Dann öffnet im Kloster Maria Hilf in Dernbach zwischen 9 und 18 Uhr ein Sonderpostamt. Wer möchte, kann seine Katharina-Kasper-Marke dann mit einem Sonderstempel auf einem limitierten Briefkuvert abstempeln lassen. Sonderstempel wie Brief gibt es nur an diesem Tag und nur im Mutterhaus.
„Die Veranstaltung wurde zum Glück nicht coronabedingt abgesagt“, freut sich die Provinzoberin der Armen Dienstmägde Jesu Christi (ADJC), Schwester Theresia Winkelhöfer.
„In allem und überall geschehe der heilige Wille Gottes.“
Die Worte der heiligen Katharina Kasper stehen auf der Sondermarke zum 200. Geburtstag der Ordensgründerin.
Die Sondermarke im Wert von 155 Cent zeigt auf einem leuchtend gelben Hintergrund eines der wenigen Schwarz-Weiß-Porträtfotos Katharinas in Ordenstracht. Darüber stehen die für Katharina charakteristischen Worte „In allem und überall geschehe der heilige Wille Gottes“.
„Wir feiern in diesem Jahr den 200. Geburtstag unserer Ordensgründerin. Aus diesem Anlass haben wir uns beworben, die Sondermarke auch in Dernbach zu präsentieren“, erzählt Schwester Bernardia Hehl.
„Die Idee dazu ist in unseren Reihen entstanden, und wir sind von der Bedeutsamkeit überzeugt, dass diese Frau noch mehr einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht wird“, erklärt sie.
Und so haben die Dernbacher Schwestern vor zwei Jahren den Vorschlag, zum 200. Geburtstag Katharinas eine Sondermarke herauszugeben, beim Finanzministerium eingereicht – mit Erfolg.
Jedes Jahr entstehen etwa 50 Sondermarken aus ungefähr 500 Vorschlägen
Berlin gab grünes Licht und wählte den Vorschlag aus. Jedes Jahr entstehen etwa 50 Sondermarken aus ungefähr 500 Vorschlägen, die das Bundesfinanzministerium erreichen.
Neben seiner Funktion als oberste Bundesfinanzbehörde sei das Ministerium auch ein Chronist deutscher Zeitgeschichte, erklärt Schwester Bernardia.
Denn das Ziel aller Sondermarken ist es, wichtige historische und aktuelle Ereignisse, bedeutende Persönlichkeiten und runde Jubiläen in Deutschland zu würdigen.
Bewegende Begebenheiten, herausragende Persönlichkeiten, literarische Meisterwerke, architektonische Höhepunkte oder Wunder der Natur – Briefmarken sind ein bunter Spiegel unserer Alltagskultur, führt Schwester Bernardia aus.
Auch verschiedene Regionen sowie gesellschaftspolitische Themenfelder sollten ausgewogen vertreten sein. Deshalb haben Ereignisse mit lokaler Bedeutung nur eine geringe Chance, zum Thema einer neuen Marke zu werden. Und es gibt weitere Ausschlusskriterien: So werden keine lebenden Personen mit einem Briefmarken-Motiv geehrt.
Rund 100 Grafiker kümmern sich derzeit um die Gestaltung der deutschen Briefmarken
So gibt es in diesem Jahr unter anderen Briefmarken zu den Themen „250. Geburtstag Ludwig van Beethoven“, „Pressefreiheit“, „Grimms Märchen“, „Sesamstraße“, „75 Jahre Vereinte Nationen“ oder „100. Geburtstag Richard von Weizsäcker“. Und zur heiligen Katharina Kasper.
„Was auf den Briefmarken zu sehen ist, entscheidet der Bundesfinanzminister mithilfe eines Kriterienkatalogs. Zwei Beiräte beraten ihn in diesem Prozess“, erklärt Schwester Bernardia das Verfahren.
Dabei macht sich der Programmbeirat Gedanken über die Themen der Briefmarken, prüft Anregungen und stellt eine Vorschlagsliste für die Neuerscheinungen des Jahres zusammen.
Der Kunstbeirat beurteilt schließlich die grafische Qualität der Entwürfe. Rund 100 Grafiker kümmern sich derzeit um die Gestaltung der deutschen Briefmarken. Für jede neue Marke bittet das Finanzministerium sechs bis acht von ihnen, einen Entwurf abzugeben.
Hinter jedem Motiv der Postwertzeichen verbirgt sich eine Geschichte
Immer wieder finden dabei auch kirchliche Themen ihren Weg auf die Briefmarken, die alle kleine Kunstwerke sind. „Große Themen auf kleinstem Raum überzeugend darzustellen, das ist eine Kunst für sich“, meint Schwester Bernardia anerkennend.
Hinter jedem Motiv der Postwertzeichen verbirgt sich eine Geschichte oder eine Person, die Geschichte macht. Wie die heilige Katharina Kasper, sagt sie. „Es mag sein, dass durch die Digitalisierung die klassische Briefmarke nach und nach durch Internetmarken oder andere Formen der Frankierung ersetzt wird“, räumt die Dernbacher Schwester ein.
Die Katharina-Briefmarke sei aber in jedem Fall ein Hingucker. Und: „Wenn schon diese Briefmarke ein unvergängliches Kunstwerk ist, so ist die Frau, die darauf präsentiert wird, erst recht ein unvergängliches Lebenszeichen“, betont sie lächelnd.