Mayen

Betriebshof verwüstet: Nette hinterlässt Millionenschaden in Mayen

Von Martin Boldt
Teile des Mayener Betriebshofs stehen auch eine Woche nach der Flut noch unter Wasser. Betriebsleiter Wolfgang Saur (links) und Fachbereichsleiter Andreas Seiler berichten von massiven Schäden innerhalb des Gebäude und dem Equipment. Foto: Martin Boldt
Teile des Mayener Betriebshofs stehen auch eine Woche nach der Flut noch unter Wasser. Betriebsleiter Wolfgang Saur (links) und Fachbereichsleiter Andreas Seiler berichten von massiven Schäden innerhalb des Gebäude und dem Equipment. Foto: Martin Boldt

Auf den ersten Blick erinnert nur noch ein kleiner „Baggersee“ daran, dass die Nette in der vergangenen Woche teilweise bis zu einem Meter hoch auf dem Gelände des Mayener Betriebshof stand. Nach dem der Fluss wieder in sein Bett zurückgekehrt ist, zeigt sich jedoch immer deutlicher das ganze Ausmaß der Zerstörung: Andreas Seiler, Fachbereichsleiter Bauen, Grundstücks- und Gebäudemanagement, schätzt den entstandenen Schaden an den Gebäuden und den Gerätschaften derzeit auf mehr als 1,8 Millionen Euro.

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„Das Wasser stand dieses Mal noch einmal deutlich höher als beim Hochwasser 2016. Wir konnten zwar nahezu alle Fahrzeuge in Sicherheit bringen, aber das Wasser ist in das Gebäude eingedrungen und hat vor allem die fest installierten Gerätschaften zerstört“, erläutert Seiler. Die Böden haben sich voll Wasser gesaugt und auch die Heizungsanlage wurden zerstört. Wolfgang Saur, Leiter des Betriebshofs geht weiter ins Detail: „Durch die Strömung und einen zerstörten Zaun wurden unzählige Lagermaterialien, angefangen von Verkehrszeichen bis hin zu Straßenabsperrungen, im gesamten Umfeld bis runter zur Kläranlage verteilt.“ Auch die vollständige Büroeinrichtung wurde für eine weitere Nutzung durch die Flut unbrauchbar gemacht.

Die schwerbeschädigte Liegenschaft stellt die Stadt vor ein Dilemma: Der Umzug in das neue Betriebsgebäude, dass in der Verlängerung des Katzenberger Weges an der B 262 entstehen wird, ist erst 2024 geplant. „Deshalb wollen wir da unten am alten Standort eigentlich nicht mehr maßgeblich investieren“, sagt Oberbürgermeister Meid. „Andererseits braucht der Betriebshof ja eine Örtlichkeit, wo man sich niederlassen kann. Derzeit suchen wir nach Übergangslösungen. Womöglich muss ein Ausweichobjekt angemietet werden.“ Das Hauptaugenmerk liege daher aktuell auf dem Mitarbeiterschutz. Konkret bedeutet dies bis auf absehbare Zeit einen Notbetrieb des Betriebshofes und seiner 35 Mitarbeiter: „Der Handwerkerbereich wird eingestellt und unsere Kehrmaschinen sind erst einmal überwiegend im Einsatz, um die vielen Sinkkästen auf den Straßen entlang der Nette von Treibgut und Schlamm zu befreien“, erläutert Saur. Er rechnet mindestens mit sechs Monaten, bis sein Team wieder voll einsatzfähig sein wird.

„Der geplante Neubau des Betriebshofs bekommt dadurch natürlich eine noch höhere Priorität“, so Meid. Je schneller man mit den Arbeiten beginnen könne, umso besser. Aktuell wartet die Stadt allerdings noch auf eine baufachliche Stellungnahme der SGD-Nord. Diese ist unabdingbar für eine Zuschussbewilligung aus dem I-Stock des Landes, der 60 Prozent der förderfähigen Kosten des Neubaus absichert. „Im Prinzip könnten wir schon morgen mit der Terrassierung des Geländes beginnen“, ist Meid überzeugt.

Der Verwaltungschef ist im Übrigen überzeugt, dass das jüngste Hochwasser und seine Folgen nur mit weitreichenden Schutzmaßnahmen am Oberlauf der Nette hätte abgemildert werden können. „Bei dem, was da am letzten Mittwoch passiert ist, hätten wir auch mit mehr Sandsäcken nichts machen können. Was man aber machen kann, ist Vermögen zu sichern. Bis zuletzt standen viele Fahrzeuge im Hochwassergebiet trotz der Lautsprecherdurchsagen“, berichtet Meid. Bis zuletzt habe das Ordnungsamt versucht Halter zu ermitteln und Fahrzeuge in Sicherheit zu schleppen. Auch Fachbereichsleiter Andreas Seiler berichtet von beratungsresistenten Haltern, die ihre Fahrzeuge auch dann noch abgestellt hätten, obwohl bereits Warnschilder auf die drohende Überflutung hingewiesen haben. „Dafür habe ich dann wenig Verständnis.“

Um dem Starkregen nicht noch einmal derart hilflos ausgesetzt zu sein, wird die Stadtspitze eine Arbeitsgruppe ins Leben rufen. „Wir müssen uns jetzt um Hochwasserschutz kümmern – und zwar vor der Stadt. Wir müssen das Wasser künftig vor der Stadt aufhalten, damit es dort gestaut wird, wo es wenig Schaden anrichtet. Wir müssen uns mit den Verbandsgemeinden am Oberlauf zusammensetzen, es gibt viele Wiesenflächen, und da könnte man bestimmt mit gewissen Bauwerken Stauungen herrichten. Das ist das Einzige, was meines Erachtens Sinn macht“, führt Mayens Oberbürgermeister aus.

Die Liste der weiteren Schäden unterstreicht die Dringlichkeit der Sache: Auch bei der Clemensschule beläuft sich der bisher ermittelte Schaden auf mindestens 1,5 Millionen Euro, weitere 20.000 Euro an Reparaturen wird das Jugendhaus benötigen, das durch eindingendes Grundwasser beschädigt wurde. „Hinzu kommen mehrere Brücken, die abgängig sind“, sagt Seiler. Das Bauwerk südlich der Hammesmühle etwa liegt seit der Flut komplett im Wasser und muss erst noch mit einem Autokran aus der Nette geborgen werden. Auch die Fußgängerbrücke am Freizeitzentrum wurde schwer beschädigt.

Von unserem Redakteur Martin Boldt