Löf

Wenn das Netz zur Qual wird

Wenn das Netz zur Qual wird
Internet im Dampflok-Tempo: In ländlichen Gegenden geht es vielen so wie Moselaner Denis Gries. Foto: Winfried Scholz

Sein Wohnort steht auf Seite 9 der Liste der mit Breitband unterversorgten Städte und Gemeinden in Rheinland-Pfalz. Und da ist es auch kein Trost für Denis Gries aus dem zum Moselörtchen Löf gehörenden Ortsteil Kattenes, dass auf der Liste noch 35 Seiten folgen.

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Wer ihn oder seine Freundin Cornelia Orthen ärgern will, schickt ihnen einen Link zu einem Video bei YouTube. „Gerade gesehen, musst Du Dir anschauen.“ Was für Viele selbstverständlich ist, ist es in der DSL-Wüste wie in Kattenes eben nicht. „Als wir hier hergezogen sind, weil meine Mutter hier wohnt und auf die Kinder aufpassen kann, wusste ich, dass das Internet langsam ist. Aber so langsam ...“ Es kommt vor, dass er seine E-Mails checkt – und die Leitung abbricht: Dann ist im anderen Stock Conny auch im Internet.

Auf paradiesische Zustände nach der Versteigerung der Frequenzen wagt er nicht zu hoffen: „Kattenes liegt dann wahrscheinlich auch wieder im Funkloch, wenn der Netzausbau erfolgt.“ Denis Gries ist Fachinformatiker – jemand, der weiß, wovon er spricht und mit welchen Tricks er sich helfen kann. Wenn Microsoft ein Windows-Update schickt, bringt er die neuen Dateien von der Arbeit mit. Er überlässt es nicht dem Rechner, sich die Daten dafür aus dem Internet zu holen, das sie mit der Geschwindigkeit von DSL-light liefert. Manchmal wird die Datenrate von 384 kbit/s auch Dorf-DSL genannt. Aber nicht einmal das bekämen manche hier; es sind keine Anschlüsse mehr frei.

Für manche war es da ein Segen, als Daniel Schmitt 2005 moselweit.de gründete: Mit acht angemieteten und gebündelten Leitungen versorgt er heute über Funk Kunden aus Löf, Kattenes, Alken und Oberfell. Solche lokalen Funknetze sind vielerorts entstanden – aber auch nicht das Nonplusultra: Wenn viele der gut 220 Kunden von moselweit.de zugleich per WLAN das Netz nutzen, wird„s auch quälend langsam. Und 20 Prozent der Ortslagen befinden sich trotz 17 Relaisstationen im Funkschatten.

Wie sehr das Internet Standortfaktor ist, hat Gries bei der Vermietung einer Wohnung in einem anderen Moselort gemerkt: “Jeder Interessent hat gefragt, wie es mit Internet aussieht ..." Die Gemeinden Oberfell und Alken haben deshalb auch die Telekom mit 50.000 Euro Zuschuss geködert, dort doch 2010 noch DSL mit schnellen 16 Mbit/s zu installieren.

Von der neuen Leitung profitieren könnten auch die Bewohner von Löf und Kattenes-moselweit.de will auch solche Leitungen mieten und für den Funk in allen Orten nutzen. Dann könnte es auch in Kattenes interessant werden, sich mal schnell ein Video auf Youtube anzusehen...