Plus
Kreis MYK

Ohne Lobby: Pflegende Angehörige über ihren Alltag und die vielen Steine im Weg

Von Elvira Bell
Füttern, waschen, Windeln wechseln, und das oft rund um die Uhr: Pflegende Angehörige leisten enorm viel und werden doch allzu oft kaum wahrgenommen.
Füttern, waschen, Windeln wechseln, und das oft rund um die Uhr: Pflegende Angehörige leisten enorm viel und werden doch allzu oft kaum wahrgenommen. Foto: dpa

Wenn von häuslicher Altenpflege und pflegenden Angehörigen die Rede ist, so hat man schnell das Bild pflegender Töchter und Schwiegertöchter vor Augen. Aber auch Ehegatten pflegen ihre Liebsten zu Hause. Eine von ihnen ist Johanna Retterath. Die Buchautorin und Eifelpoetin leistet einen harten 24-Stunden-Sieben-Tage-Job. „Wir pflegende Angehörige haben keine Lobby“, sagt die 81-Jährige.

Lesezeit: 5 Minuten
Die fürsorgliche Pflege ihres Mannes, mit dem sie seit 58 Jahren verheiratet ist, sieht die gesundheitlich selbst angeschlagene Seniorin nicht als ihre eheliche Pflicht, sondern vielmehr als Ausdruck von Zuneigung und Liebe an. Wie viele andere pflegende Angehörige richtet auch sie ihren gesamten Tagesablauf, ihr ganzes Leben auf ihren Ehemann ...
Möchten Sie diesen Artikel lesen?
Wählen Sie hier Ihren Zugang
  • 4 Wochen für nur 99 Cent testen
  • ab dem zweiten Monat 9,99 €
  • Zugriff auf alle Artikel
  • Newsletter, Podcasts und Videos
  • keine Mindestlaufzeit
  • monatlich kündbar
E-Paper und
  • 4 Wochen gratis testen
  • ab dem zweiten Monat 37,- €
  • Zugriff auf das E-Paper
  • Zugriff auf tausende Artikel
  • Newsletter, Podcasts und Videos
  • keine Mindestlaufzeit
  • monatlich kündbar
Bereits Abonnent?

Fragen? Wir helfen gerne weiter:
Telefonisch unter 0261/9836-2000 oder per E-Mail an: aboservice@rhein-zeitung.net

Oder finden Sie hier das passende Abo.

Anzeige

Pflegestützpunkte geben Infos und beraten

Vier Pflegestützpunkte gibt es in Koblenz, insgesamt sieben im Landkreis Mayen-Koblenz, zuständig für Andernach, Bendorf/Vallendar, Maifeld, Mayen/Vordereifel, Mendig/Pellenz, Rhein-Mosel und Weißenthurm.

Menschen, die selbst Unterstützung brauchen oder Angehörige, die sich melden, sind in allererster Linie meist auf der Suche nach Informationen, wie sie an Leistungen der Pflegeversicherungen herankommen können, denn das ist sehr komplex, sagt Pflegeberater Franz Josef Weber aus Koblenz im Gespräch mit der RZ. Die Stützpunkte beraten unabhängig.

Viele pflegende Angehörige unterschätzen die Belastung, die sich oft schleichend einstellt, sagt Weber. Denn die Pflege eines Angehörigen ist nicht nur physisch, sondern auch psychisch oft sehr belastend. Dazu kommt auch der Faktor Zeit, da Angehörige oft das Gefühl haben, sich keine Auszeit mehr für eigene Bedürfnisse nehmen zu können. Der Pflegestützpunkt weist in diesem Zusammenhang auf den Entlastungsbetrag in Höhe von 125 pro Monat hin, die jeder ab Pflegegrad 1 in Anspruch nehmen kann. Dieses Geld kann eingesetzt werden für Betreuungsleistungen jenseits der Pflege. So kann es beispielsweise für begleitete Spaziergänge, aber auch für Vorlesen oder Spielen oder gemeinsames Geschirrspülen eingesetzt werden, um ältere Menschen zu mobilisieren. Diese Zeit können Angehörige nutzen, um etwa für sich selbst zu tun.

Oft ist es auch gut, wenn es ein breiteres Unterstützungssystem gibt und nicht einer allein für die Pflege zuständig ist. Wenn es zum Beispiel mehrere Kinder gibt, dann muss nicht alles an der ältesten Tochter hängen bleiben, sagt Franz Josef Weber. Wenn eines der Familienmitglieder sich beispielsweise nicht in der Lage sieht, die Mutter zu waschen, dann kann es aber Einkäufe machen oder ähnliches.

Wichtig ist auch, dass pflegende Angehörige akzeptieren lernen, dass die Pflegedienste manchmal anders agieren als sie selbst – und dass sie keine Zeit haben, mit den Angehörigen nach jeder Pflege noch Kaffee zu trinken und zu plaudern.

Die Adressen und Ansprechpartner der Pflegestützpunkte findet man im Internet. dos

Landtagswahl im Kreis Mayen-Koblenz
Meistgelesene Artikel