Es war ein feingewobenes Schauspiel am Samstagabend in der Stadthalle in Hachenburg. Zur Aufführung des Stückes „Der Morgen kann warten“, gespielt von Susanne Claus und Peter Müller vom Theater Handgemenge, und somit zur Eröffnung des Figurentheaterfestivals konnte Kulturreferentin Beate Macht zahlreiche Zuschauer begrüßen, darunter den ersten Kulturreferenten Hachenburgs und heutigen rheinland-pfälzischen Kultur-Staatssekretär Jürgen Hardeck.
„Der Morgen kann warten“ entführte das Publikum in wunderbaren schwarz-blau-weißen Schattenbildern in die nächtliche Situation eines Altenheims und in die Wirklichkeit des Pflegenotstands, ausdrucksvoll gespielt von Susanne Claus als gestresste Schwester Edith, deren Anweisungen sich ein alter Herr, Herr Petermann (Peter Müller) widersetzt.
Geschichte ermuntert zum Schmunzeln und zum Nachdenken
Dies geschieht keineswegs aus Bosheit, sondern ist der Angst von Herrn Petermann geschuldet, einzuschlafen und nicht mehr aufzuwachen, weil seine Seele seinen Körper verlässt. Diese Angst mündet in eine abenteuerliche Reise zum vermeintlichen Mond, dessen Kräfte Petermann real erlebt, nachdem er Schwester Edith den Haustürschlüssel entwendet hat. Im Schattenspiel nimmt er sein Publikum mit, schwebt in seinem propellerangetriebenen Bett weit über der Stadt und erkennt viele Orte seiner Kindheit wieder, von denen er ansonsten nur in der Erinnerung lebt.
Überraschende Wendungen, skurrile Erlebnisse und fantastische Begegnungen wie mit einer Geliebten, die ihn verlassen hat, oder mit seinem Hund, den er so liebte und mit dem er um die Wette heulte (Susanne Claus imitierte sämtliche Stimmen äußerst gekonnt), verleiten zum Schmunzeln, aber auch zum Nachdenken über die Situation vieler alter Menschen in den Heimen, denen es ähnlich ergeht, wenn sie in ihren Träumen in ihr früheres Dasein zurückkehren.
Durch Traumreise geht die Angst vor dem Tod verloren
Das Theater lässt viel Freiraum für eigene Interpretationen. Schwester Edith, genervt von Petermann, der partout nicht schlafen will, der Durst hat, Streuselkuchen verlangt und immer wieder von früher erzählt, wird in die surreale Welt hineingezogen, in der sie dem alten Herren als Mond auf seiner traumhaften Reise erscheint und sogar in der Lage ist, eine von Petermann mit dem Bett umgefahrene Straßenlaterne dank eines von ihr herbeigezauberten 13er-Schlüssels wieder geradezubiegen.

Eine rührende Symbiose bilden Pflegerin und Altenheimbewohner, der sie sich auch nach der langen, spannenden Nacht nicht entziehen können, als Schwester Edith ausgeschlafen erwacht und Herr Petermann die Angst vor dem Tod verloren hat sowie verspricht: „Heute gehe ich mal früher schlafen.“
Darsteller ermöglichen einen Blick hinter die Kulissen
Eine wunderbare Vorstellung der großartigen Spieler Susanne Claus und Peter Müller, die es sich nicht nehmen ließen, dem begeisterten Publikum nach der Aufführung die Geheimnisse des Schattentheaters hinter dem Vorhang näherzubringen und zu erklären.
Das Hachenburger Figurentheaterfestival dauert noch bis Sonntag, 24. November, an. Zu sehen sind in den kommenden Tagen viele wunderschöne Kindervorstellungen.