Der Musikverein Siershahn feiert in diesem Jahr seinen 120. Geburtstag. Ein berauschendes Ständchen haben sich die „Geburtstagskinder“ am Samstagabend in der heimischen Overberghalle vor 400 Zuhören selbst gebracht. Bei dem Repertoire hatten allerdings die Freunde dieses Ensembles, das den Ruf genießt, zu einem der besten Laienorchester in Rheinland-Pfalz zu zählen, sozusagen die Finger mit im Spiel: Vor Jahresfrist hatte man das Publikum gebeten, eine Wunschliste zu erstellen. Davon wurde reichlich Gebrauch gemacht.
Die Publikumswünsche haben die Geburtstagskinder in die Tat umgesetzt. Um es gleich vorweg zu sagen: Was von den 57 Musikerinnen und Musikern geboten wurde, lässt keine Zweifel daran, dass der Verein zu den besten Laienorchestern in Rheinland-Pfalz gezählt werden muss.

Zwei Argumente unterstreichen das. Zum einen der bis in die Haarspitzen engagierte Dirigent Michael Roski, der weiß, was sein Ensemble zu leisten in der Lage ist und was er ihm musikalisch zumuten kann, und zum anderen die sprichwörtliche Spielfreude aller Musikerinnen und Musiker. Eine Symbiose, wie sie besser nicht sein könnte. Und noch etwas zeichnet den Musikverein Siershahn aus: die beispielhafte Pflege des Nachwuchses. Dazu zählen ein Jugendorchester mit circa 22 aktiven Jugendlichen, ein Ausbildungsorchester mit 13 Kindern und eine musikalische Früherziehung mit circa 35 Kindern. Dazu gibt es noch die Gruppe Music Starter mit rund zehn Kindern und die Mini Voices mit ebenfalls zehn Kindern. Also beste Voraussetzungen, optimistisch in die Zukunft zu blicken.
Der Nachwuchs war es auch, der das fast dreistündige Konzert mit seiner Dirigentin Petra Stumpf eröffnete. Fünf zauberhafte Stücke des Jugend- und Ausbildungsorchesters, die von den jungen Leuten ohne Scheu vor großem Publikum gekonnt moderiert wurden, und der Beifall des Publikums waren ein Beweis dafür, dass die Nachwuchsarbeit in der Tat beispielhaft ist.

Das Konzertprogramm des großen Orchesters hat den Geschmack der Zuhörer haargenau getroffen. Kein Wunder, Konzertgäste hatten es ja schließlich ausgesucht. Mit welch einer Begeisterung und Souveränität das Orchester diese Wünsche zum Klingen gebracht hat, lässt sich kaum beschreiben – man muss es einfach miterlebt haben. Wenn der Siershahner Musikverein ein Konzert „inszeniert“, dann stimmt alles bis ins kleinste Detail. Die geniale Musik sowieso, dazu die eingespielten Filmsequenzen, die sympathischen eingestreuten Choreografien, und nicht zu vergessen, die lockere und amüsante Moderation von Sven Krämer, die allein für sich schon Kultstatus bei den Konzerten des Orchesters genießt.
Zurück zu dem Wunschkonzert, das von Höhepunkten gespickt war. Da war der „Abschied der Gladiatoren“, die „Westerwaldfantasie für sinfonisches Blasorchester“, eine Auftragskomposition von Guido Rennert, oder Highlights aus dem Musical „Phantom der Oper“. Lupenreine Solo-Sequenzen im tiefen Blech, tänzelnde Flöten, dramatische und gleichermaßen zärtliche Percussion-Intermezzi, solistische Glanzpunkte anderer Register, die präzise Darbietung des gesamten Orchesters, und eine bis ins Detail ausgereifte Choreografie kamen bei allen Stücken wie in Blech gehämmert und in Holz geschnitzt daher. Blasmusikherz, was begehrst du mehr? Doch der Musikverein Siershahn hatte an dem Abend noch viel mehr zu bieten.

Auf der Wunschliste standen die Polka „Von Freund zu Freund“, sozusagen das Motto des Abends, wo Freunde für Freunde musizierten, „Spirited Away“, „Around the World in 80 Days“, „How to Train Your Dragon“, die weltbekannte Melodie zum Film „Das Boot“ und schließlich „Tief im Westen“. Bei allen Stücken war die Spielfreude und das nicht minder leidenschaftliche Dirigat von Michael Roski, die enorme Präzision und Souveränität bei den Musikern und beim Dirigenten spürbar und hörbar. „Mein Gott, was für eine Musik“, schwärmte ein faszinierter Zuhörer spontan. Und er hat damit sicherlich das Empfinden aller Zuhörer in der Overberghalle auf den Punkt gebracht.
Treue zum Siershahner Musikverein wurde mit Urkunden belohnt
Ehrungen von Mitgliedern für langjährige Treue zum Verein sind sicher nicht selten und würdigen das Engagement aktiver Vereinsmitglieder. Wenn eine derartige Auszeichnung vor großer Kulisse stattfindet, hat das noch einmal einen besonderen Stellenwert. So beim Musikverein Siershahn, wo bei einer kurzen Zäsur im Konzertablauf Sarah Fischer, Steffi Reith und Christian Janke für 20 Jahre aktives Musizieren mit Urkunden und Ehrenzeichen belohnt wurden. Der Vorsitzende des Kreismusikverbandes, Oliver Krämer, hob die Treue der drei zur Blasmusik hervor.
Mehr noch: Mitglieder, die 20 Jahre beim Musikverein Siershahn aktiv musiziert haben, werden in die Riege der Ehrenmitglieder aufgenommen. Die Vorsitzende des Vereines, Petra Stumpf, bekräftigte die Zeremonie mit einer Urkunde für Steffi Reith und Christian Janke. Sarah Fischer musiziert zwar ebenfalls schon zwei Jahrzehnte, doch sie war vorher in einem anderen Verein aktiv. hpm
