Wählern persönlich vorzustellen und mit ihren politischen Ideen zu überzeugen. Um das Wahlergebnis muss sich die Plaidterin daher nicht grämen: Da sie über die CDU-Landesliste in den Landtag einzieht, kann sie die kommenden fünf Jahre nutzen, um sich ein landespolitisches Profil zu erarbeiten. Und der Wahlkreis bleibt mit zwei Abgeordneten stark im Landtag vertreten.
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