Ganz schön selbstgerecht – Getroffene Hunde bellen, lautet eine Redensart. Dass sie stimmt, hat der Stadtrat Mendig mit seiner Reaktion auf das Schreiben der Anwohner vom Sonnenhang gezeigt. Deren berechtigte Kritik wurde flugs umgedeutet in einen Angriff auf die Ratsleute: Von maßloser Übertreibung war die Rede, von Beleidigung und einer absoluten Frechheit. Das ist ganz schön selbstgerecht.
Politik muss nachvollziehbar sein. Und Politiker müssen erklären, warum sie sich für oder gegen etwas entschieden haben. So einfach ist das. Wie soll denn sonst Akzeptanz für politische Beschlüsse entstehen?
Der Hinweis, dass es zur Meinungsbildung schließlich intensive Gespräche in den Fraktionen gebe, macht die Sache auch nicht besser. Ja, was denn sonst? Wenn Beschlüsse ohne vorherige Diskussion gefasst würden, dann könnte man sich den Politikzirkus auch gleich ganz sparen.
Natürlich ist die ehrenamtliche Kommunalpolitik eine besondere Herausforderung. Die Materie ist kompliziert, sich einzuarbeiten kostet Zeit – in diesem Fall: Freizeit. Wer so ein Mandat annimmt, hat grundsätzlich Lob verdient. Und dass nicht jedes Ratsmitglied in allen Details Bescheid weiß und sich im Zweifelsfall auf den Experten in der Fraktion verlässt – völlig klar.
Aber: Es muss nicht jeder Einzelne, aber es müssen wenigstens die Fraktionen in den Gremiensitzungen klar machen, wie sie zu ihrem Standpunkt gekommen sind. Wer das nicht will, wer Nachfragen gar für eine Zumutung hält, sollte seine Einstellung hinterfragen – und nicht den Fragesteller abbügeln.
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