Hochwasser in der Osteifel: Noch keine Entspannung in Sicht [Update]

Am Mittwochabend sind einige Straßenzüge in der Stadt Mayen vom Hochwasser der Nette überspült worden. Foto: Andreas Walz
Am Mittwochabend sind einige Straßenzüge in der Stadt Mayen vom Hochwasser der Nette überspült worden. Foto: Andreas Walz

Die Hochwasserlage in der Osteifel bleibt angespannt. Insbesondere in der Verbandsgemeinde Vordereifel und der Stadt Mayen gehen die Fluten von Elz, Nitzbach und Nette nur sehr langsam zurück. Viele Häuser sind noch eingeschlossen.In Koblenz-Nähe sind die Schäden durch Starkregen und Hochwasser noch überschaubar.

Lesezeit: 3 Minuten
Anzeige

Das Nette-Hochwasser in Mayen hält die Innenstadt fest im Griff. So kämpfen laut Oberbürgermeister Dirk Meid mehr als 150 Einsatzkräfte gegen die braunen Fluten – und sie stehen vielen Mitbürgern bei, die in ihren Häusern verharren. Ein Mann musste in der Nacht zum Donnerstag aus seinem Haus gebracht werden, weil ein lebensrettendes Gerät zu versagen drohte. Einige Straßen entlang der Nette sind nach wie vor ohne Strom.

Ursächlich für das urplötzlich heranschießende Hochwasser waren laut Jasmin Alter, der Pressesprecherin der Stadt, zwei Faktoren: gut 120 Liter Regen, die am Mittwoch fielen, und der Nitzbach, der enorm viel Wasser aus der Eifel herantransportierte. Der Stadtteil Nitztal war zeitweise nicht zu erreichen. In Virneburg waren mehrere Straßen unpassierbar.

Auch die Elz bereitete arge Probleme, der Scheitel ihres Hochwasser wurde erst für den Lauf des Donnerstags erwartet. In der Nacht zum Donnerstag wuchteten Feuerwehrleute in Monreal gut 2000 Sandsäcke gegen das Ufer, um ein Überfluten des historischen Ortskerns zu verhindern.

Dramatische Szenen spielten sich in Trimbs ab, wo ein Reiterhof von den Fluten der Nette eingekreist wurde. Mehrere Pferde mussten von Einsatzkräften aus den Ställen in Sicherheit gebracht werden. Bei der Aktion wurde ein Mann leicht verletzt. bro/mbo

[Update, 14.38 Uhr] Rund um Koblenz haben sich derweil weitgehend die Hoffnungen von Mittwoch erfüllt, vom Grobsten verschont zu bleiben. Vallendar ist diesmal glimpflich durch die Unwetternacht von Mittwoch auf Donnerstag gekommen. Das sagt Peter Gruschinski, Fachbereichsleiter Bürgerdienste, in Vertretung des Verbandsgemeindebürgermeisters Fred Pretz. Vor einigen Tagen war es vor allem rund um den Mallendarer Berg nach Starkregen zu heftigen Problemen gekommen (wir berichteten), die sind diesmal ausgeblieben, sagt Gruschinski. Am Donnerstagvormittag hat sich auch der Rhein noch in seinem Bett gehalten, trotzdem sei die VG in Bereitschaft. Vorsorglich sind Parkplätze am Rhein gesperrt worden. Der Vallendarer Blick ist nicht nur auf den Rhein gerichtet, sondern auch auf die Mosel. Es spiele auch eine Rolle, so Gruschinski, wie sie das Wasser in Richtung Verbandsgemeindegebiet drücke.

Zu Einschränkungen kommt es derweil in der Verbandsgemeinde Rhein-Mosel in Moselnähe. Die Unterführung und die Ortszufahrt Kobern-Gondorf unter der Bundesstraße 416 sind bereits seit Mittwochabend überflutet. Der Landesbetrieb für Mobilität Rheinland-Pfalz meldet zudem die Vollsperrung der B9//Ahrbrücke Sinzig. Grund seien Unterspülungen der Unterbauten des Brückenwerks. Am Mittag waren Umleitungsstrecken noch in der Erarbeitung. Zunächst wurden Verkehrsteilnehmer gebeten, die Stelle großräumig über die Autobahnen 61 und 3 zu umfahren.

