Erst vor wenigen Tagen hatte der Vorstandsvorsitzende der Jugendherbergen in Rheinland-Pfalz und im Saarland, Jacob Geditz, noch einmal offiziell bestätigt, dass sich der Verband von dem Haus in Montabaur trennen wird. Gleiches gilt für die Herberge in Steinbach am Donnersberg. Vier weitere Einrichtungen in Rheinland-Pfalz, die im Frühjahr ebenfalls geschlossen wurden, stehen hingegen noch nicht zum Verkauf. Bei den Häusern in Idar-Oberstein, Traben-Trarbach, Bollendorf in der Eifel und Sargenroth im Hunsrück will der Verband zunächst die weitere Entwicklung in der Krise abwarten (unsere Zeitung berichtete).
Doch zurück zur Jugendherberge in Montabaur: Dort wird nun mit Spannung erwartet, wie es mit dem Haus am Eingang zum Gelbachtal weitergeht. Immobilienmakler Marco Schwaderlapp aus Ransbach-Baumbach, der den Verkauf für den Verband übernommen hat, hielte ein Boarding- oder auch Hostal-Konzept für eine gute Lösung. Derartige Betriebe bieten vergleichsweise günstige Übernachtungsmöglichkeiten für Geschäftsreisende oder auch Saisonarbeiter, die sich nicht in ein teureres Hotel einquartieren wollen. Das Gebäude wäre mit einer Nutzfläche von 2100 Quadratmetern auf jeden Fall groß genug. Es verfügt insgesamt über 33 Zimmer. Angesichts eines parkähnlichen Außengeländes, das stolze 16.700 Quadratmeter misst, erscheint der angesetzte Verkaufspreis für Montabaurer Verhältnisse durchaus günstig. Nicht genau beziffert ist indes der Sanierungsaufwand, den ein neuer Eigentümer zu tragen hätte. Das Gebäude ist in den vergangenen Jahrzehnten zwar immer wieder modernisiert worden. Die doppelt verglasten Kunststofffenster beispielsweise stammen aus den späten 80er- und frühen 90er-Jahren. Der insgesamt große Sanierungsstau war jedoch der Hauptgrund, warum sich der Verband von der Jugendherberge in Montabaur trennen möchte. Ein Manko ist unter anderem, dass nicht alle Zimmer über eigene Sanitäranlagen verfügen. Es gibt deshalb auch Etagenbäder. Trotz aller Modernisierungsmaßnahmen erinnert auch die Inneneinrichtung mit rustikalen Etagenbetten teilweise noch an frühere Zeiten.
Die Buchungszahlen des Betriebs waren zuletzt allerdings sogar steigend, und die Einrichtung schrieb schwarze Zahlen. Im Jahr 2019 verbuchte sie ein Plus von 60.000 Euro. Doch auch diese gute Bilanz konnte die Jugendherberge nicht retten. Die Mitarbeiter erhielten bereits kurz nach Beginn des Corona-Lockdowns im Frühjahr die Kündigung.
Insgesamt hat sich der Verband mittlerweile etwas von dem Corona-Schock im Frühjahr erholt. Die Jugendherbergen im Land berichten, dass es inzwischen auch wieder Buchungen von Klassenfahrten gibt. Die Herbergen hatten schon im Sommer ein Schutz- und Hygienekonzept vorgelegt, das die Gäste offenbar überzeugte. In den Ferienmonaten Juli und August seien die Jugendherbergen in Rheinland-Pfalz und im Saarland wieder durchschnittlich zu 65 Prozent belegt gewesen, sagte Geditz.
Gleichwohl seien durch die Corona-Krise mehr als eine halbe Million Übernachtungen weggebrochen – nicht nur in der Zeit der Schließung, sondern auch durch Stornierungen bis zum Jahresende. Der Verband rechnet deshalb mit einer Halbierung der Gästezahlen im Vergleich zum Vorjahr.
Derweil wecken die Aufnahmen des Immobilienbüros aus dem Inneren der Montabaurer Herberge bei früheren Besuchern nostalgische Gefühle. Das machen unter anderem die Kommentare in den sozialen Netzwerken deutlich. Viele Menschen verbinden persönliche Erinnerungen mit der Jugendherberge, die sie teilweise vor Jahrzehnten selbst besucht haben.