Zum 650-jährigen Bestehen tanzen die Einwohner des 431-Seelendorfes im schmuck sanierten Gemeindezentrum
Zum 650. Geburtstag wird getanzt: Hahn am See feiert Jubiläum mit einer Party
Das sanierte Gemeindezentrum ist zu einem Schmuckstück geworden. Ein besonderer Blickfang ist die Saaldecke mit den Lüftern und den Deckenstrahlplatten samt integrierter Beleuchtung. In dem Saal wird die Party zum 650-jährigen Bestehen des Ortes gefeiert.
Angela Baumeier

Die Ortsgemeinde Hahn am See feiert in diesem Jahr ihr 650-jähriges Bestehen. Sie geht es bescheiden an und hat sich dafür entschieden, alles Offizielle hintan zu stellen, keinen steifen Kommersabend, sondern einen Gute-Laune-Abend zu veranstalten: Gefeiert wird gemeinsam am Samstag, 9. November, im frisch sanierten Gemeindezentrum mit der Liveband „The Kolbs“. Einlass ist ab 19 Uhr, der Eintritt ist frei.

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Mehr nicht? Ortsbürgermeisterin Doris Frink lacht auf diese Frage. Doch, mehr soll kommen – aber später, wenn der Dorfplatz, der seit Jahren umgewandelt wird, fertig ist. „Dann feiern wir hier ein richtig schönes Sommerfest“, sieht die Dorfchefin in die Zukunft.

Fast alles ist geschafft

Sie sitzt auf einer Bank in dem schmucken Gemeindezentrum, das zum Geburtstag zum Tanzsaal werden wird, und berichtet davon, was alles an Sanierungsarbeiten gestemmt wurde. Bis auf wenige Restarbeiten ist es geschafft. Die fünf Dachflächen sind komplett neu, alle Fenster schallschutzsicher. „Damit ist das Gebäude energetisch gut verpackt“, sagt Frink. Deckenstrahlplatten (mit integrierter Beleuchtung) sorgen für eine angenehme Wärme, die farbliche Gestaltung macht den Raum licht und hell. Kontraste bilden dazu die holzfarbene Decke und der alte Parkettboden, der nach der Party noch einmal abgeschliffen und versiegelt wird.

Dann werden auch die Flecken darauf passé sein, die ein Wasserschaden verursachte. „Wir wollen nicht alles wegwischen“, setzt die Gemeinde auf eine Erinnerungskultur, bei der Dinge bewahrt und zu neuem Leben geführt werden – wie eben der Parkettboden in dem Gemeindezentrum, das 1974 errichtet wurde.

„Der Architekt hat hier ein grandioses Haus gebaut“, schwärmt die Ortschefin. Alles laufe im Saal auf die Bühne zu, und der erhöhte Bereich im Eingang mit der Loch-Akustikdecke gebe eine Leichtigkeit. „Was wir noch nicht haben, ist ein Nutzungskonzept“, berichtet Frink weiter. Das soll nun von den Einwohnern erarbeitet werden und sich entwickeln können.

Dabei kann die Gemeinde auf eine gute Nachbarschaft mit den Anwohnern des Gemeindezentrums bauen. Ein Grund ist sicher auch der neue, gute Schallschutz. So wurden vor dem Haus auch Schallschutzmauern errichtet, wodurch eine Art Innenhof entstanden ist. Der kleine Grünbereich soll im Frühjahr mit Blumen bepflanzt werden, sicher in einer Gemeinschaftsaktion, stellt sich die Ortschefin vor. Vielleicht werde auch noch die Wand über der Bühne künstlerisch gestaltet werden.

Nicht nur der große Saal ist saniert, auch die Jugend hat nun endlich einen festen Platz für sich in dem Haus bekommen. Seit der Jugendraum da ist, hat sich auch wieder eine Kirmesjugend gefunden, die, so unterstreicht Frink, sehr engagiert ist. Es sei wichtig, ihr einen eigenen Bereich und auch Verantwortung dafür zu geben.

Alle Generationen sollen ins Boot geholt werden, was den neuen Dorfplatz betrifft, der an der Stelle gestaltet werden soll, an der bis vor wenige Jahre noch das Gebäude der Gaststätte Thewalt stand. Für die Gestaltung sind die Förderanträge gestellt. Wenn im Frühjahr die Bescheide vorliegen, kann ausgeschrieben werden, die Arbeiten müssen dann innerhalb von zwei Jahren erfolgen. Der Charme des Areals liegt zum einen darin, dass es den Blick freigibt auf das Herz des Ortes (Linde und Kirche), ja unmittelbar daran anschließt, zum anderen auch hier Altes integriert wird, Geschichte also weitergeführt wird. Das ist in diesem Fall altes Bruchsteingemäuer, das in die Planung einbezogen werden soll.

Auf zwei Ebenen wird es dann für die Einwohner und Gäste Möglichkeiten zum Verweilen geben, natürlich sollen die Wege behindertengerecht sein. Eine alte Mauer könnte dazu genutzt werden, Filme im Dorfkino zu zeigen, es soll einen Grillplatz, Bänke, eine Pergola und vieles mehr geben. Bäume (vielleicht Linden?) sollen eine natürliche Abgrenzung zur Straße bilden.

Gefühl: „Das ist unser Platz“

„Wichtig ist, dass die Menschen spüren: Das ist unser Platz. Wir wollen einen guten Ort schaffen, der eine anlasslose Vergesellschaftung möglich macht“, meint Doris Frink. Jeder solle sich also eingeladen fühlen, den Platz dann mit neuem Leben zu füllen, dabei müsse nicht alles organisiert und als Veranstaltung angekündigt sein. Man könne ja einfach abends da beisammen sitzen – „wie auf einer Piazza im Süden“.

Ort wird 1374 als „Hane“ erwähnt

Hahn am See, das 1374 als „Hane“ erstmals erwähnt wurde, gehört zur Verbandsgemeinde Wallmerod und liegt an einer der ältesten Straße Deutschlands. Die „Hohe Straße“, die heutige B8, lässt sich zurück bis zur vorchristlichen Völkerwanderung nachweisen. Die Ortsmitte wird durch die mehr als 100 Jahre alte Dorflinde und die unter Denkmalschutz stehende, im Jahr 1726 im Barockstil erbaute Kirche geprägt. Am 1. Mai 1980 wurde die Gemeinde von „Hahn bei Wallmerod“ in „Hahn am See“ umbenannt. Derzeit leben in der Ortsgemeinde 431 Einwohner (Gemeindestatistik, Ende September 2024), davon acht mit Nebenwohnung. 215 davon sind weiblich, 208 männlich. Mehr als die Hälfte (224) der Einwohner gehören derzeit der römisch-katholischen Kirche an. bau

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