In Koblenz ist das Peter-Altmeier-Ufer für den Verkehr wegen der Hochwassergefahr gesperrt worden. Die Feuerwehr Koblenz befindet sich seit Mittwochmorgen im Hochwasser-Dauereinsatz. Nachdem zunächst mit den vorbereitenden Maßnahmen sowie dem Aufbau der Hochwasserschutzwand in Neuendorf begonnen wurde, sind die Einsatzkräfte seit Mittwochabend auch im vom Starkregen besonders betroffenen Landkreis Ahrweiler mit weiteren Hilfsorganisationen aus Koblenz wie Malteser, DRK und THW vor Ort. „Wir unterstützen mit dem kompletten Portfolio“, erklärte Florian Bischoff von der Berufsfeuerwehr Koblenz am Donnerstag auf RZ-Anfrage. So sind beispielsweise die Wasserrettung sowie verschiedene Bereitschaftszüge im Einsatz. Ein Ende der Koblenzer Unterstützung im Kreis Ahrweiler war am Donnerstagmorgen zunächst nicht abzusehen.

Neben der überörtlichen Hilfe gingen am Donnerstag auch die Hochwasser-Vorbereitungen in Koblenz selbst weiter, wie die Feuerwehr auf Anfrage erklärte. So wurde die Aufbaueinheit 2, die sich bis zum Sportplatz am Schartwiesenweg im Stadtteil Neuendorf erstreckt, fertig aufgebaut. Aufgrund des steigenden Moselpegels wurde im Laufe des Donnerstagnachmittags das Peter-Altmeier-Ufer in Teilen für den Durchgangsverkehr gesperrt. Die Feuerwehr Koblenz rechnet insgesamt mit einem Wasserhöchststand von 7 Metern am Freitagmorgen am Pegel Koblenz.

Bendorf ist von größeren Schäden verschont geblieben, sagt Stadtsprecherin Theresa Artzdorf. Man schaue allerdings ins nahe Mayen, so Bürgermeister Christoph Mohr, und organisiere ein Hilfsangebot. dos/dsf

[Update 2, 14.55] Ein Blick auf die Pegelstände: In Koblenz liegt der Rhein-Pegelstand (Stand 14.30 Uhr) bei 550 Zentimetern. Die Mosel (Pegel Trier, Stand 14 Uhr) liegt bei 925.

[Update 3, 15.40 Uhr] Der steigende Pegel macht der Verbandsgemeinde Rhein-Mosel Sorgen. Es deute alles auf ein Hochwasser hin, sagt VG-Bürgermeister Bruno Seibeld. Das könnte die Ausmaße von 2003 annehmen. Die Starkregen-Nacht hat die Verbandsgemeinde derweil vergleichsweise gut überstanden.

[Update 4, 17.57 Uhr] Die Verbandsgemeinde Weißenthurm hatte bislang keine Starkregenschäden zu beklagen. Trotzdem sind die Feuerwehren in der VG im Einsatz. Aus der Verbandsgemeindeverwaltung heißt es: „Unsere Feuerwehreinheiten haben aber bis zum frühen Morgen Unterstützung geleistet für die Feuerwehren in der Eifel, in Mayen und im Kreis Ahrweiler. 55 Feuerwehrangehörige waren mit 12 Fahrzeugen von 20 bis 6 Uhr morgens im Einsatz und haben 8500 Sandsäcke befüllt und verteilt. Aktuell leisten die Feuerwehreinheiten der VG weiter Unterstützung und sind dabei, Gerätschaften wie Pumpen in benachbarte, besonders betroffene Gebiete zu bringen. So wurden heute Vormittag 5 Pumpen auf das Maifeld gebracht. Am frühen Nachmittag sind knapp 50 Feuerwehrleute mit neun Fahrzeugen nach Mayen aufgebrochen und setzen in der überfluteten Stadt 12 Tauchpumpen ein, mit denen Keller leer gepumpt werden können. Zur Ausstattung gehören außerdem 10 Generatoren für den Betrieb der Pumpen. Die Feuerwehr der VG Weißenthurm unterstützt so ihre Kameradinnen und Kameraden aus der Eifel und leistet tatkräftig Hilfe für die betroffenen Einwohner.“