Um die Nachfolge der Montabaurer Stadtbürgermeisterin Gabi Wieland bewerben sich zwei Kandidatinnen - Was sie motiviert
Zusammenhalten und den Rücken stärken: So unterstützen Wäller Politikerinnen Frauen
Susanne Görg (links) und Melanie Leicher konkurrieren um die Nachfolge als Montabaurer Stadtbürgermeisterin. Was die Förderung von Frauen in Politik und Wirtschaft angeht, sind sie sich in vielen Punkten einig.
Katrin Maue-Klaeser

Westerwald. Frauen sind in Führungspositionen immer noch unterrepräsentiert – auch in der Politik. Im Westerwald zeigt sich punktuell ein anderes Bild: Die amtierende Montabaurer Stadtbürgermeisterin Gabi Wieland kandidiert nicht wieder, sie widmet sich künftig ganz ihrem Hauptamt als Erste Beigeordnete des Westerwaldkreises. Doch mit Susanne Görg und Melanie Leicher bewerben sich zwei Frauen aus dem Stadtrat um ihre Nachfolge. Was motiviert sie und wie möchten sie weitere Frauen inspirieren?

Susanne Görg war schon immer politisch interessiert – die Kommunalpolitik rückte indes erst in ihren Fokus, als sie Mutter wurde und später auch ihre Eltern Unterstützung brauchten, sagt sie. Sie bringt sich bei der CDU ein, führt den Montabaurer Ortsverband und ist stellvertretende Vorsitzende der Stadtratsfraktion. Melanie Leicher hat zu Hause schon viel über Engagement in der Ortspolitik mitbekommen. Vor etwa 15 Jahren haben sich ihre eigenen Interessen dann in diese Richtung verlagert, beschreibt sie, seit zehn Jahren ist sie für die FWG in der Ortspolitik, ist Vorsitzende der Stadtratsfraktion und beruflich für die Freien Wähler auf Landesebene aktiv.

Frauenquote ist Mittel zum Zweck

Eine Frauenquote, Teamleiterinnen und eine paritätische Besetzung im Frontoffice waren Normalität in dem Telekommunikationsunternehmen, in dem Leicher viele Jahre tätig war. „In der Wirtschaft hat es schon einen großen Wandel gegeben – aber man muss dahinter bleiben“, findet sie. In der Kommunalpolitik hingegen sind Bürgermeisterinnen noch in der Minderheit. Generell ist Leicher der Ansicht, Qualifikation, Wille und Können sollten die wichtigste Rolle spielen, nicht das Geschlecht. Doch sie ist auch überzeugt, dass eine ausgeglichene Besetzung von Gremien zu ausgewogeneren Entscheidungen führt.

Eine ausgewogene Geschlechterverteilung führt zu nachhaltigeren Beschlüssen.

Melanie Leicher

Auch Görg macht sich dafür stark, „Frauensicht in Politik und Verwaltung zu bringen“. Mit einer berufstätigen Mutter und zwei Schwestern ist Görg in der Gewissheit groß geworden, dass „Frauen alles genauso gut können wie Männer“. Sie sehe jedoch, dass Frauen in der Wirtschaft immer noch hinten anstehen. Und leider habe sie vielfach beobachtet, dass „mit Kindern die Karriere der Mutter einbricht“. Es gebe einfach nicht genug Kinderbetreuung in Kita und Schule, die Paaren eine freie Entscheidung erlaubt, wer wann und in welchem Umfang arbeiten gehen will. „Daran scheitert schon ein Teilzeitjob – vor allem, wenn Homeoffice oder freie Zeiteinteilung nicht möglich sind“, kritisiert Görg. Auch für ein politisches Engagement erachtet sie als notwendig, dass der Zugang digital beispielsweise durch hybride Sitzungen und Livestreams erleichtert wird.

Frauen setzen andere Schwerpunkte

Alter oder Geschlecht spielten für sie im politischen Tagesgeschäft keine Rolle, sondern was der Mensch tut, betont Leicher. In ihrer Partei habe sie sich eher durchsetzen müssen als in der CDU-Fraktion im Stadtrat, beschreibt Susanne Görg. Sie habe sich durch Gabi Wieland durchaus inspiriert gefühlt, bezeichnet sie als Mentorin. Als Frau und Mutter ergeben sich andere Schwerpunkte für die Tätigkeit, ist sie überzeugt.

Wenn Gleichberechtigung erreicht ist, kann jeder unterstützen, wen er will.

Susanne Görg

Melanie Leicher wurde vor drei Jahren aus der FWG heraus als Kandidatin vorgeschlagen, sagt sie, auch der Fraktionsvorsitz sei ihr angeboten worden, ohne dass sie es gefordert hätte – schließlich habe die FWG schon bei der vorigen Wahl mit und für „Frauenpower“ geworben. Susanne Görg verweist auf Männer-Netzwerke und das „Thomas-Prinzip“. Das besagt, dass Menschen sich am liebsten mit ähnlichen Menschen umgeben, was darin gipfelt, dass in börsennotierten Unternehmen 5 Prozent der CEOs Thomas heißen – fast so viele, wie es Frauen auf Vorstandsposten gibt. „Wenn Gleichberechtigung erreicht ist, kann jeder unterstützen, wen er will“, sagt Görg.

Starke Männer stehen hinter Kandidatinnen

Sie findet es wichtig, dass Frauen sich gegenseitig fördern. Leicher unterstreicht: „Frauen müssen sich zusammentun und den Rücken stärken.“ Sie ist sicher: „Eine ausgewogene Geschlechterverteilung führt zu besseren, nachhaltigeren Beschlüssen.“ Beide Kommunalpolitikerinnen wissen privat übrigens „starke Männer“ hinter sich und schätzen das sehr, denn ohne die Unterstützung zu Hause und in der Familie ginge es nicht.

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